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Mesrine, Jacques - Der Todestrieb




Mesrine, Jacques - Der Todestrieb

Beitragvon Voltaire » 21.09.2007, 09:06

Titel: Der Todestrieb
Originaltitel: L’Instinct de mort
Autor: Jacques Mesrine
Verlag: Edition Nautilus
Erschienen: Februar 2002
Seitenzahl: 381
ISBN-10: 3894013907
ISBN-13: 978-3894013905
Preis: 14.90 EUR


Jacques Mesrine, der Autor dieses Buches, welches mit dem Untertitel „Autobiographie eines Staatsfeindes“ versehen ist, wurde am 2. November 1979 durch ein Polizei-Sonderkommando getötet. Diese, seine Autobiographie, schrieb er 1977 im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses.

Es gibt Menschen, die ihm das Image eines Robin Hood verpasst haben, ein Image, dass dieser Mesrine nun wirklich nicht verdient hat und dem er auch sein ganzes Leben lang niemals gerecht geworden war. Mesrine war ein gefährlicher Schwerverbrecher, er war aber beileibe nicht der Rächer der Witwen und Waisen und ein Vertreter der Enterbten war er ebenso wenig. Er hat nicht den Reichen genommen um den Armen zu geben, er hat den Reichen genommen um es für sich zu behalten.

Ein interessantes Buch, ohne Frage. Wenn Mesrine dann wirklich mal bereut, dann wirkt diese Reue aufgesetzt, nicht ehrlich. Zudem hadert er mit den Haftbedingungen in den Gefängnissen dieser Welt, hat aber nichts dagegen getan, diese Haftbedingungen nicht ertragen zu müssen. Immer wieder gibt er der Gesellschaft die Schuld an seinem eingeschlagenen Lebensweg, nicht er war Schuld an seinem kriminellen Lebensstil, es waren immer die anderen. Wenn man ihn gelassen hätte, dann wäre er ein ordentliches und ehrbares Mitglied dieser Gesellschaft geworden – aber man ließ ihn nicht. Mesrine ist ein Meister darin, sich in die eigene Tasche zu lügen. So wie er ohne mit der Wimper zu zucken, Menschen tötet, Banken ausraubt, so scheint er auch keine Skrupel im Verdrehen der Tatsachen zu haben. Zwischen den Zeilen liest man durchaus was von Ganovenehre und immer wieder muss diese Ehre durch Gewalt gerettet oder wieder hergestellt werden.

Die Tageszeitung entblödete sich nicht, Mesrine als einen Michael Kohlhaas zu bezeichnen. Kohlhaas ging es um vermeintliches Unrecht, Mesrine ging es um nichts anderes als ums Verbrechen. Und er war auch nicht „gradlinig“ wie uns die Taz Glauben machen will, er war nichts anderes als ein Schwerverbrecher, der über viele Menschen sehr viel Leid gebracht hat.

Ein sehr lesenswertes, ein sehr interessantes Buch – aber man sollte nicht den Fehler machen, Mesrine zu glorifizieren; immer wieder versucht er den Leser einzuwickeln und manchmal gelingt es ihm auch, aber einen Glorienschein hat dieser Mensch nun wirklich nicht verdient. Ganz im Gegenteil.

Meine Bewertung:
:stern: :stern: :stern: :stern:

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Voltaire
 

von Anzeige » 21.09.2007, 09:06

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