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Mahrendorff, C.S. - Der Walzer der gefallenen Engel




Mahrendorff, C.S. - Der Walzer der gefallenen Engel

Beitragvon Krümel » 07.06.2008, 12:54

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Glänzende Unterhaltung auf stilvollen Niveau mit Spannung.

1897 in Wien. Der Internist, Nervenarzt und Psychoanalytiker, Dr. Heydinger, hat wieder einen interessanten Fall. Sidonie seine Patientin hat Alpträume: Sie träumt von einem dunklen See, einem ausgedörrten Hain und einem überdimensionalen Kreuz. Ferner hat sie angeblich schon zwei Suizidversuche hinter sich. Diese Fallstudie ist viel komplexer als im ersten Band (Und sie rührten an den Schlaf der Welt) , wo es sich um die Kokainabhängigkeit drehte; denn die eigentlichen Patienten sind Sidonies Eltern. Silvie ihre Mutter, die Grenzgängerin zwischen Psychose und Neurotikerin, und ihr Vater, Joseph von Puchheim, der mit allen Mitteln sein Judentum abschütteln möchte.
Und Dr. Heydinger steht plötzlich mitten drin, und verwickelt sich arg in diesem Spinnennetz.

“Die schwarze Hand” steht natürlich auch in diesem Band wieder im Mittelpunkt. Heydinger und der österreichische Hof ist wieder auf der Suche nach dieser Untergrundbewegung. Diese ist immer noch von Antisemitismus geprägt, aber diesmal viel politischer, denn fast ganz Europa ist in dieser Sache verwickelt, und endet mit dem Attentat auf Elisabeth.

Ausgesprochen spannend erzählt uns der Autor seine Sicht der Geschichte vor hundert Jahren. Der Leser wird authentisch in diese Zeit hineinversetzt, und erlebt die Caféhäuser, die Boheme und Musikzirkel, das Wien und Kaiserreich kurz vor dem Untergang. Auch diesmal kommen die Österreicher nicht gerade gut weg, denn die “Schwarze Hand” wird nicht gefasst, und der Hofstaat steht etwas dümmlich da, so dass man sich auf den dritten und letzten Teil (Das dunkle Spiel) freuen kann.

Die Fallstudie und die Suche nach der mysteriösen Bewegung laufen in diesem Band parallel, und sind nicht miteinander verflochten. Das könnte man diesem Buch ankreiden. Dafür fand ich diese Psychoanalyse der Familie von Puchheim wesentlich interessanter. Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch, dem ich noch viele Leser wünsche.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern:
Schwierigkeitsgrad: leicht
BildLiebe Grüße,
Krümel



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