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Safranski, Rüdiger - Romantik/Eine deutsche Affäre




Safranski, Rüdiger - Romantik/Eine deutsche Affäre

Beitragvon Krümel » 24.06.2008, 10:47

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Ein wunderbares Lesebuch, in welchem der interessierte Leser die Epoche der Romantik, die bis zur Gegenwart bestand hat, gut vermittelt bekommt.

Nach dem berühmten Buch Schiller oder Die Erfindung des Deutschen Idealismus wendet sich Rüdiger Safranski der anderen großen Geistesströmung um 1800 zu: Der Romantik. Geschildert wird die Epoche der Schlegel, Tieck, Novalis, Fichte, Schelling, Eichendorff und E.T.A. Hoffmann. Eine Epoche der entfesselten Genies, die ins Grenzenlose und Geheimnisvolle aufbrechen, mit Sehnsucht und Ironie. Romantik war eine Fortsetzung der Religion mit ästhetischen Mitteln. Sie war der Versuch, “dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Endlichen einen unendlichen Schein zu geben.” (Novalis)
Die Romantik war eine Epoche, die ihr Ende fand. Das Romantische aber lebt fort - als Geisteshaltung in der Poesie, Musik, Philosophie, im Alltagsleben und nicht zuletzt auch in der Politik.
Und das ist die zweite Geschichte, die Safranski erzählt. Sie handelt von der Karriere des Romantischen bis in die Gegenwart. Sie führt über Heine, Richard Wagner, Nietzsche, Thomas Mann zu den Erregungen der 20er Jahre und umgeht auch nicht das Problem der Verwendung romantischer Motive im Nationalsozialismus. Das Buch endet beim Romantischen der 68er Bewegung und mit der Frage: wie viel Romantik verträgt die Politik? (Soweit der Klappentext)


Ich bin tief beeindruckt von diesem Buch, weil der Autor ohne großen Schnickschnack auskommt, keine abgedrehten Fachbegriffe verwendet, und nicht ein ganzes Literaturwissenschaftsstudium voraussetzt, also ein Buch für den interessierten Laien geschrieben hat. Auch muss man die behandelten Werke nicht alle gelesen haben, Safranski beschreibt sie ausführlich, so dass man einen guten Überblick erhält. (Allerdings werde ich noch ein paar romantische Werke lesen, um dieses Wissen jetzt zu vertiefen. Novalis war leider nicht mein Fall, aber „Der Zauberberg“ liefert im Schneekapitel viele romantische Aspekte.)
Besonders gelungen fand ich, dass der Autor nicht einfach eine Epoche behandelt und dann abbricht, nein, er verfolgt die romantischen Gedanken bis zur Jetztzeit weiter, denn diese Thematik findet ihren Platz auch in der Gegenwartsliteratur, und ist nicht mehr weg denkbar.
Ich habe bisher kein besseres Buch über Literatur gelesen, das so verständlich und klar geschrieben ist, deshalb bekommt es die höchste Punktzahl! Hervorragend!

Über den Autor:
Rüdiger Safranski wurde 1945 geboren, ist Philosoph und preisgekrönter Autor, der schon in 19 Sprachen übersetzt worden ist. Er schreibt über die „Großen“ Biographien: Schopenhauer, E.T.A. Hoffmann, Nietzsche, Heidegger und Friedrich Schiller.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern:
Schwierigkeitsgrad: mittel

PS: Ich habe die Bertelsmann Ausgabe gelesen!
BildLiebe Grüße,
Krümel



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Beitragvon Nerolaan » 24.06.2008, 11:23

Ja, dieses Buch steht dank Krümels unermüdlicher Berichterstattung im anderen Forum auf meiner Liste.
Ist übrigens, dass erste Sachbuch, welches ich gerne freiweillig lesen mag :wink:
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Beitragvon Nerolaan » 30.08.2008, 12:53

Mittlerweile fehlen mir nur noch 20 Seiten, dann bin ich auch durch mit dem Buch und ich kann mich Krümel nur anschließen: es ist ein einfach tolles Buch!

