Krümels-Bücherwelt ...

... ein Literaturforum der anderen Art

Camus, Albert - Hochzeit des Lichts




Camus, Albert - Hochzeit des Lichts

Beitragvon mombour » 21.02.2010, 06:58

Hallo,

Albert Camus: "Hochzeit des Lichts"

Bild

Himmel über Algerien. Albert Camus schreibt über seine Heimat. Sehnsucht nach Heimat überfällt den Menschen, aber ist das ein Ort „wo das Herz seinen Frieden findet“ oder vielmehr eine Sehnsucht, die Heimat seiner Seele zu finden? Paradox, dass wir „diese Vereinigung, die Plotin ersehnte, hier auf Erden finden..“..wollen. Albert Camus sagt von sich: „Ich lerne, dass es kein übermenschliches Glück gibt und keine Ewigkeit außer dem Hinfließen der Tage....Die anderen „idealen“ Wahrheiten zu begreifen, fehlt es mir an Seele...Ich weiß nur dies: dass der Himmel länger dauern wird als ich.“

In seinen Aufsätzen über Algier und Oran wird ein Kontrast zum Leben in Europa deutlich. Man heiratet sehr jung, beginnt in jungen Jahren bis zur Erschöpfung hin zu arbeiten und ist mit dreißig Jahren schon ausgelaugt, kann sich dann schon auf das Sterben vorbereiten. Das „Glück war kurz und heftig“, verdunstet im Wüstenstaub; an anderer Stelle heißt es, die Welt erneuere sich hier täglich. Oran ist „die staubigste Stadt aller Städte“, eine Stadt aus Staub und toten Gestein, hier offenbar nichts gibt, was den menschlichen Geist bewegen und inspirieren kann. Eine Wüstenstadt am Meer. Gassen verlaufen wie in einem minotaurischem Labyrinth, man wird gefressen von dem Stier, von der leeren Langeweile. Und das am Mittelmeer. Man staunt und liest.

Besonders poetische Kostbarkeiten sind die beiden im Jahre 1936 (oder 1937) entstandenen Aufsätze „Hochzeit in Tipasa“ und „Der Wind in Djemila“, ein Besuch römischer und frühchristlicher Ruinen. Frühling in Tipasa, Camus war in seinen jungen Jahren dort oft gewesen, dort findet die Hochzeit statt, die Vereinigung von Mensch und Natur. Verschwenderisch in Farben und Düften, Blumen und Sträucher, umgarnt vom Duft der Wermutbüsche.. Hier flammt die Liebe zum Leben auf, das intensive Glück des Daseins, die Verschmelzung mit der Natur. „Glücklich der Sterbliche auf Erden, der diese Dinge sah“ heißt es in einem alten Spruch der Demeter.“ Ging es bei den Mysterien von Eleusis um eine Innenschau, so will der Adept hier so nahe wie nur irgendmöglich „an die Dinge der Welt herankommen“, sich der Natur völlig hingeben. Ruinenlandschaften die Seelenzustände widerspiegeln, in Tipasa das glückliche Dasein, in Djemila der Tod. Albert Camus schrieb diese beiden Texte im Alter von etwa 23 Jahren, sie bezeugen eine außerordentliche geistige Reife und großes erzählerisches Talent. Ja, man staune und lese.

Die 14 Texte des Bandes können einführend zu Camus' Werk gelesen werden.

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

Liebe Grüße
mombour
Thomas Hardy: Herzen in Aufruhr
Fernando Pessoa: Buch der Unruhe
mombour
Der Poet
Der Poet
 
Beiträge: 762
Registriert: 30.11.2009, 09:06
Wohnort: Regensburg

von Anzeige » 21.02.2010, 06:58

Anzeige
 

Re: Camus, Albert - Hochzeit des Lichts

Beitragvon Krümel » 21.02.2010, 11:38

Danke mombour. Ich habe von Camus "Die Pest" gelesen, ein Werk welches mir sehr düster und zu sehr Endzeitstimmung bei mir ausgelöst hat. Eigentlich wollte ich immer mal mehr über den Autor lesen, um dessen Stimmung nachvollziehen zu können. Vielleicht ist dieses Buchlein genau das richtige :thumleft:
BildLiebe Grüße,
Krümel



:lesen3: Klaus Mann - Mephisto
Gedankenwelten
Benutzeravatar
Krümel
Chefkrümel
Chefkrümel
 
Beiträge: 13522
Registriert: 18.04.2006, 23:00
Wohnort: Ostfriesland

Re: Camus, Albert - Hochzeit des Lichts

Beitragvon mombour » 21.02.2010, 12:10

Krümel hat geschrieben:. Ich habe von Camus "Die Pest" gelesen, ein Werk welches mir sehr düster und zu sehr Endzeitstimmung bei mir ausgelöst hat. Eigentlich wollte ich immer mal mehr über den Autor lesen, um dessen Stimmung nachvollziehen zu können. Vielleicht ist dieses Buchlein genau das richtige :thumleft:


Den, sagen wir mal, echten Camus findet man in seinem Hauptwerk "Der Mythos von Sisyphos" und "Der Mensch in der Revolte" (Essays). Camus ist der Philosoph des Absurden, ürsprünglich vom Existentialismus herkommend, lehnte er ihn später aber ab (Trennung von Sartre) und bezeichnet sich selbst als einen Moralisten. Ausführliche Biographie: Olivier Todd: Albert Camus. Ein Leben, Rowohlt (antiquarisch).

Vielleicht kommt dir seine Theorie des Absurden ja auch düster vor. Ich werde mich damit noch beschäftigen. Historischer Hintegrund vom Roman "Die Pest" ist der zweite Weltkrieg, Camus' Erfahrungen im Widerstand. In diesem Roman soll sich die Absurdität des menschlichen Daseins auch spiegeln.

Ich will das noch alles lesen :mrgreen:

Liebe Grüße
mombour
Thomas Hardy: Herzen in Aufruhr
Fernando Pessoa: Buch der Unruhe
mombour
Der Poet
Der Poet
 
Beiträge: 762
Registriert: 30.11.2009, 09:06
Wohnort: Regensburg

Re: Camus, Albert - Hochzeit des Lichts

Beitragvon Krümel » 21.02.2010, 12:17

mombour hat geschrieben:Ich will das noch alles lesen :mrgreen:


Hoffentlich leben wir alle lang genug, was wir alles noch lesen möchten und wollen :lol:
BildLiebe Grüße,
Krümel



:lesen3: Klaus Mann - Mephisto
Gedankenwelten
Benutzeravatar
Krümel
Chefkrümel
Chefkrümel
 
Beiträge: 13522
Registriert: 18.04.2006, 23:00
Wohnort: Ostfriesland

Re: Camus, Albert - Hochzeit des Lichts

Beitragvon Coco » 21.02.2010, 17:38

Danke mombour!

... nicht nur lesen, sondern auch tun!
Liebe Grüsse
Coco

-----------

:studie:

Charlotte Bronte - Villette
Gerhard Henschel - Abenteuerroman
Benutzeravatar
Coco
Susi Sunshine
Susi Sunshine
 
Beiträge: 4718
Registriert: 04.04.2007, 07:44
Wohnort: Darmstadt



Ähnliche Beiträge


Zurück zu Essay/Reportage/Erzählung

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron