Es ist mir schon lange nicht mehr passiert, aber ich muss den Klappentext von Amazon nehmen, denn ich bekomme irgendwie keine gescheite Inhaltsangabe hin.
Kurzbeschreibung (amazon.de)
Faszinierende Familiensaga und dramatische Liebesgeschichte in einem, das ist der neue Roman von Amitav Gosh. "Der Doktor Schiwago des Fernen Osten" (INDEPENDENT ON SUNDAY) fand mit seinem farbenprächtigen Epos über Liebe und Krieg in einem exotischen Land auf der ganzen Welt begeisterte Leser und war auch bei den Kritikern ein Riesenerfolg. Dieser erste große Roman über das geheimnisumwitterte Birma erzählt die Geschichte des jungen Rajkumar, der in einer Imbissbude auf dem Markt von Mandalay 1885 Zeuge des Einmarsches der britischen Truppen wird. Entsetzt beobachtet er die Plünderung des Glaspalastes und muss mit ansehen, wie die Königsfamilie ins Exil gejagt wird. Im Gefolge sieht er die Dienerin Dolly und ist von ihrer Schönheit so bezaubert, dass er ihr Gesicht nie mehr vergisst ...
Meine Meinung
Recherchiert man ein wenig über den britisch-indischen Autor Amitav Gosh, fällt vor allem auf, dass sein 2000 erschienener Roman Der Glaspalast sein bedeutendster zu sein scheint.
Ohne jetzt seine anderen Romane zu kennen kann ich zu mindestens sagen, dass es der Roman ist, der Gosh wohl am meisten prägte: er recherchierte 10 Jahre und reiste immer wieder nach Indien, Japan, Singapur und Birma und versuchte jede Kleinigkeit über die Geschichte eines Jahrhunderts zu erforschen.
Und die Ergebnisse seiner Nachforschungen hat er in diesem Roman verarbeitet. Und genau hier liegt mein Problem mit dem Buch:
Gosh will mit einer Geschichte die Geschichte einer Nation erzählen. Allerdings ist er nicht wirklich stringent dabei bzw. hatte ich das Gefühl: die Handlung scheint immer zwischen Roman und Sachbuch zu schwanken.
In den Momenten wo die Romanhandlung vorherrscht treten natürlich historische Begebenheiten in den Hintergrund und man kann sich auf die Figuren und ihr Leben einlassen und ist in der Lage mit ihnen zu fühlen.
Doch wenn sich Gosh wieder der historischen Geschichte zuwendet werden die Figuren zu Schatten ihrer selbst. Sie sind nur noch da um die Handlung voranzutreiben.
Das ist sehr schade, da man von einem Extrem ins nächste fällt.
Hinzukommen die ein oder andere Länge in der Handlung die vor allem dadurch entstehen, dass Gosh an einigen Stellen sein Wissen über Geschichte ihren freien Lauf lässt.
Und dennoch: Gosh´s Roman ist lohnenswert, auch wenn es ein wenig an der Umsetzung mangelt.
Er zeigt die Geschichte eines Fleckchen Erde über das zu mindestens ich wenig bis gar nichts weiß und daher liest sich so ein Rundumschlag in der Geschichte sehr interessant.
Allerdings sollte man als Leser ein wenig Geduld und Ruhe für diesen Roman mitbringen.