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Zeltner, Ernö "Sándor Márai/Ein Leben in Bildern"




Zeltner, Ernö "Sándor Márai/Ein Leben in Bildern"

Beitragvon Krümel » 12.05.2006, 13:26

Sándor Márai/Ein Leben in Bildern von Ernö Zeltner

Kurzbeschreibung von Amazon:
»Die Arbeit ist Heimat, also Kerker und Glück zugleich – wo mir alles verhaßt und zugleich süß und wunderbar bekannt und vertraut ist.« Heimat war für Sándor Márai auch und vor allem die ungarische Sprache, an der er auch nach Jahrzehnten im Exil festhielt und die für ihn ebenso Insel der Freiheit wie Isolation bedeutete. 1900 als Sohn eines angesehenen Anwalts geboren, gab er schon früh seiner Leidenschaft für die Literatur nach: Seinen ersten Gedichtband veröffentlichte er mit 18. Als Student in Berlin begeisterte er sich für zeitgenössische Autoren wie Kafka und Trakl. Anfang der zwanziger Jahre ging Márai mit seiner jungen Frau, der Jüdin Ilona Matzner, nach Paris; seine kreativste Phase jedoch erlebte er im Budapest der Zwischenkriegszeit: Er veröffentlichte mehr als 20 Romane und zahlreiche Feuilletons. Nach der Emigration 1948 abgeschnitten von seiner europäisch-intellektuellen Welt, verbrachte Márai die zweite Hälfte seines Lebens bis zu seinem Freitod 1989 in zunehmender Vereinsamung. Diese neue, reich mit Originalphotographien bebilderte Biographie begleitet die Márai-Veröffentlichungen im Piper Verlag.

Man erfährt schon einiges über den Autor, und die Bilder verleihen der Darstellung eine gewisse Lebendigkeit. Aber leider hat diese Biographie ein ganz großes Manko: Zeltner versucht immer objektiv und sachlich zu sein, und bei den wenigen Fakten, die es über den Autor gibt, und oftmals widersprüchliche Aussagen beinhalten; bleibt das wirkliche Innenleben des Autors verborgen. Eigentlich ist diese ganze Biographie nur ein Auszug aus seinen Tagebücher und Briefen sowie aus Essays und seiner journalistischen Tätigkeit. Zeltner vermeidet es strikt aus den Belegen die Geschichte des Autors darzustellen, und dadurch wirkt es auf mich unpersönlich.

:stern: :stern: :stern:

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von Anzeige » 12.05.2006, 13:26

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Beitragvon Pippilotta » 12.05.2006, 19:04

Es gibt wahrscheinlich 2 gewichtige Gründe dafür, dass man das Leben des Sandor Marai nicht vollständig rekonstruieren bzw. beschreiben kann.

1. Er war nie richtig sesshaft. Schon als Student in Europa unterwegs, in den Kriegswirren ständig auf der Flucht oder irgendwo versteckt musste er wohl auch immer alle Spuren verwischen, auch nach dem Krieg auf der ganzen Welt zuhause. Resultierend daraus wohl auch, dass es kaum Weggefährten und gute langjährige Freunde gibt, die über ihn erzählen könnten.

2. Er wurde eigentlich erst posthum so richtig berühmt. Hätte er zu Lebzeiten jene Aufmerksamkeit erhalten, die er im 21. Jahrtausend erhält, gäbe es unzählige Interviews, Fotodokumentationen, Berichte von Zeitgenossen.

Für mich ist es nach wie vor unverständlich, dass Marai so in Vergessenheit geraten ist. Als ich von ihm vor wenigen Jahren erstmals in den Bestsellerlisten las, dachte ich, es sei ein zeitgenössischer, neu entdeckter Schriftsteller. Umso größer das Erstaunen, dass er schon 15 Jahre tot ist.
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Beitragvon Karthause » 12.05.2006, 19:16

Wenn Marais Bücher in Vergessenheit geraten wären, was für ein Jammer. Überlegt mal wie lange uns Die Glut schon bewegt. Ich glaube, seine Biografie werde ich nicht lesen, aber seine Romane geben mir sehr viel. Da freue ich mich noch auf einige erfüllte Lesestunden. :-)
Viele Grüße
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Beitragvon Krümel » 12.05.2006, 19:20

Pippilotta hat geschrieben:1. Er war nie richtig sesshaft. Schon als Student in Europa unterwegs, in den Kriegswirren ständig auf der Flucht oder irgendwo versteckt musste er wohl auch immer alle Spuren verwischen, auch nach dem Krieg auf der ganzen Welt zuhause. Resultierend daraus wohl auch, dass es kaum Weggefährten und gute langjährige Freunde gibt, die über ihn erzählen könnten.

2. Er wurde eigentlich erst posthum so richtig berühmt. Hätte er zu Lebzeiten jene Aufmerksamkeit erhalten, die er im 21. Jahrtausend erhält, gäbe es unzählige Interviews, Fotodokumentationen, Berichte von Zeitgenossen.


zu 1.) Verstecken und auf der Flucht sein, musste Márai nie. Nur das kommunistische Regime in Ungarn nach dem Krieg hat ihn verscheucht. Diese roten Socken wollte er sich nicht anziehn.

zu 2.) Er war auch damals schon auf der ganzen Welt bekannt, und seine Werke sind in viele Sprachen übersetzt worden. In Vergessenheit geraten ist er dann ab Amerika, wo er die letzten Jahrzehnte vorwiegend verbrachte.
Hoffentlich gibt es bald wieder alles von ihm zu kaufen, denn er hat eine Menge geschrieben :D
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