Sven Regener mit seinem neuen Buch fügt sich zeitlich direkt an den vorangegangenen Roman an. Nimmt man in „Neue Vahr Süd“ noch Abschied von Bremen, so beginnt der Roman „Der kleine Bruder“ auf der Fahrt nach Berlin.
Frank sieht zum ersten Mal Berlin und landet durch seinen Begleiter den Punk „Wolli“ direkt in Kreuzberg, dem angeblichen Wohnort seines Bruders.
In der WG weiß niemand wo sich sein Bruder aufhält und außer der Nachricht, dass hier alle ausziehen müssen, weil der Besitzer die WG zu Eigennutzung braucht, erfährt er nicht viel von seinem Bruder.
Mit Karl und Chrissie, zwei Mitbewohnern, macht er sich auf die Suche nach ihm. Dabei lernt er die Szene von Berlin in ihren Gegensätzen kennen. Bei Begegnungen mit Punks, Hippies und Künstlern aus Kreuzberg, trifft er auf weitere Menschen, die seinen Bruders kennen und erfährt von den vermeintlichen, künstlerischen Ader seines Bruders.
Am Ende findet er ihn dort wo er ihn eigentlich nicht vermutet hat und es scheint als sei der „große Bruder“ vom Sockel gestoßen.
Frank macht im gesamten Roman einen sehr resoluten Eindruck, als ließe er sich nicht von seinen Zielen abbringen. Er wirkt energischer und intelligenter als seine Begleiter.
Alle anderen Figuren wirken statisch und nicht aus ihrem Trott herauszubringen. Irgendwie kommt mir bei den Gedanken das Wort "Herde" in den Sinn.
Frank ist der einzige der Energie aufbringt um etwas zu ändern, eine Sache abzuschließen, oder neu zu beginnen. Alle anderen wirken wie austauschbare Statisten.
Regener versetzt sich sprachlich in jedem seiner Bücher in das dominierende Klientel. Waren es bei „Herr Lehmann“ die Kneipenszene, bei „Neue Vahr Süd“ die Studenten und der Bund, so kommen in „Der kleine Bruder“ sprachlich Hippies, Punks und Künstler zu Wort. Die Sprache ist recht derb um nicht zu sagen vulgär, eben dem Klientel entsprechend.
Auch der Witz ist in jedem Buch ein anderer. Konnte ich mich in NVS noch in dem Studenten- oder Armeemilieu wiedererkennen, so fiel mir das im letzten Buch der Trilogie schon schwerer.
Auch aus diesem Grund begeisterten mich die beiden ersten Bücher der Trilogie mehr.
Ich bin gespannt, ob der Autor noch einmal zur Feder greift und welches Thema er dort bearbeitet, welches Genre er dort "bedient".
Eins sei gewiss! Auf jeden Fall werde ich Herrn Regener im Auge behalten.
Über den Autor
Sven Regener wurde 1961 in Bremen geboren. 1985 gründete er die Band "Element of Crime", die mit deutschsprachigen Alben wie "Damals hinterm Mond" und "Weißes Papier" eine große Popularität erlangte. Sven Regener ist Sänger und Texter der Gruppe. Seit 2001 schreibt er auch Romane und Drehbücher.
Sven Regener geht auf Lesereise:
- 26.09. Bremen
16.10. Frankfurt
14.11. Hannover
15.11. Bielefeld
16.11. Köln
17.11. Bochum
18.11. Zürich
19.11. Stuttgart
20.11. Erlangen
21.11. Dresden
23.11. Hamburg
24.11. Leipzig
25.11. Berlin
27.11. München
28.11. Wien
29.11. Wien