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Küppers, Topsy - Wolf Messing




Küppers, Topsy - Wolf Messing

Beitragvon Krümel » 01.09.2008, 10:12

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Es liest sich wie ein Roman, spanned und sehr einnehmend, was zugleich auch sein Manko ist.

Klappentext: Er sah beide Weltkriege voraus, er führte Experimente zusammen mit Sigmund Freud durch, er warnte Josef Stalin vor der Tragödie in Stalingrad - Wolf Messing, eine der faszinierendsten Gestalten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Geboren 1899 im polnischen Städtchen Gora Kalvaria, aufgewachsen in armen Verhältnissen, bestimmt zum Rabbiner. Doch früh zeigt sich seine außergewöhnliche Begabung: Er sieht, was andere nicht sehen, er kann die Gedanken anderer Menschen lesen und einen Blick in ihre Zukunft tun - kurz, er besitzt erstaunliche parapsychologische Kräfte.
Messing bricht seine Ausbildung in Warschau ab, tut sich mit einem geschäftstüchtigen Impresario zusammen und wir so zum berühmtesten Hellseher und Magier seiner Zeit. Er fällt vor Publikum in ein Wachkoma, tritt als Fakir in einem Wanderzirkus auf und macht sich als unterhaltsamer Magier auf großen Bühnen einen Namen. Der schüchterne, sensible Junge aus dem polnischen Stettl hätte es sich ins einen kühnsten Träumen nie ausgemalt, dass er einmal die Attraktion in Europa sein würde.
Sein Weg führt ihn von Warschau über Berlin, Wien Budapest und Paris bis nach Indien. Er trifft Albert Einstein, Karl Kraus, Jan Hanussen… Diese und andere berühmte Persönlichkeiten kreuzen seinen Weg. Eine der wichtigsten Stationen seines Lebens wird Moskau, wo er - allerdings nicht ganz freiwillig - seine ungewöhnlichen Talente Stalin zur Verfügung stellt.
Angesichts des Elends im Europa der zwanziger und dreißiger Jahre wendet sich Messing dem Kommunismus zu, der Gerechtigkeit für alle zu versprechen scheint. Hin- und hergerissen zwischen jüdischer Tradition und marxistischer Ideologie versucht er, die Menschen vor Unbill zu warnen, hift, wo er kann, und ist doch tragischerweise nie in der Lage, seine eigene Zukunft vorauszusehen.
Topsy Küppers zeichnet das ganz persönliche und facettenreiche Bild eines Mannes, der Angst, doch auch Bewunderung und Faszination bei denen hervorrief, die ihn erlebten.


Dieses Buch wird als Biographie über Wolf Messing deklariert, aber es liest sich so leicht und flüssig wie ein Roman mit sehr vielen Dialogen. Als Roman könnte man es mit „Verlockung“ von János Székely
vergleichen, so schön ist es geschrieben, wobei aber immer die Frage beim Lesen auftaucht, woher die Autorin so viele Informationen entnommen hat, dass sie es in dieser Art schreiben konnte. Gibt es so viele Aufzeichnungen über Messing? Hat er ein Tagebuch geführt? Der sachliche Ton, den man bei einer Biographie voraussetzt, bleibt nämlich gänzlich aus, und so könnte die ganze Handlung auch rein fiktiv sein.
Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass durch zahlreiche Berichte und Aufzeichnungen, das ganze Leben des Magiers so gut dokumentiert ist, dann ist dies die schönste Bio, die ich je gelesen habe! So prägnant, lebendig und eindrucksvoll ist dieses Leben beschrieben. (Messings religiösen Zweifel, seine Suche nach dem perfekten Miteinander, seine Gedanken und sein Wirken, alles kommt glasklar rüber, und hat mich tief beeindruckt. Ferner wird der Leser in viele jüdische Traditionen und Ansichten eingeweiht, und welche Verzwickungen diese Kultur mit sich bringt.)

Als Lesebuch kann ich dieses Werk wirklich weiterempfehlen, der Leser wird in eine vergangene zeit hineingezogen, man möchte es nicht mehr aus den Händen legen. Als objektive Biographie erweckt es Zweifel an der Glaubwürdigkeit.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: :stern:
Schwierigkeitsgrad: leicht
BildLiebe Grüße,
Krümel



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