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Reemtsma, Jan Philipp - Im Keller




Reemtsma, Jan Philipp - Im Keller

Beitragvon tom » 04.05.2007, 21:05

ZUM BUCH:
Am 25.03.1996 wurde Jan Philipp Reemtsma vor der Tür seines Hauses in Hamburg-Blankenese niedergeschlagen und verschleppt. 33 Tage lang hielten ihn seine Entführer im Kellerraum eines angemieteten Hauses bei Bremen gefangen; erst nach Zahlung von 30 Millionen Mark kam er frei. Dies ist Jan Philipp Reemtsmas Bericht über seine Gefangenschaft 'im Keller' - eine Chronologie der Ereignisse und darüber hinaus die Analyse und Selbstanalyse eines Intellektuellen, der sich mit ebenjenen traumatischen Phänomenen wissenschaftlich beschäftigt hatte, deren Wirkung er jetzt erfahren musste. Reemtsma beschreibt die Gefühle, die einen Zustand der erzwungenen Passivität, des Ausgeliefertseins an die Willkür von Gangstern begleiten. Er beschreibt den Verlauf von Tagen, die vor allem aus Todesangst und Warten bestehen - die Scham, in eine solche Lage geraten zu sein, den Hass auf die Verbrecher und die Dankbarkeit wider Willen, wenn sie eine menschliche Regung zeigten. Dies sind Erfahrungen, die mit normalen psychischen Regularien nicht bewältigt werden können, und die darum auch nicht folgenlos bleiben (kopiert von Amazon). In gewissem Sinne, „bleibt man im Keller“.

ZUM AUTOR/“BETROFFENEN“:
Jan Philipp Reemtsma, geboren am 26. November 1952 in Bonn, ist unter Geisteswissenschaftlern und Intellektuellen ein fester Begriff. Er lebt und lehrt in Hamburg, ist Philologe und Vorstand des Hamburger Instituts für Sozialforschung und der Arno-Schmidt-Stiftung. Er ist Mitherausgeber der Werke Arno Schmidts und Autor zahlreicher Bücher. Als Erbe eines großen Hauses ist Millionär, was ihn zur Zielscheibe für die Entführer machte. (nach Amazon)

MEINE MEINUNG:
Wie hier Jan Philipp Reemtsma Einblick in sein inneres Erleben der Geiselnahme, dann der Gefangenschaft in einem anonymen Kellerloch gibt, ist einfach überwältigend. Es ist kaum nachvollziehbar, was solch ein Traumata in einem hinterlassen kann, doch der Autor lässt uns ein Stück weit daran teilnehmen. In einer Welt, in der ähnliche Situationen immer wieder auftauchen (Kidnappings...) ist man vor dem Fernseher und dem Radio unfassbarer, manchmal auch nicht mehr aufnahmefähiger, Empfänger solcher Nachrichten, doch es bleibt der Abstand: wir haben es nicht erlebt. Auch bei Reemtsma bleiben wir ja Leser, doch er gab mir den Eindruck, dass ich ein klein wenig erahnen konnte, was in einem Entführten vorgehen kann. Ich empfinde großen Respekt vor diesem Mann, der so scharf äußere Situationen wahrnehmen konnte (so dass er trotz „Blindheit“ bedeutend zur Festnahme der Täter beitragen konnte) und so beeindruckend innere Befindlichkeiten beschreibt. Ich weiß nicht, ob bei einem solchen Thema das Wort angebracht ist, doch ich fand das Buch FESSELND.

Angesichts größter Herausforderungen an die Belastbarkeit, kann man sich fragen, was einen Menschen manchmal noch aufrecht hält...

:stern: :stern: :stern: :stern::stern:

Taschenbuch: 221 Seiten
Verlag: Rowohlt Tb.; Auflage: 4., Aufl. (Oktober 1998)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3499222213
ISBN-13: 978-3499222214

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tom
 

von Anzeige » 04.05.2007, 21:05

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