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Zimmer, Dieter E. - Die Bibliothek der Zukunft




Zimmer, Dieter E. - Die Bibliothek der Zukunft

Beitragvon marilu » 09.07.2006, 11:09

"Die Bibliothek der Zukunft : Text und Schrift in den Zeiten des Internets" bietet Interessierten, die bereits über ein solides Grundwissen über die Bibliothekslandschaft in Deutschland verfügen, einen Ausblick auf zukünftige Tätigkeiten als Bibliothekar, bzw. Informationsvermittler.

Inhalt (amazon.de):

Noch vor ein paar Jahren führte man darüber ernste Grundsatzdiskussionen: Ob etwa mit der CD-ROM die abendländische Kultur scheibchenweise stiften gehe oder was schon vom Wissen der Welt auf ein paar Silberlingen zu halten sei!? Mehr oder weniger nichts: Mit dem nahe liegenden Argument, dass das Buch als bequemes Medium abendlicher Bettlektüre vom Laptop eben nicht ersetzt werden könne, [img]hielten viele die digitalen Zumutungen wieder für erledigt.
Weit gefehlt, denn auch der alljährlich wachsende Bücherberg war ja nicht die Lösung, sondern stellte einen erneut vors Problem: "Too much information" (Dan Trap). Schließlich hatte auch die Frankfurter Buchmesse ihre Website.
Wie mag sie also aussehen, "Die Bibliothek der Zukunft"? Es machte schon immer Spaß, Dieter E. Zimmer zu lesen: "Wer den Computer boykottiert, schadet nur sich selbst". Dies ist der diskrete Charme der Analyse, dem womöglich der standhafteste Bildungsbürger erliegt: "Wer den Computer als universales Schreib- und Lesegerät nutzt, hat mehr davon, wenn er versteht, was er kann und was nicht und warum." Zimmer versteht viel davon, und es ist leicht einzusehen, dass im Bibliothekswesen etwa "die Elektrifizierung der Kataloge kein neumodischer Schnickschnack" ist, der bloß den Ungeduldigen das Leben leichter macht. Jetzt, wo nicht mehr nur in Regalmeter sondern in Gigabyte gedacht wird ("Vom Ruß auf Holz zum Pixel im Kristall"), sind Kulturtechniken wie Suchen, Lesen, Sammeln, Schreiben nötiger denn je.

Wie geht es weiter mit "U®heberrecht", "Hypertext" und den"eNzyklopädien"? Dieter E. Zimmer liefert ein äußerst lesenswertes Update zur Quellenkunde in den Zeiten des WWW .

Meine Meinung und Formales:


Dieses Buch ist in drei Teile aufgeteilt.
Der erste bietet einen Rundumschlag, in dem die neuen Anforderungen an Bibliotheken und Informationszentren in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung veranschaulicht werden. So lässt sich hier einiges über die Vision der "Digitalen Bibliothek" nachlesen, die Informationsflut, die uns zwar immer mehr Information zur Verfügung stellt, andererseits aber auch dafür sorgt, dass Information schwerer zu finden und organisieren ist.
Wie lässt es sich ermöglichen, ohne unmögliche Investitionen, den Nutzern einer Bibliothek das Wissen der Zeit zur Verfügung zu stellen? Welche Möglichkeiten gibt es, ihm zu helfen, sich zurecht zufinden? Inwieweit spielt Urheberrecht eine Rolle bei der benutzregechten Informationsaufbereitung und -vermittlung? Welche technischen Ansätze eignen sich? Welche Probleme können auftauchen?

Der zweite Teil erläutert einzelne Aspekte, die im ersten Teil angesprochen wurden, z. B.: Was heißt "digital"? Was ist der Unterschied zwischen "Homepage", "Website" und "Webseite"? Was sind Auszeichnungssprachen (bzw. Metadaten) im Netz? Was bietet ein OPAC (Online Public Accessing Catalog - also ein Bibliothekskatalog im Internet)? Funktionieren alle OPACs gleich?

Der dritte Teil listet geprüfte Links auf, die im Internet relevante weiterführende Informationen bieten und/oder Standardadressen für den Bibliothekar sind.
Dieser Linkkatalog stammt aus dem Jahre 2001. Ein bekanntes Problem des www ist seine Schnellebigkeit, die auch vor dieser Liste keinen Halt macht: etliche Internetadresssen sind nicht mehr existent oder umgezogen. Nichtsdestotrotz funktionieren noch genug, um einfach mal zu stöbern und sich Hintergrundinformation zu besorgen.

FAZIT:

Dies ist ein Buch, dass viele Themen anreißt, ohne Lösungen anbieten zu wollen, bzw. eine Wertung abzugeben. Es lässt sich sehr gut lesen und ist sprachlich einfach gehalten.
Ich studiere "Informationsmanagement" (eine Weiterentwicklung des klassischen FH-Studienganges des Bibliothekswesens) und kann dieses Buch allen ans Herz legen, die sich einen Überblick darüber verschaffen wollen, welche Thematik sie in einem solchen Studiengang erwartet.
Die Themen dieses Buch es haben wir allesamt im Grundstudium besprochen (sowohl die bibliothekarischen als auch die EDV-lastigen Themen).

:stern: :stern: :stern: :stern:

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Beitragvon Katia » 17.01.2008, 21:05

Ich bin über dieses Buch in "meiner" Bibliothek gestolpert, als ich unseren Bestand an bibliothekswissenschaftlichen Büchern mal durchgeschaut habe. Der Autor war für mich ausschlaggebend es auszuleihen - Dieter E. Zimmer kenne (und schätze) ich als Übersetzer und Herausgeber von Nabokovs Werken.
Inhaltlich hat Marilu ja schon fast alles zum Buch gesagt - ich kann mich dem vollen Herzen anschließen. Wirklich interessiert hat mich eigentlich nur der erste Teil, im zweiten technischen ist vieles doch schon veraltet oder ich wusste es. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Den ersten Teil fand ich auch deshalb sehr ansprechend, weil sich in vielen Bereichen ja schon einiges getan hat - Zimmer schreibt über Enzyklopädien ohne Wissen über die ein Jahr später begonnene Wikipedia, über Suchmaschinen ohne Wissen von Google. Hier macht es wirklich Spaß seine Visionen mit der Realität zu vergleichen. Was aber auch klar wird: das was Zimmer und andere Anfang unseres Jahrtausends angedacht haben, davon sind wir oft noch meilenweit entfernt. Viele dringende Probleme (Digitalisierung, Bestandserhaltung...) sind heute wie damals auf der Tagesordnung.

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