Krümels-Bücherwelt ...

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Lenz, Siegfried - Arnes Nachlaß




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Lenz, Siegfried - Arnes Nachlaß

Beitragvon tom » 24.04.2007, 13:21

ZUM AUTOR:
Siegfried Lenz wurde 1926 in Lyck/Ostpreußen geboren. Nach Kriegsdienst, Desertion und Kriegsgefangenschaft studierte er nach seiner Entlassung Philosophie, Anglistik und Literaturgeschichte an der Uni Hamburg. Nach Abbruch des Studiums arbeitete er zeitweise als Journalist und dann ab 1951 als freier Schriftsteller. Er gehörte zur „Gruppe 47“.
Einige Bücher: „Es waren Habichte in der Luft“, „So zärtlich war Suleyken“; „Deutschstunde“; „Heimatmuseum“...

ZUM BUCH:
Arne wird nach dem Freitod seines Vaters mit der gesamten Familie, wobei er nur „zufällig“ überlebte, bei einem Freund des Vaters und deren Familie in einer Hamburger Abwrackwerft aufgenommen. Hans, ältester Sohn dieser Familie, erzählt Arnes Geschichte, die durch den Zusammenhang des Nachlassordnens von Anfang an unter dem Zeichen des angekündigten Endes von Arne steht. Dieses Erzählen spielt auf zwei Ebenen: jener der Jetztzeit des Ordnens und Trauerns, als auch der des Erinnerns an Arnes Leben, hervorgerufen durch die beim Ordnen des Nachlasses auftauchenden Erinnerungsstücke.

MEINE MEINUNG:
Wie geht man ein Buch an, dessen Ausgang quasi schon im Anfang vorweggenommen wird? Denn der Tod Arnes steht am Anfang und am Ende der Erzählung. Doch es geht wohl eher um den Weg hin zu diesem tragischen Ende eines circa sechzehnjährigen Jugendlichen. Dabei wird mehr angedeutet als krass beschrieben: Die Suche nach Anerkennung bei der „Clique“ des Viertels, zu denen auch die Geschwister von Hans gehören. Suche, die Arne alles Mögliche in Angriff nehmen lässt.
Siegfried Lenz findet einen eigenen, melancholischen Ton, um den Weg des Arne zu schildern. Eingebettet in die Hafenatmosphäre Hamburgs erzählt „Arnes Nachlaß“ auf eindrückliche Art von der Sehnsucht nach Gemeinschaft und das Scheitern der eigenen Erwartungen und an denen, die man den anderen zuspricht.
Ein trauriges, aber schönes Buch...
Ich möchte diesen Autor allen empfehlen, die ihn noch nicht kennen sollten! Fûr mich gehört er zu den ganz großen deutschsprachigen Autoren des 20.Jahrhunderts.

Taschenbuch: 206 Seiten
Verlag: Dtv (Oktober 2001)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3423129158
ISBN-13: 978-3423129152

Bild
tom
 

von Anzeige » 24.04.2007, 13:21

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Re: Lenz, Siegfried - Arnes Nachlaß

Beitragvon Voltaire » 24.04.2007, 13:29

tom hat geschrieben:Ich möchte diesen Autor allen empfehlen, die ihn noch nicht kennen sollten! Fûr mich gehört er zu den ganz großen deutschsprachigen Autoren des 20.Jahrhunderts.




Dem kann ich nur uneingeschränkt beipflichten. Siegfried Lenz ist ein Autor, der mir nie langweilig wurde (im Gegensatz zu Martin Walser) und der es schafft "große" Gefühle so auszudrücken, dass es niemals peinlich oder pathetisch wirkt, sondern der Gefühle genauso ausdrückt wie sie sind.

Wer Lenz noch nicht kennt, sollte unverzüglich auf Entdeckungsreise gehen - und ich wette, niemand wird enttäuscht von dieser Reise zurückkehren.
Voltaire
 

Beitragvon Pippilotta » 24.04.2007, 16:33

Ich nehme Euch beim Wort! Ich habe einige Lenz Bücher auf meinem SUB (allen voran "Deutschstunde", aber auch andere) aber noch gar keines gelesen. Gut dass ihr mir ihn in Erinnerung ruft!
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Pippilotta » 25.04.2007, 05:34

Witziger Zufall am Rande: Gestern Abend las ich hier die ansprechende Rezi zu Siegfried Lenz. Anschließend ging ich zu unserem Lesekreis. Dort machen wir uns schön langsam Gedanken, was wir nächstes Jahr alles so lesen werden, und bekamen eine Liste mit einer groben Vorauswahl, welche Bücher "diskussionsfähig" wären. Und was stand genau an erster Stelle in dieser Liste? - Siegfried Lenz - Arnes Nachlaß :idea: :wink:
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Krümel » 25.04.2007, 10:15

Ich muss jetzt gestehen, dass mich Lenz vor 20 Jahren mit beiden Büchern, die ich von ihm besitze nicht überzeugen konnte, "Deutschstunde" und "Die Auflehnung". Allerdings konnte mich damals auch Hilsenrath nicht ansprechen, den ich jetzt erstklassig fand. "Das Märchen vom letzten Gedanken" kann ich jetzt schon sagen, wird ein Highlight in 2007!

Ich müsste es noch einmal versuchen :idea:
BildLiebe Grüße,
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Beitragvon tom » 25.04.2007, 20:52

Ja, Siegfried Lenz liegt mir auch am Herzen! Man sollte ihm Chancen geben. Was die "Deutschstunde" anbetrifft, Heidi, habe ich sie vor circa fünfzehn Jahren auch als das "trockenste" Buch von Lenz empfunden... Das "Heimatmuseum", das auch ein recht deutsches Thema anschneidet (Auseinandersetzung mit der Koexistenz mit dem Nazionalsozialismus, Flucht, Frage nach Heimat und Wurzeln etc.) war für mich vor Jahren sehr aktuell, da ich lebendig die Herkunft meines Vaters aus Ostpreußen mit empfand... Die lebendigsten Eindrücke - und in gewissem Sinne auch die menschlichsten - bleiben mir von der Vielzahl von Kurzgeschichten, in denen Lenz Meister ist. Das "So zärtlich war Suleyken" ist ine Hymne an die Kindheit, Einfachheit und Ostpreußen..., aber auch anderes. Ich kaufte zu irgendeinem Jubiläum eine Sammelausgabe der Erzählungen. Sie scheint dieser hier zu entsprechen:

Lenz, Siegfried
Die Erzählungen. 1949 - 1984
1004 Seiten
DTV
Euro 16,00 € [D] 16,50 €[A]
sFr 27,50 €

Ich kann sie wärmstens empfehlen!!!

Mein Vater erzählte mir von einer neuen Ausgabe:

Gebundene Ausgabe: 1536 Seiten
Verlag: Hoffmann und Campe (Februar 2006)
20, - Euro
ISBN-10: 3455042856
ISBN-13: 978-3455042856

die auf dem aktuellsten Stand steht. Fûr den Preis lohnt es sich, meine ich!

Viel Freude beim Entdecken!
tom
 

Beitragvon wolves » 26.04.2007, 07:52

Dummerweise kann ich nicht nachschauen gehen. Aber ich meine, dass sich "So zärtlich war Suleyken" bei meinen Bücher befindet, die noch bei meinen Eltern gelagert sind.
Danke für die Erinnerung an diesen Autor :thumleft: Zu meiner Schande muss ich ja gestehen, dass ich noch gar nichts von ihm gelesen habe.
Liebe Grüße
wolves


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Beitragvon tom » 26.04.2007, 21:44

Bei "So zärtlich war Suleyken" Wolves, lacht man, weint man zur gleichen Zeit. Soo herrlich menschlich. Einfach. Ich habe es mal für Nachbarn hier in einer Leserunde übersetzt (teilweise) und es fand ein tolles Echo!
tom
 

Beitragvon wolves » 11.06.2008, 10:08

tom hat geschrieben:J
Gebundene Ausgabe: 1536 Seiten
Verlag: Hoffmann und Campe (Februar 2006)
20, - Euro
ISBN-10: 3455042856
ISBN-13: 978-3455042856

die auf dem aktuellsten Stand steht. Fûr den Preis lohnt es sich, meine ich!


Just diese Ausgabe ist heute bei mir angekommen. Vielen Dank noch mal für den Tipp :D
Liebe Grüße
wolves


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