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Ransmayr, Christoph - Die letzte Welt




Ransmayr, Christoph - Die letzte Welt

Beitragvon Nerolaan » 21.02.2008, 12:11

Den Künstler kann man zu Grunde richten, nicht aber seine Kunst

Tomi, ein antiker Ort an der Schwarzmeerküste des heutigen Rumänien: der Römer Cotta reist trotz Reiseverbot in die abgelegene Stadt. Sein Ziel: er will den dort im Exil lebenden Ovid – oder auch mit Spitznamen Naso genannt – zu finden und Rom beweisen, dass der einst gefeierte Dichter doch noch nicht Tod ist und hofft, eine Abschrift der legendären Metamorphosen mit nach Rom bringen zu können.
Doch in Tomi erwarten den Römer erstmal seine Einwohner: mit ihren Angewohnheiten und ihrem Lebensstil hat Cotta anfänglich so seine Probleme. Doch je länger er in Tomi verweilt, desto mehr passt sich Cotta den merkwürdigen Gewohnheiten an und schon bald verliert er sich und sein Ziel außer Augen....

Der Österreicher Christoph Ransmayr erzählt in Die letzte Welt eine unglaubliche Parabel, die man entweder liebt oder hasst.
Ransmayr verknüpft in seiner Erzählung Antikes mit Neuzeitlichen Erfindungen, so liest man von Julius Gaius Caesar und gleichzeitig von Filmprojektoren, dies mag gerade am Anfang – wenn man versucht das Werk zeitlich einzuordnen – sehr verwirrend sein.
Doch hat man sich einmal auf das Wirrwarr der Geschichte eingelassen taucht man in die Welt des römischen Dichters Publius Ovidius Naso ( 43 v.Chr. - 17 o. 18. n.Chr.) - kurz Ovid- ein: fast alle in Tomi lebenden Personen sind Teil von Ovids Hauptwerk den Metamorphosen.
Der Fischer Verlag fügte am Ende des Buches ein aufschlussreiches Personenregister an, sodass man dieses Buch auch genießen kann, ohne die Metamorphosen kennen zu müssen.


Ransmayr hat mit dieser Erzählung ein Buch geschaffen, dass sicherlich die Geister spalten wird, aber eine Chance verdient hat!

:stern: :stern: :stern: / :stern:

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Re: Ransmayr, Christoph - Die letzte Welt

Beitragvon Pippilotta » 21.02.2008, 16:19

Nerolaan hat geschrieben:Der Österreicher Christoph Ransmayr erzählt in Die letzte Welt eine unglaubliche Parabel, die man entweder liebt oder hasst.


und zu welcher Seite würdest Du Dich zählen? 3-4 Sterne ist ja genau dazwischen, oder?
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Nerolaan » 21.02.2008, 21:20

Ich mag es!
Hat sich gelohnt, auch wenn es "nur" 3 bis 4 Sterne bekommt. :D
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Beitragvon wolves » 22.02.2008, 08:24

Ich habe das Buch zwar vorzeitig beendet, aber nicht weil ich es jetzt gehasst hätte. Es war mir nur zu düster und seltsam geworden und irgendwie konnte ich mit den Personen einfach nichts mehr anfangen.
Vielleicht zu einer anderen Zeit, einer besseren Stimmung bekommt es noch mal eine Chance.
Liebe Grüße
wolves


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Beitragvon Nerolaan » 22.02.2008, 11:35

wolves hat geschrieben:Vielleicht zu einer anderen Zeit, einer besseren Stimmung bekommt es noch mal eine Chance.


Ja, manche Bücher brauchen eben eine besondere Stimmung. Dieses gehört dazu.
Ich hoffe, dass es dir dann besser gefallen wird! :-)
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Beitragvon Susannah » 01.03.2008, 22:57

Eine sehr schöne Rezension, Nerolaan. Die Stimmung dieses Buches einzufangen, ist nicht leicht, weil sie wirklich sehr düster und individuell ist. Trotzdem gehöre ich - wie ja klar durchkommt - eindeutig zu der Pro-Ransmayr-Fraktion. Seit Tucholsky ist es mir nicht mehr passiert, dass ich Sätze, ja ganze Absätze zwei- bis dreimal lese, weil sie dermaßen beeindruckend sind, dass ich sie beim ersten Mal gar nicht fassen kann.

Die Entwicklung, die Cotta in der eisernen Stadt macht, hat mich sehr fasziniert. Am Ende unterscheidet er sich durch nichts mehr von den Einwohnern dieses seltsamen Ortes. Und durch die Beschreibungen der einzelnen Personen im Anhang hat man wirklich das Gefühl, sie ziemlich gut kennen zu lernen.

Diese epochalen Gegensätze, die du ansprichst, haben mich bis zum Schluß nicht gestört. Ganz im Gegenteil: Ich fand die Idee sehr interessant und Ransmayr schafft es, sie ganz selbstverständlich und glaubwürdig unterzubringen.
Nichts ist schöner und nichts erfordert mehr Charakter als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!
(Kurt Tucholsky)
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