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Singh, Simon - Fermats letzter Satz




Singh, Simon - Fermats letzter Satz

Beitragvon Katia » 13.03.2008, 20:48

[center]Simon Singh - Fermats letzter Satz : Die abenteuerliche Geschichte eines mathematischen Rätsels[/center]

Singh, Physiker und Wissenschaftsjournalist, versucht, was schon viele vor und nach ihm versucht haben: eine populärwissenschaftliche Darstellung über Mathematik. Ein schwieriges Unterfangen, das er - im Gegensatz zu den meisten anderen - überaus erfolgreich meistert, unter anderem auch wenn man die Verkaufszahlen als Maßstab nimmt.

Die Fermatsche Vermutung aus dem 17 Jahrhundert und ihr Beweis Anfang der 90er Jahre durch Andrew Wiles ist sein Thema. So einfach das Problem zu verstehen ist, so schwierig und lang ist sein Beweis - Singh unternimmt keinen ernsthaften Versuch ihn zu erklären. Gut so, denn ein solches Unterfangen wäre sicher zum Scheitern verurteilt. Stattdessen erzählt er Geschichten: Fermats und Wiles natürlich, aber auch die vieler Mathematiker der dazwischen liegenden drei Jahrhunderte, die zum Beweis beitrugen und/oder an ihm scheiterten. Menschlich Tragisches, Heiteres, Skurriles, von einem echten Duell und einem fiktiven Triell. Da dürfen natürlich auch Pythagoras, ein kleiner Ausflug zu Cantor, Hilbert, Gödel und Gauß nicht fehlen.
Das Ganze erzählt im Plauderton, spannend zu lesen, praktisch ohne Formeln, die wenigen Beweise dezent in den Anhang gepackt, um auch ja niemanden zu erschrecken.

Singh hat einen guten, bei Erscheinen hoch aktuellen Stoff gewählt - geheimnisvoll beginnend mit Fermats berühmter Randbemerkung, endend mit Wiles, der sich sieben Jahre lang auf den Dachboden begibt, um dort an diesem einen Beweis zu arbeiten - und ein weiteres Jahr, um die gefundene Lücke zu schließen. Der Autor hat aber auch den Anspruch, dem Leser zu erklären, wie moderne Mathematik funktioniert.
Über die für solche Art Sachbuch üblichen kleineren mathematischen Unsauberkeiten kann ich locker hinwegsehen, denn Singh erzählt eine spannende Geschichte, unterhält gut. Dass er dabei die Bedeutung des Satzes, auch seiner Teile (Taniyama-Shimura-Vermutung) für die Mathematik als Ganzes übertreibt, auch die Entwicklungen der Mathematik des 20. Jahrhunderts zu sehr aus diesem Blickwinkel schildert, ist schade, aber nicht wirklich störend.
Aber genug der Kritik: das Buch hat mir wirklich Spaß gemacht und ich denke und hoffe, dass es auch Nicht-Mathematikern Spaß machen wird. Über weite Strecken liest es sich eher romanhaft, mathematisches Vorwissen ist nicht nötig. Ein ansprechendes Literaturverzeichnis rundet den Band ab und bietet vertiefte Lektürehinweise sowohl im populären als auch im wissenschaftlichen Bereich.

:stern: :stern: :stern: :stern: (:stern:)

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Katia

P.S. Und wer noch nicht genug hat, kann mit der erst 2003 bewiesenen Poincare-Vermutung gleich weiter machen. Die englische Ausgabe steht schon auf meinem Wunschzettel.
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