Der Leser begleitet den Leser Manguel durch ein Jahr - jeden Monat liest der Autor eines seiner Lieblingsbücher wieder. Bekanntes von Wells, Cervantes, weniger Bekanntes von Adolfo Bioy Carares oder Machado de Assis, neues, älteres bunt gemischt. Unter die Leseerlebnisse, mischen sich politische Ereignisse (der Irak-Krieg beginnt), Alltägliches, viele kleine Beobachtungen, Philosophierereien. Manguel gelingt es immer, die Atmosphäre, die Gedanken seiner Lektüre auch in seiner Umgebung, dem momentanen Geschehen wiedergespiegelt zu sehen. So werden seine Lektüreerlebnisse zu ganz besonders persönlichen.
Viele Abschnitte des Buch sind kurz, oft ist es nur ein Satz, in dem ein Gedanke eingestreut wird, fast aphorismenhaft. Also kein Buch zum "In die Hand nehmen und durchlesen", aber zum Entdecken, zum Nachdenken, zum Inspirieren lassen. Manguel ist Leser und Schreiber und lässt uns ein Stück weit an seiner reichen Gedankenwelt teilnehmen - ein Kosmopolit, der in Frankreich eine neue Heimat gefunden hat. Seine Lektürewahl spiegelt seine bisherigen Wohnorte wieder, neben Südamerikanischem reiht sich Margret Atwood ein, Chateaubriand liest er ebenfalls - Weltliteratur im besten Sinne.
Da ich "Die Bibliothek der Nacht" sehr mochte, fand ich es auch schön, dass er in der Zeit als er sein Lesetagebuch führt, gerade seine Bibliothek einrichtete.
Der letzte Satz:
Ich weiß noch nicht, zu welchem Buch mich Machados Wörter führen werden.
Ich weiß auch noch nicht, zu welchem Buch mich Manguels Wörter führen werden, aber ich weiß, dass ich in diesem Buch noch öfter blättern werde!
Katia