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Noel, Marie - Erfahrungen mit Gott




Noel, Marie - Erfahrungen mit Gott

Beitragvon tom » 03.05.2007, 08:25

KURZBESCHREIBUNG (amazon):
Marie Noels Aufzeichnungen aus einem Zeitraum von fast 40 Jahren (1920 - 1958) sind Zeugnis ihres schonungslosen und manchmal sehr einsamen Ringens um die Wahrheit. Ihre menschlichen und geistlichen Erfahrungen bringt die im französischen Sprachraum bekannte Lyrikerin in großer poetischer Dichte und bewegenden Bildern zur Sprache, nicht ohne eine gehörige Portion Selbstironie, die sie bei aller Klarheit ihrer Gedanken so sympathisch macht. Ihre Erfahrungen machen betroffen, weil sie am Glaubensweg einer Frau teilnehmen lassen, der die Grenzen des Unsagbaren berührt.

ZUR AUTORIN :
Marie Noël mit eigentlichem Namen: Marie Rouget, ist eine französische Lyrikerin und Schriftstellerin, deren Werk im französischsprachigen Raum recht bekannt ist. Sie erhielt unter anderem den Preis der „Académie fançaise“ für ihr Gesamtwerk. Sie lebte von 1883 bis 1967 und hat quasi ihr heimisches Auxerre/Burgund nie verlassen. In ihrem Werk besingt sie „Gott und die Seinen“ in Liedform. Nach einer enttäuschten Liebe in ihrer Jugend blieb sie alleinstehend, ihr Leben lang davon und von der Sehnsucht nach einer großen Liebe (die niemals kommen sollte) geprägt. Mit dem Tod ihres jungen Bruders an einem Weihnachtstag (daher auch ihr Pseudonym) bewirkte dies Glaubenskrisen, die ihr Schaffen beeinflussten. In diesem anderen, zweifelnden und kämpferischen Teil ihrer Persönlichkeit schrieb sie ab 1920 auf Einladung eines Priesters diese „Notes intimes“, die 1959 erschienen.

EIN PAAR GEDANKEN:
Vor vielleicht zwanzig Jahren hatte ich nur Titel ihrer Lieder und Gedichte gesehen und angelesen und belächelte eher etwas zu voreilig eine anscheinend „brave, sanfte Seele“. Eines Abends – es ging mir ziemlich dreckig – las in unserer Leserunde plötzlich ein lieber Mensch etwas vor, wo mir das Herz stockte: Da war ein Mensch, der in der Existenznot und auch einer „Anklage“ bis zum Äußersten ging und um ein Licht bat. Das waren nicht leere Worte, sondern diese Frau hatte fühlbar am eigenen Leibe erfahren, was sie hinausschrie. Es waren Auszüge aus den „Notes intimes“ von Marie Noel, die ich mir dann später besorgte. Ihr Schreiben ist sicherlich geprägt von einer immensen Nostalgie, und doch artet dies nicht so sehr in reinem Selbstmitleid aus, als eher in Selbstironie und eben… einem Schreien, Klagen vor Gott, den sie manchmal hinter alle Berge wünscht, aber von dem sie nicht loskommt. In diesem Ringen steht sie meines Erachtens in der Reihe der Klagelieder, Klagepsalmen und auch Propheten, und darüber hinaus einer Folge von Denkern und Mystikern, die nah am Abgrund lebten.
Als sie nach über vierzig Jahren des Notierens eingeladen wurde, diese „Notes intimes“ zu veröffentlichen, zögerte sie lange und gab erst schweren Herzens nach. Im Eingangswort sagt sie, dass „“diese Lektüre nicht für jedermann wäre“. Sie befürchtete wohl, dass ihr manchmal fast schon blasphemisches Schreiben etwas „schwache Herzen“ absolut aus der Fassung bringen könnte.
Ich für meinen Teil bin dieser faszinierenden Frau dankbar, dass all ihr Fragen, Zweifeln und Ringen Platz und AUSDRUCK findet in einem inneren Leben.

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

ISBN einer französischen Ausgabe, die ich gerne empfehle, denn es wäre wirklich vorteilhaft, diese Lyrikerin in ihrer Sprachgewalt, Eindringlichkeit i, ihrer Sprache zu lesen: 978-2234016927

Link zur französischen Amazonseite: Hier!

Gebundene Ausgabe: 324 Seiten
Verlag: Matthias-Grünewald-Verlag; Auflage: 1 (März 2005)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3786725446
ISBN-13: 978-3786725442
tom
 

von Anzeige » 03.05.2007, 08:25

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Beitragvon Voltaire » 03.05.2007, 08:49

Herzlichen Dank für diese Buchvorstellung. Werde mir dieses Buch wohl heute noch bestellen.
Voltaire
 

Beitragvon tom » 03.05.2007, 16:45

Wenn ich Dich annähernd richtig einschätze, ist das Buch was für Dich. Die Frau hat es sich mit dem Glauben nicht einfach gemacht..., aber sie blieb bei der Stange. Und was auch fasziniert: nach aussen hin machte sie zu ihrer Zeit stets den Eindruck einer "braven lieben Frau" (vielleicht findet Ihr im Net ein braves Portrait einer alten Frau...), eventuell "alte Jungfer (um zu übertreiben...), aber die ist explosiv! Da brodelt es, rumort es. Sie schreit alles heraus. Für mich eine Art "Heilige" unserer Tage...
tom
 



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