Org. Titel: The Coroner`s Lunch
Seitenzahl: 317
Inhalt:
Dr. Siri ist Arzt in Laos. Eigentlich dachte er mit seinen 72 Jahren langsam an den verdienten Ruhestand. Doch dann ereilt ihn die Ernennung zum einzigsten Leichenbeschauer des Landes. Seine Begeisterung hält sich in Grenzen. Kommunist ist er nur aus Liebe zu seiner Frau geworden und von Pathologie hat er keine Ahnung, wie er immer wieder leider ungehört betont. Um seiner Aufgabe wenigstens einigermaßen gerecht zu werden, besorgt er sich zwei alte, französische Lehrbücher. Unterstützung erhält er von seinen beiden Assisten, die jedoch genau so wenig Ahnung mitbringen - Geung, etwas geistig zurückgeblieben, versteht keine Witze, verfügt aber über ein enormes Gedächtnis und ist der absolute Perfektionist, und Dtui, eine pummelige Krankenschwester mit einer Vorliebe für vietnamesische Zeitschriften, aber unbedingt vertrauenswürdig.
Schon bald hat das Team den ersten Fall: Die Frau eines Parteibonzen ist plötzlich bei einem Essen verstorben. Dr. Siri glaubt im Gegensatz zu seinen Vorgesetzten nicht an eine normale Todesursache........
Autor:
Colin Cotterill, geb. 1952 in London, bildete zwanzig Jahre lang in verschiedenen Ländern Asiens, vor allem in Laos und Thailand, Lehrer aus, unterrichtete dort, und verschrieb sich dem Kampf gegen Kinderprostitution.
Seine Lieblingsbeschäftigungen sind das Zeichnen von Comics und das Schreiben. Mittlerweile ist er hauptberuflich Schriftsteller und lebt in Chiang Mai, Thailand.
Meine Meinung:
"Dr. Siri und seine Toten" ist Colin Cotterills Debütroman und Beginn einer Serie.
Ganz schön schwierig, wenn man es bisher nur mit Lebenden zu tun hatte und nun Leichen deren Geheimnisse entlocken muß. Dr. Siris Lehrbücher von 1948 sind dabei nur eine begrenzte Hilfe, aber er ist heilfroh wenigstens diese im Besitz zu haben. An weitere Hilfsmittel wie z. B. Chemikalien kommt er nur über Umwege, denn viele Güter sind in dem neuen, kommunistischen Staat Mangelware.
Doch der erfahrenen Arzt findet mit Hilfe von Freunden wie Civilai, an der richtigen Stelle sitzend, der Chemielehrerin Oum und der Sandwichverkäuferin Tante Lah stets die nötige Unterstützung. Außerdem versteht er es gekonnt und mit viel Witz die Lücken des Systems zu finden. Er ist ein heller Kopf und trotz seines fortgeschrittenen Alters mit hinreißendem Charme, der nötigen Härte,wenn es sein muß - ein pfiffiges Kerlchen eben und steht außerdem unter dem besonderen Schutz eines guten Geistes.
Mit diesem Buch begegnet man dem etwas anderen Krimi. Dr. Siri und die anderen Figuren sind skuril gezeichnet, die Vorliebe für Comic ist unverkennbar. Der in den Siebzigern spielende Krimi zeigt liebevoll die Hürden des Kommunismus. Und sobald es zu chaotisch wird, würzt einen Brise Zynismus. Ein spaßiges Vergnügen in einem exotischen Land. Politische Hintergründe sind gut ins Geschehen eingebaut, aber am Schluß wäre ein Nachwort über die Republik Laos zumal als Einstiegsband zur Serie angebracht gewesen.
Der Krimi ist durchaus auch als Einzelband zu lesen, denn die Geschichte ist abgeschlossen. Doch wer sich wie ich über die unwiderstehlichen Figuren so köstlich amüsiert hat, wird sich auf eine weitere, spannende Story mit dem originellen Ermittler freuen. Allen, die außergewöhnliches lieben, sehr zu empfehlen!
Hier noch einige wichtige Hinweise zu Laos:
Einparteienstaat - Machterkämpfung 1975 - Demokratische Volksrepublik Laos
früher Kolonie Französisch-Indochina, im 2.Weltkrieg von der japanischen Armee besetzt, im 2.Weltkrieg mehr Bomben auf Laos als auf Deutschland und Japan - Vietnamkrieg neutral - Phatet Lao-kommunistische Untergrundbewegung
Haupstadt Vientiane, kaum Industrie, 90% Kleinbetriebe, kaum Ebenen-hauptsächlich Wald, Privatautos relativ selten, 13.000 km Straßen, davon nur 1.700 asphaltiert, noch keine Eisenbahn, Telefonnetz nicht übers ganze Land, Briefverkehr vom Ausland nach Laos-mehrere Wochen, Tourismus in den Kinderschuhen, durchschnittliche Lebenserwartung 54 Jahre, 389 Einwohner für 1 Krankenhausbett.
Diese Stichpunkte fand ich in bezug auf den Krimi ganz interessant.
Liebe Grüsse
Wirbelwind
lese gerade:
Janet Wallach, Königin der Wüste - Wichtelbuch von Siebenstein
Ein Buch ist ein Sprengsatz, um die Phantasie freizusetzen. (Alan Bennett in "Die souveräne Leserin")