Inhalt:
Der Roman handelt von zwei Schwestern in Gegenwart und Rückblick erzählt.
Lea und Ruth wachsen in großbürgerlichem Elternhaus in einem Ort, der einst Brünn hieß und in dem Deutsche und Tschechen, Juden und Christen zusammenleben, auf. Sie sind nur ein Jahr auseinander, aber so unterschiedlich wie Tag und Nacht, dennoch hat sie das Schicksal zusammengeschweißt. Von klein auf lieben und hassen sie sich. Was in Kinderjahren so manchen Schmunzler hervorruft, steigert sich mit zunehmendem Alter auch zu Wut, Demütigungen und kleinen Gemeinheiten. Lea heiratet den Tschechen Jiri, gerät so zwischen die Fronten, Ruth, die belesene und klügere von den beiden behält ihre Unabhängigkeit. Durch den Faschismus werden sie aus ihrer bürgerlichen Welt gerissen. Es verschlägt sie nach Schwaben, wo Ruth zunächst mit der Mutter allein lebt bis Lea nach dem Tod ihres Mannes dorthin folgt....
Peter Härtling erzählt ein Stück Zeitgeschichte in Verbindung eines Familienschicksals, in dem Lea Und Ruth die tragenden Rollen spielen.
Autor:
Peter Härtling geboren 1933 in Chemnitz, Gynasium in Nürthingen, danach Journalist - Redakteur bei der "Deutschen Zeitung", Mitherausgeber der Zeitschrift "Der Monat", Cheflektor und dann Geschäftsführer des S.Fischer Verlages. Seit 1974 freier Schriftsteller. Für sein Werk wurde ihm u. a. 2003 der Deutsche Bücherpreis und 2007 der Ehrenpreis der Internationalen Buchpreise Corine verliehen.
Meine Meinung:
Ein Roman ruhig und besonnen erzählt ohne die großen Emotionen, aber gerade das ist es was diese Geschichte so tief wirken läßt, nachdenklich macht, sensibilisiert.
Im Vordergrund die beiden Schwestern, die sich stets bis ins hohe Alter als Konkurrenz empfinden, die aufeinander neidisch sind, zanken, streiten, sich gegenseitig beobachten, nach so vielen Jahren im Voraus die Schwächen kennen und ausspielen. Sticheleien sind an der Tagesordnung. Nach außen bilden sie aber von Kindesbeinen an eine Einheit, teilweise ungewollt und doch mit der Gewissheit ohne die andere nicht leben zu können. Im Alter wird der Gedanke unerträglich, ruft Ängste hervor - man belauert sich.
Im Hintergrund der Wandel der Zeit von der Kaiserzeit, der Gründung der Tschechoslowakei, Anfang und Untergang Hitlers Macht, die Judenverfolgung, der Krieg, die Vertreibung der Deutschen aus wieder tschechischem Gebiet, der Neuanfang. Peter Härtling hält alles ein wenig an der Oberfläche, schildert sachlich, verurteilt nicht, hält sich mit der eigenen Meinung zurück. Deshalb wurde er von einigen Kritikern bei erscheinen dieses Buches angeprangert, doch ich bin ihm dankbar dafür. Um so mehr kann ich mich auf die Schwestern konzentrieren, hinter die Kulisse sehen, die Zwischentöne erkennen.
Ein bewegendes Buch mit atmosphärischer Dichte und gar zu menschlichen Eigenschaften. Lesenswert!!!
Bewertung
:****
Gruß Wirbelwind
:lesen3: Fanny Morweiser, Schwarze Tulpe
edit Pippi: Ich habe mir erlaubt, die Verlinkung zu Amazon abzuändern/zu ergänzen