Krümels-Bücherwelt ...

... ein Literaturforum der anderen Art

Kidd, Sue Monk - Granatapfeljahre




Kidd, Sue Monk - Granatapfeljahre

Beitragvon Nerolaan » 30.07.2010, 12:37

Noch bevor ihr weltweiter Erfolg „Die Bienenhüterin“ entsteht, wird die Autorin Sue Monk Kidd 50 Jahre alt. Ein Alter, dass langsam aber sicher den Übergang von der jungen zur älteren Frau darstellt, wie die Autorin selber beschreibt. Für die Autorin ist es eine Phase im Leben, die sich nicht ohne weiteres annehmen kann, ein Bedürfnis verspürt sich neu zu erfinden.
Was sie zusätzlich quält ist das Bewusstsein, dass sich auch ihre Beziehung zu ihrer Tochter Ann verändert.

Ann wiederrum hat gerade das College abgeschlossen und verfällt in eine tiefe Depression, nachdem sie von der Uni abgelehnt wurde, die für sie die einzige Möglichkeit bot. Mit der Absage fühlt sie sich bestätigt: sie ist für diese Welt unzulänglich und strotzt nur so vor Fehlern. Auch sie ist, ähnlich wie ihre Mutter, auf der Suche nach einer Alternative, nach ihrer Identität.

Beide reisen zusamen immer wieder nach Griechenland und Frankreich und kommen sich als Mutter und Tochter wieder näher, aber finden auch sich selbst wieder...

Ich war seiner Zeit von Kidds Bienenhüterin sehr angetan und so habe ich nicht lange zögern müssen, als ich das Angebot bekam, das neuste Werk Granatapfeljahre zu rezensieren.

Während ich Die Bienenhüterin nicht aus den Händen legen konnte, war ich von diesem Werk erstmal sehr enttäuscht und war drauf und dran das Buch vorzeitig nach 130 Seiten zu beenden.
Natürlich war mir von Anfang an klar, dass ich hier keinen Roman lese, sondern eine Mischung aus einem Reisebericht und einem Erfahrungsbericht.
Dennoch waren grade die ersten 130 Seiten äußerst zäh: Auf diesen Seiten wird immer und immer wieder die Symbolik des Demeter/Persephone Mythos und die des Granatapfels erwähnt und immer wieder aufs neue erklärt. Hier muss ich zugeben, dass ich mir ein wenig für dumm verkauft vorkam, da die Wiederholung derart penetrant waren, dass es den Anschein hatte, als wollen die beiden Frauen auch sichergehen, dass wirklich jeder Leser versteht, was es mit beiden Symbolen auf sich hat.

Danach wird das Buch wesentlich lockerer und es wird nicht mehr so verkrampft an den oben genannten Symbolen festgehalten. Es macht dann wirklich Spaß mit beiden Frauen auf Reise zu gehen und durch Griechenland und Frankreich zu ziehen.

Der Klappentext ist meiner Meinung nach mal wieder – wie es leider häufig der Fall ist – leicht unzutreffend. Er verspricht folgendes: „Es [das Buch] gibt uns ein Rezept an die Hand, wie wir den Weg zu uns selbst am besten beschreiten.“
Das trifft meiner Meinung nach nicht ganz zu, denn ein Rezept gibt uns Zutaten mit festen Maßeinheiten an die Hand und sagt uns, was genau wir zu tun haben, damit das Gericht gelingt.
Doch genau das gibt uns das Buch nicht an die Hand: Der Leser begleitet zwar beide Frauen auf ihrem Weg zur Selbsterkenntnis, aber sie sagen nicht, dass dieser Prozess nur so und so laufen kann. Man kann als Leser nur versuchen eine Erkenntnis für sich aus dem Gelesenen abzuleiten und individuell anzupassen. Granatapfeljahre zeigt nur, wie der Weg zu uns selbst aussehen könnte und kann da für Orientierungslose eine kleine Hilfe sein, sich zu orientieren.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist, dass Ann Kidd Taylor und Sue Monk Kidd abwechselnd erzählen und ihre Kapitel aufeinander aufbauen: man läuft so in der Chronologie ständig weiter und Wiederholungen finden dann nur noch statt, wo es wirklich sein muss.

Fazit: Granatapfeljahre ist ein ruhiges Buch, das ich all jenen empfehlen kann, die an der Autorin Sue Monk Kidd interessiert sind, aber auch ganz allgemein am Menschen. Es lässt einen in die Gedanken- und Gefühlswelt zweier Frauen blicken und zeigt so, dass viele Probleme mit denen auch wir kämpfen, und für die wir uns evt. schämen, auch andere betrifft und es dafür eine Lösung gibt. Man muss sich nur sich selbst und seinen Problemen stellen.

Bild
Benutzeravatar
Nerolaan
Weltenwandlerin
Weltenwandlerin
 
Beiträge: 2975
Registriert: 08.11.2007, 18:41
Wohnort: Aachen

von Anzeige » 30.07.2010, 12:37

Anzeige
 

TAGS

Zurück zu Essay/Reportage/Erzählung

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron