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Hornby, Simonetta Agnello - Die Marchesa




Hornby, Simonetta Agnello - Die Marchesa

Beitragvon Wirbelwind » 18.11.2007, 15:14

Seitenzahl: 445

Inhalt:

1859 wird der sizilianischen Adelsfamilie Safamita ein Mädchen geboren.
Die Taufe soll ein Fest werden. das den Einwohnern des kleinen Ortes Sarentini noch ewig im Gedächtnis bleibt. Das Fest soll aber auch die Sorge um die politischen Unruhen auf der Insel vorübergehend vertreiben.
So viel Aufmerksamkeit wird der heranwachsenden Constanza Safamita nie wieder beschieden sein.
Vom Vater geliebt, von der Mutter aufs heftigste abgelehnt, von der Außenwelt wegen ihrer roten Haare, die absolut nicht dem Idealbild der aristokratischen Gesellschaft Palermos entsprechen, misstrauisch beobachtet.
Die Autorin durchleuchtet die Welt der punkvollen Paläste und Herrenhäuser um Schatten, Intrigen und dunkle Geheimnisse Stück für Stück aus ihrer Verborgenheit zu reißen.

Autorin:
Simonetta Agnello Hornby, geboren 1945 in Palermo, schockierte ihre adlige Familie, als sie mit 21 Jahren Sizilien verließ und zum Studium ins Ausland ging. Sie lebte in den USA und in Sambia und inzwischen seit über 30 Jahren in London. Als Anwältin und Vorsitzende desTribunals für Special Educational Needs and Disability setzt sie sich für sozial Benachteiligte und vor allem für Kinder ein.
Literarisches Debüt: Die Mandelpflückerin (Piper 2003)

Meine Meinung:
Diese Erzählung ist weit mehr als nur der übliche History - Roman.
Neben dem Schicksal der ungeliebten Constanza öffnet sich ein breites Bild der damaligen sizilianischen Gesellschaft. Viel zu spät erkennen die Adligen die Risse der alten Struktur.
Jedes Kapitel wird liebevoll in sizilianischen Sprichwörtern eingebettet.
Die Story selbst wird von Constanzas Amme erzählt. Die Entschlüsselung der "Wahrheit" offenbart sich erst ganz allmählich und bleibt häufig zwischen den Zeilen verborgen.
Simonetta Agnello Hornby deckt die prunkvollen Masken ihrer adligen Vorfahren auf und bedient sich dabei einer flüssigen, niveauvollen Sprache. Ich entdecke trotz Sizilienreise ein mir noch ziemlich unbekanntes Land aus den Augen einer "Eingeweihten".
Die Übersetzerin weist auf die Verknüpfungen der italienischen Sprache mit dem sizilianischen hin. Einige Stellen werden mir erst dadurch erneut vor Augen geführt und meine Spekulationen, noch blassen Empfindungen werden beim nochmaligen Lesen zur Gewissheit.
Ein lebhafter, großartig erzählter Roman, der mich bis zum letzten Satz fesselte.

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Beitragvon Karthause » 18.11.2007, 15:58

In deiner Signatur hatte ich schon gesehen, dass du dieses Buch liest. Gespannt habe ich auf dein Urteil gewartet und es fällt ja wirklich sehr positiv aus. Im vergangenen Jahr hatte ich "Die Mandelpflückerin" von der Autorin gelesen, damit war ich nicht so sehr glücklich. Vielleicht finde ich dieses Buch in der Bibliothek, dann gebe ich diesem Buch eine Chance.
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Beitragvon Krümel » 18.11.2007, 16:58

Das hört sich nach einem schönen Schmöker an, die ich momentan am liebsten lese :D Dankeschön :thumleft:
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Beitragvon Wirbelwind » 18.11.2007, 22:37

@Karthause

Vorab habe ich natürlich im Rezensionsindex nachgesehen ob dieses Buch schon besprochen wurde und bin somit auf die"Mandelpflückerin" gestoßen.
Dein Kommentar hat mich sehr erstaunt, denn für mich stand bereits fest, dass ich mir die Mandelpflückerin als Erstlingswerk kaufe. Nun jedoch reagiere ich mit Vorsicht und werde erst mal in der Bücherei nachsehen.
Sollte sich die Autorin tatsächlich sprachlich und inhaltlich so sehr verbessert haben? Denn das muß sie doch wohl- ich bin wie alle lesen können positiv beeindruckt und habe bewußt meine Rezi nicht unter History gestellt. Oder liegt der weitaus bessere Gesamteindruck in der Tatsache, dass Hornbys Wurzeln aus gerade diesem Adel entspringen, den sie kritisiert und zum Teil hier auch bloslegt (Constanza war ihre Tante)?
Diese Fragen werde ich erst beantworten können sobald ich die Mandelpflückerin als Vergleich gelesen habe. :roll:

@Krümel

Schmöker - ja auch, aber das Gesellschaftsbild hat mich weit mehr beeindruckt und diese Offenheit, die zwischen den Zeilen versteckt recht pikante Wahrheiten ans Licht bringt. Reine Fiktion - unwahrscheinlich.
Auch die Art wie sie die Geschichte an den Leser bringt vermittelt eine eigene Note.

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Beitragvon Karthause » 18.11.2007, 22:54

@Wirbelwind

In Italien ist "Die Mandelpflückerin" ein ganz großer Erfolg gewesen. Ich bin mit dem Buch so gar nicht warm geworden. Die Beschreibungen des Dorfes und des sizilianischen Lebens habe ich in guter Erinnerung. Ich könnte die Geschichte heute nicht mehr zusammenhängend erzählen.

Ich würde dir auch gern mein Buch zur Verfügung stellen.
Viele Grüße
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Beitragvon Wirbelwind » 19.11.2007, 15:59

@Karthause

oh dein Angebot freut mich!
Jetzt hänge ich aber erst noch eine Weile bei Rafik Schami fest (895 Seiten-Wahnsinn), dann schau ich mal in der Bücherei. Sollte ich da nicht fündig werden, würde ich gerne auf dein Angebot zurückkommen. :-)

Liebe Grüsse
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Beitragvon Wirbelwind » 27.11.2007, 18:54

Hallo Karthause,
habe heute "Die Mandelpflückerin" in der Bücherei entdeckt. Es wird somit eines meiner nächsten Bücher sein. Bin schon sehr gespannt ob ich deinen Eindruck bestätigen kann.

Liebe Grüsse
Wirbelwind

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