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Kästner, Erich - Als ich ein kleiner Junge war




Kästner, Erich - Als ich ein kleiner Junge war

Beitragvon nanu?! » 28.02.2011, 23:07

Kurzbeschreibung:
»Die Monate haben es eilig. Die Jahre haben es eiliger. Und die Jahrzehnte haben es am eiligsten. Nur die Erinnerungen haben Geduld mit uns. Besonders dann, wenn wir mit ihnen Geduld haben«, schreibt Erich Kästner in seinem Nachwort zu seinen Kindheitserinnerungen ›Als ich ein kleiner Junge war‹. Kästner, 1899 in Dresden geboren, erzählt von den Jahren 1907 bis 1914 in seiner Heimatstadt, aber auch sehr anschaulich von der Kindheit seiner Eltern und seiner Großeltern.

Er beschreibt das Alltagsleben seiner Familie, die gesellschaftlichen Zwänge und Konventionen, das Treiben auf den Straßen und Plätzen Dresdens. Besonders liebevoll erinnert sich Erich Kästner an seine Mutter, der er mit diesem Buch ein Denkmal setzt.

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Selten habe ich ein Buch gelesen wo ich schon beim Vorwort so aus dem Häuschen war:
in Vorwort ist für ein Buch so wichtig und so hübsch wie der Vorgarten für ein Haus. Natürlich gibt es auch Häuser ohne Vorgärtchen und Bücher ohne Vorwörtchen, Verzeihung, ohne Vorwort. Aber mit einem Vorgarten, nein, mit einem Vorwort sind mir die Bücher lieber. Ich bin nicht dafür, daß die Besucher gleich mit der Tür ins Haus fallen. Es ist weder für die Besucher gut, noch fürs Haus. Und für die Tür auch nicht.
(Erich Kästner - Als ich ein kleiner Junge war, S.7)


Erich Kästner hat eine wundervolle Art, sein Leben zu erzählen. Er beginnt dabei bei seinen Großeltern, denn:
Wer von sich selber zu erzählen beginnt, beginnt meist mit seinen Vorfahren...
Denn ohne die Vorfahren wäre man im Ozeane der Zeit, wie ein Schiffbrüchiger auf einer winzigen und unbewohnten Insel, ganz allein. Mutterseelenallein. Großmutterseelenallein. Urgroßmutterseelenallein.
(Erich Kästner - Als ich ein kleiner Junge war, S.17)


Er erzählt davon wie schön SEINE Stadt Dresden früher war, und wie Leid es im noch immer tat als sie dem Erdboden gleichgemacht wurde:
Der Zweite Weltkrieg hat sie, in einer einzigen Nacht und mit einer einzigen Handbewegung, weggewischt.
(Erich Kästner - Als ich ein kleiner Junge war, S.51)


Er beschreibt wie es kam das seine Eltern nach Dresden zogen, warum seine Mutter Heimarbeiterin und später Frisörin wurde. Wie seine Mutter ihm jeden Tag heimlich nachlief wenn er zur Schule ging, nachdem er darauf bestand, er sei jetzt alt genug um alleine zu gehen.
Es ist schwierig dieses schöne Buch zusammenzufassen. Ich könnte diesem Werk niemals mit meinen eigenen Worten gerecht werden. Daher möchte ich lieber durch ein paar Zitate Erich Kästner selber sprechen lassen, wenn ich darf.
Und ich hoffe das ihr dadurch von alleine Lust auf das Buch bekommt. Denn, auch wenn dies ein Kinderbuch ist, ist man für diese schönen Erinnerungen nie zu alt. Kästner benutzt die ganze Zeit einen etwas verschmitzten Ton, wird aber Ernst wenn es die Situation erfordert. Man spürt auch wie sehr er seine Mutter geliebt haben muss, und angeblich war sie öfters Vorlage für eine von Kästners Romanfiguren. Aber lasst euch von Kästner selbst einlullen:
Die Erinnerungen liegen nicht in Fächern, nicht in Möbeln und nicht im Kopf. Sie wohnen mitten in uns. Meistens schlummern sie, aber sie leben und atmen, und zuweilen schlagen sie die Augen auf. Sie wohnen, leben, atmen und schlummern überall. In den Handflächen, in den Fußsohlen, in der Nase, im Herzen und im Hosenboden. Was wir früher einmal erlebt haben, kehrt nach Jahren und Jahrzehnten plötzlich zurück und blickt uns an. Und wir fühlen: Es war ja gar nicht fort. Es hat nur geschlafen. Und wenn die eine Erinnerung aufwacht und sich den Schlaf aus den Augen reibt, kann es geschehen, daß dadurch auch andere Erinnerungen geweckt werden. Dann geht es zu wie morgens im Schlafsaal!
(Erich Kästner - Als ich ein kleiner Junge war, S.63 + 64)


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edit Pippi: Buchcover eingefügt
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Re: Kästner, Erich - Als ich ein kleiner Junge war

Beitragvon wolves » 01.03.2011, 07:50

Was für eine schöne Buch-Vorstellung, nanu?! Das Buch ist auf meine Wunschliste gelandet. Erich Kästner ist ja nicht "nur" ein Kinderbuchautor, sondern er hatte ja auch tolle "Erwachsenen"-Literatur geschrieben. Peinlicherweise kenne ich "nur" ein paar seiner Kinderbücher. :oops:
Liebe Grüße
wolves


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Re: Kästner, Erich - Als ich ein kleiner Junge war

Beitragvon nanu?! » 01.03.2011, 21:33

wolves hat geschrieben:Was für eine schöne Buch-Vorstellung, nanu?! Das Buch ist auf meine Wunschliste gelandet. Erich Kästner ist ja nicht "nur" ein Kinderbuchautor, sondern er hatte ja auch tolle "Erwachsenen"-Literatur geschrieben. Peinlicherweise kenne ich "nur" ein paar seiner Kinderbücher. :oops:


Dann bist du schon weiter als ich. Ich kenne von ihm nur dieses Buch.
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Re: Kästner, Erich - Als ich ein kleiner Junge war

Beitragvon wolves » 02.03.2011, 09:15

Dann hast du noch viele schöne Vorlesestunden (dauert aber noch ein wenig, ich denke so je nach Kind kann man sie ab 9 Jahren vorlesen?) mit deinen Kleinen noch vor dir :D

Ich denke gerade an "Das doppelte Lottchen" oder "Das fliegende Klassenzimmer". Das waren so meine Lieblingsbücher gewesen, als ich klein war.
Liebe Grüße
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