ZUM BUCH:
Scharfsinnige Analysen und Bemerkungen zum Verhältnis zwischen Nietzsche und dem Christentum
EINIGE GEDANKEN:
Ein nicht seitenumfang-, aber inhaltsreiches Buch zu diesem Thema werde ich nicht in einige Worten zusammen fassen können (zumal ich es auf Französisch gelesen habe und somit nicht die gesamte Terminologie auf Deutsch parat habe), doch Jaspers führt in das Thema ein, indem er mit der einfachen Feststellung beginnt, dass es zunächst einmal wirklich ein „Verhältnis“, eine Beziehung Nietzsches hin zum Christentum und zu Christus selber gab. Geboren in ein stark geprägtes Umfeld hinein war sein(Nietzsches) Leben zu einem großen Teil Auseinandersetzung mit der christlichen Religion. Einige mag es erstaunen, wenn Jaspers neben dem ja offensichtlich virulenten und fast aggressiven Nietzsche auch den Christusbewunderer vorstellt, der von so manchen Aspekten des Auftretens Jesu (nach SEINEM Verständnis) beeindruckt und getroffen war.
In einem zweiten Teil des Essay geht Jaspers intensiver darauf ein, inwieweit das Denken Nietzsches christlichen Grundgedanken folgt, selbst in einer Art „Gegenreaktion“. Denn auch die Negation steht in direktem Verhältnis zum Kritisierten und Hinterfragten. Diesen Teil fand ich persönlich „schwieriger“ und nicht so lesbar wie die anderen. Dieses leichte Manko wird wettgemacht durch eine Zusammenfassung am Ende jenes Kapitels.
Den dritten Teil fand ich selber am Gelungensten, denn Jaspers versucht, Grenzen und Ausblicke über die „neue“ Philosophie Nietzsches zu geben. Dort sind viele sehr gute, hilfreiche Bemerkungen. Diese helfen, sich einerseits durch die Fragestellungen und Ansätze des Philosophen in Frage stellen zu lassen und gleichzeitig doch nicht Fuß zu verlieren vor diesem wortgewaltigen, sich oftmals ja auch widersprechenden und manchmal einseitig werdenden Denker.
Ich denke, dass dieses Buch NICHT eine Einführung in das komplette Denken von Nietzsche ist, sondern den schon etwas mit dem Werk Vertrauten ein paar Hilfen gibt, wie er zu Christus steht, wie sein Werk in gewisser Weise Reaktion ist (auf ein Christentum) und wie wir kritisch, aber auch sich fragend, sein Werk aufnehmen können.
ZUM AUTOR:
Karl Theodor Jaspers (* 23. Februar 1883 in Oldenburg; † 26. Februar 1969 in Basel) war ein deutscher Psychiater, der als Philosoph weit über Deutschland hinaus bekannt wurde. Er wurde 1967 Schweizer Staatsbürger. Jaspers gilt als herausragender Vertreter der Existenzphilosophie, die er vom Existentialismus Jean Paul Sartres strikt unterschied. Er war zunächst Lehrer und anschließend lebenslanger Freund von Hannah Arendt, mit der ihn auch ein jahrzehntelanger Briefwechsel verband. Auch mit Martin Heidegger stand er in Briefwechsel, der - in der Zeit des Nationalsozialismus unterbrochen - nach dem Krieg nur spärlich war. (nach Wikepedia)
Vielleicht darf ich auch noch auf einen (unter anderen) Thread im BT hinweisen, in dem wir uns über Nietzsche austauschten. Der Tom war ich...: http://www.buechertreff.de/thread.php?t ... 617b1379fd
Broschiert: 72 Seiten
Verlag: Piper Verlag GmbH; Auflage: Neuausg. (1985)
ISBN-10: 3492005780
ISBN-13: 978-3492005784