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Fforde, Jasper - In einem anderen Buch (T. Next - 2. Bd.)




Fforde, Jasper - In einem anderen Buch (T. Next - 2. Bd.)

Beitragvon marilu » 30.07.2006, 12:26

Inhalt:

Kurzbeschreibung (Amazon.de)
Spezialagentin Thursday Next, eben noch strahlende Heldin im Falle Jane Eyre, wird schwer in die Mangel genommen: Ihre eigene Dienststelle lässt sie beschatten, bei der Mammut-Herbstwanderung fällt ihr ein Oldtimer fast auf den Kopf, ihr Dodo legt in ihrer Küche ein Ei, der eben erst erworbene Ehemann wird von der ChronoGarde genichtet, und obendrein geht am 12. Dezember die Welt unter, wenn sie und ihr ewig zeitreisender Vater nicht herausfinden, warum sich plötzlich alles in rosa Soße verwandelt. Zum Glück findet sie in Miss Havisham eine strenge Lehrerin, die ihr zeigt, wie man sich mit Hilfe von Jurisfiction nicht nur aus einem Prozess à la Kafka, sondern auch aus einer Waschanleitung für Angorapullover befreit.

Meine Meinung:

Dieses Buch konzentriert sich noch stärker auf die Welt der Literatur als sein Vorgänger. Erstmals tauchen Fußnoten auf. Fußnoten - wieso das denn? Agenten der Jurisfiction, einer Art Polizei in Büchern, nehmen mithilfe vom Footnotographen Kontakt zu Thursday auf. Es stellt sich heraus, dass in der Welt der Bücher ein Verfahren gegen sie läuft. Der Grund? Das erfährt der Leser lange nicht, weil auch Thursday vor einem Rätsel steht.
An dieser Stelle werde ich nur verraten, dass die erste Anhörung im Gerichtssaal von Kafkas "Der Prozess" stattfindet. Herrlich! :lol:

Der Anfang des Buches beginnt gerade zu idyllisch: Thursday genießt ihre Ehe mit Landen, langweilt sich weiterhin in ihrem SpecOp 27-Alltag und ist genervt von ihren Verpflichtungen der Öffentlichkeit gegenüber. Goliath und SpecOps1 (die Abteilung, die die SpecOps leiten) sitzen ihr im Nacken, aber prinzipiell ist alles schön.

Doch dann findet man ein lang verschollenes Exemplar von Shakespeares "Cardenio" und der Ärger beginnt. Nicht nur in Thursdays Welt, sondern auch in der Welt der Bücher. Wir begegnen allen wieder: Bowden Cable, Spike, Jack Schitt und außerdem lernen wir seinen ebenso "charmanten" Stiefbruder kennen: Jack Schitt-Hawse. Schlecht

In der Bücherwelt begegnet Thursday bei ihrem ersten Sprung in ein Buch der Grinsekatze, die als Bibliothekar arbeitet. Von dort aus springt sie zu Ms Havisham in Dickens "Große Erwartungen", bei der sie in die Lehre geht. Außerdem trifft sie während einer "fiction frenzy" (ein Kaufhaus setzt alle Büccher drastisch herab) auf die "Red Queen" aus "Alice through the Looking glass".

Hach ja, es war wieder schön! :clap:
Zwischendurch fragt man sich doch, was dem Autoren durch den Kopf ging! Die Welt, die erschaffen hat, ist wunderbar! Das Buch hat mir fast noch mehr Spaß gemacht, als "Der Fall Jane Eyre".

Allen, die es noch lesen werden: viel Vergnügen! Es lohnt sich!
(Auch die Spannung kommt nicht zu kurz.)

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :hurra:

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Beitragvon Pippilotta » 30.07.2006, 12:37

Hallo Marilu!

Ich habe ja noch nie ein Buch von Jasper Fforde in der Hand gehabt, beobachte aber, dass er durch sämtliche Foren geistert, habe gerade auch den Beitrag im BT gelesen, die Leute sind ja ganz begeistert von ihm

Wie soll man seine Bücher einordnen? Er bezieht sich ja meist auf irgend eine bekannte Figur oder Geschichte. Ist es ein "durch-den-Kakao-ziehen" von Büchern? Sollte man die zugrundeliegenden Bücher kennen um den Witz und die Handlung bei Jasper Fforde zu verstehen? Sind seine Bücher sehr abgedreht oder ist es eher Ironie und Sarkasmus?
Welches Buch würdest du als Einstieg empfehlen?

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Beitragvon marilu » 30.07.2006, 13:00

Die "Thursday Next"-Romane würde ich ganz klar als Einstieg wählen. Und sie dann auch in der richtigen Reihenfolge lesen. Um euch den Überblick zu erleichtern, habe ich in den Threadtitel die Bandnummer geschrieben.
Band 4 rezensiere ich demnächst auch noch hier, aber ich habe eben gesehen, dass ich ihn bei BT nicht richtig beschrieben habe. Um eine ganz neue Rezi zu schreiben, fehlt mir momentan die Lust. :oops: :wink:

Aber der Band erscheint ja auch erst im Oktober 2006 auf deutsch. Bis dahin werde ich ihn hier beschrieben haben. Versprochen.

Pippilotta hat geschrieben:Wie soll man seine Bücher einordnen? Er bezieht sich ja meist auf irgend eine bekannte Figur oder Geschichte. Ist es ein "durch-den-Kakao-ziehen" von Büchern? Sollte man die zugrundeliegenden Bücher kennen um den Witz und die Handlung bei Jasper Fforde zu verstehen? Sind seine Bücher sehr abgedreht oder ist es eher Ironie und Sarkasmus?
Welches Buch würdest du als Einstieg empfehlen?