Ich muss zugeben, dass ich mich besonders im 1. Teil stellenweise schwer Tat am Ball zu bleiben. Das lag aber nicht am Buch, sondern eher daran, dass ich mich mit der Epoche schon ausgiebiger beschäftigt hatte und mir daher schon das ein oder andere bekannt war. Aber das laste ich nicht dem Buch an, denn es schildert die Epoche sehr ausführlich in allen Facetten und es waren auch einige Dinge dabei die mir auch noch nicht begegnet waren.
Besonders interessant war dann für mich der 2. Teil, in dem Safranski schildert, wie sich romantische Motive bzw. das Romantische auch nach der Epoche immernoch finden lassen und wie sie sich weiterentwickelten.

Das ganze schildert Safranski in einer angenehmen Sprache und sorgt dafür, dass man seinen Ausführungen sehr gut folgen kann. Sehr angenehm und somit leicht verständlich.

Ich würde mich freuen, wenn Safranski Bücher wie dieses zu anderen Epochen schreiben würde. :-)

Das Buch hat ganz klar 5 Sterne verdient:
:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

Und noch mal Danke Krümel, dass du es mir geliehen hast! :D


P.S.: Das Buch steht leider noch nicht im Index..
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Beitragvon Krümel » 30.08.2008, 13:43

Nerolaan hat geschrieben:Ich würde mich freuen, wenn Safranski Bücher wie dieses zu anderen Epochen schreiben würde. :-)


Das würde ich auch begrüßen, und bestimmt auch viele Schüler und Studenten, die sich damit auseinandersetzen müssen.

Ich freue mich tierisch, dass dir das Buch auch so gut gefallen hat :D Siehste, ich hatte nämlich auch dabei das Gefühl, dass du mit deinem Studium das Buch anders hättest sehen können, als ich so als interessierter Laie. Zum Glück unbegründet :D
Gerngeschehen, ich verleihe gerne Bücher :lol:
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Beitragvon Nerolaan » 30.08.2008, 13:56

Ich muss zugeben, dass das Buch- wenn ich es aus dem Blickwinkel meines Studiums sehe und dementsprechend auch an Literatur messe, die ich in dem Zusammenhang lese - würde ich den Safranski lediglich als bessere Einführung in die Materie bewerten.
Denn Safranski hat zwar wie die ausführliche Literaturliste beweist, sehr genau recherchiert, aber seine Ausführungen sind dennoch für mein Befinden nicht 'wissenschaftlich' genug; zeigt sich vor allem daran, dass er keine Quellenbelege im Text liefert und die Quellenbelege erst am Ende des Buches zu finden sind. Diese sind aber immerhin nach Kapiteln geordnet.
Auch bleibt er an einigen Stellen zu sehr an der Oberfläche.
Das wären nur zwei 'Kritikpunkte'.

Aber: würde ich das Buch wirklich danach bewerten, würde ich ihm wirklich unrecht tun.
Das Buch ist nicht als wissenschaftliche Abhandlung geschrieben und somit auch nicht für die wissenschaftliche Arbeit so wie ich es mittlerweile gewohnt bin gedacht.

Das Buch ist als Sachbuch für die Allgemeinheit - oder wie du es schriebst - für den interessierten Laien geschrieben. Das Buch nach meinen 'wissenschaftlichen' Kriterien zu bewerten, wäre so, als ob ich mich beschweren würde, dass in einem Bildband sehr viele Bilder zu finden sind. :mrgreen:
Unter dem Aspekt hat Safranski sehr gute Arbeit geleistet! :thumleft:
Ich wünschte, ich hätte dieses Buch zu erst gelesen und dann die anderen Abhandlungen; dann hätte ich die auch schneller verstanden und hätte einige Sachen nicht erst dreimal lesen müssen :wink:
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