Das Problem der Einordnung hatte ich beim Einstellen der Rezensionen auch (im BT war ich ganz froh, dass es die Rubrik "Ausländische Bücher" gibt, die alle Genres fasst. :D ). Die Bücher haben sowohl Thriller-, Humor-, Fantasy- als auch Science Fiction-Anteile.
Jasper Fforde bezieht sich auf viele Klassiker, das stimmt. Aber für das Verständnis seiner Bücher ist es nicht notwendig, diese alle zu kennen. Man hat lediglich einen Mehrwert beim lesen, wenn man über bekanntes in neuem Gewand schmunzeln kann. Ich empfinde seine Bücher als Hommage an die Literatur und den Literaturbetrieb. Er benutzt die Bücher aber auch als Spiegel einer zunehmend egoistischen Gesellschaft, in der der Stärkste siegt.

Ich glaube, seine Intention liegt ein Stück weit auch darin, heutige Leser wieder für Klassiker zu begeistern und ich glaube, das gelingt ihm auch. Man merkt einfach, dass er selbst sie gern liest und ihnen ein Denkmal setzen möchte.
Ich mag eigentlich Charles Dickens nicht sehr gern, weil mir seine Werke zu deprimierend sind, aber durch die Begengnung mit "Mrs. Havisham" in "Lost in a god Book" (das in diesem Thread vorgestellt wird) möchte ich nun unbedingt "Great Expectations" lesen.

Er kann hervorragend mit Worten umgehen. Und darum nimmt man ihm wohl auch alles ab und lässt sich von seinen Ideen begeistern. Ich habe gelesen, das viele Verlage anfangs seine Bücher abgelehnt haben, weil sie meinten, es gäbe dafür keinen Markt. Aber gerade die Tatsache, dass hier keine 0815-Literatur zu finden ist, macht wohl den Fankult um seine Bücher aus. :love:

Es ist schwer zu beschreiben, was seine Welt so außergewöhnlich macht. Am besten, ihr leiht euch ein Buch aus und schnuppert rein. Oder ihr schaut auf seiner Website vorbei, die extrem unübersichtlich ist und eine Eingewöhnungsphase braucht, aber man findet dort ganz viel über ihn und seine Bücher:http://www.jasperfforde.com/
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Beitragvon Pippilotta » 30.07.2006, 14:01

Danke, Marilu für die ausführliche "Schmackhaftmachung" :D , sie hat gewirkt!

Was meinst du, Krümel, sollen wir es gemeinsam wagen, Die Eyre-Affair wäre der erste Band? :idea:
Ich habe leider mit Erschrecken festgestellt, dass unsere - sonst so gut sortierte - Bibliothek keinen einzigen Fforde hat :motz:
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Karthause » 30.07.2006, 14:13

Wie Pippi hatte ich auch noch keinen Fforde in der Hand, geschweige denn im Haus. Aber beim nächsten Bibliotheksbesuch werde ich mal Ausschau halten. Mit Interesse habe ich auch im BT die Threads gelesen. Auf meiner Vormerkliste steht er schon.
Viele Grüße
Karthause

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Beitragvon Katia » 27.08.2009, 12:01

"Lost in a good book", ja so ging mir das mit diesem Buch auch. Zwar war der Abstand von einem Jahr zu "The Eyre Affair", den ich mir gelassen hatte zulange - ich brauchte etwas um in den Roman zu finden - das hat meinem Vergnügen aber wenig Abbruch getan. Thursdays Welt ist so liebenswert abgedreht, so von Literaturbegeisterung durchdrungen!
Eigentlich hat das Buch gar keine richtige Handlung, sondern besteht aus vielen kleinen Handlungssträngen, dominierend das Verschwinden von Landen, die Entdeckung von "Cardenio" und die gehäuften Zufälle, die Thursdays Leben bedrohen. Irgendwie machen all die kleinen Nebenhandlungen das Buch realistischer (man liest tatsächlich einfach einige Tage im Leben von M(r)s Next) und Fforde bringt mit der Jurisfiction und dem bookjumping interessante neue Elemente. Wie Marilu schon schrieb, die Verhandlung gegen "Fräulein N" in Kafkas "Prozess" ist einfach nur genial.
Ich habe "Große Erwartungen" (worauf im Buch am häufigsten angespielt wird) gelesen, ist aber 15 Jahre her. Trotzdem ich mich überhaupt nicht daran erinnern kann, hat das nicht wirklich gestört, Fforde macht zumindest soweit Andeutungen, dass man Handlung und grob dem Witz auch folgen kann, wenn man das betreffende Buch nicht kennt. Ein paar Anspielungen, Wortspiele etc. zu verpassen, ist bei der Fülle auch nicht weiter schlimm.

www.jasperfforde.com ist sehr empfehlenswert (Danke an Marilu für den Tip), z.B. ist mir nicht aufgefallen, dass es in Ffordes Romanen kein Kapitel 13 gibt, dies aber sehr wohl im Inhaltsverzeichnis steht :P Außerdem weiß ich jetzt endlich, dass man Fforde wie Ford ausspricht :wink:

Jedenfalls wird es kein Jahr dauern, bis ich in den "well of lost plots" eintauche!

Die Serie ist eine unbedingt Empfehlung für alle, die sich auf eine abgedrehte, mit englischem Humor durchsetzte Welt einlassen wollen. Die vielen literarischen Anspielungen machen einfach nur Spaß. Wer Terry-Prachett mag, wird Fforde sicher auch mögen.

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

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Beitragvon marilu » 29.08.2009, 14:31

Hach wie schoen, dass es dir gefallen hat! Viel Spass mit der Fortsetzung, wenn es dann soweit ist. :-)
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