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Mankell, Henning - Die italienischen Schuhe




Mankell, Henning - Die italienischen Schuhe

Beitragvon alixe » 09.09.2008, 00:29

Inhalt und meine Meinung

Die Faszination, die dieser Schriftsteller vor nur einigen Jahren noch auf mich ausübte schwindet zu meinem eigenen Bedauern mit jeder Neuerscheinung.
Waren die „flüsternden Seelen“ einer der schwächsten Afrikaromane, „vor dem Frost“ der flachste Krimi, „Kennedys Hirn „ ein unglaubwürdiger und dazu „verschwörungstheoretischer“ Schwachsinn, so kann ich den Italienischen Schuhen auch nicht viel Positives abgewinnen.
Mankell nervt! Die Themen sind abgedroschen, seine Aussagen pure Wiederholungen, sein Schreibstil zunehmend phrasenhaft, seine Erzählungen fadenscheinig…

In diesem Roman wird das herzbewegende Schicksal eines Chirurgen, der einer Frau den falschen Arm amputiert hat erzählt. (wie originell)
Der bedauernswerte Arzt kann diesen Fehler nicht überwinden und zieht sich auf eine nördliche Insel zurück, wo er allein mit Hund, Katze und einem Ameisenhaufen im Schlafzimmer dahinvegetiert und jeden Morgen ein Loch in die Eisschicht hackt und in das Wasser eintaucht (ich liiiebe Märtyrer).
Nach zwölfjährigem Eremitendasein bekommt er Besuch, oh, welche Überraschung, von seiner ersten großen Liebe, die er aus unerklärlichen Gründen verlassen hat und so erfährt er, dass, erstens, er ihre einzige Liebe war und zweitens, dass sie an Krebs erkrankt ist. (doch, es kommt noch ärger!)
Sie bittet ihn sein damaliges Versprechen einzuhalten und ihr einen geheimnisvollen Teich zu zeigen. Mit der todkranken Frau, die ihre Schmerzen mit Alkohol betäubt, sonst aber gut in Form ist, da sie ihm das Leben rettet als er, Tölpel, durch den zugefrorenen Teich saust, fährt er durch schneeverwehte Strassen und erfährt so nebenbei, dass es da eine gemeinsame Tochter gibt, die natürlich etwas ganz besonderes ist und all diese Erkenntnisse geben ihm den Mut und die Kraft die einarmige Frau zu kontaktieren.
Diese ist, selbstredend, eine starke Frau geworden, die sich um Flüchtlingsmädchen kümmert und hat ihm zweifelsohne den Missgriff verziehen.
Und…nein, es entwickelt sich keine stürmische Leidenschaft zwischen den beiden, nur fast, er wollte schon, sie wollte nicht (ist schließlich eine GANZ charaktervolle Frau), doch die Kussversuche, nein, die kann sie ihm nicht verzeihen (was ist schon ein verlorener Arm gegen einen ungewollten Kuss)

Das Ende, ein großes Fest, die kranke Frau feiert mit und stirbt erst nach diesem glücklichen Zusammenfeiern, die Tochter reist um die Welt und setzt sich für die Rechte der Menschen, Tiere, Umwelt und Höhlenmalereien ein und der Chirurg badet nicht mehr so oft im Eiswasser…

Und die italienischen Schuhe?
Sie werden gebraucht um Zhuang Zi zitieren zu dürfen: Wenn der Schuh passt, denkt man nicht an den Fuß.
Vielleicht der einzig kluge Satz in diesem Meer von Peinlichkeiten.

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Beitragvon Kvinna » 09.09.2008, 04:33

Guten Morgen Alixe,

diese beiden Bücher stehen bei mir mit dem Chinesen noch auf meiner Wunschliste.
Nach deiner Rezi bich ich jetzt noch gespannter. Ich finde bis jetzt war Tiefe das schlimmste Buch für mich.

Danke für deine Eindrücke!
Kvinna
 

Re: Mankell, Henning - Die italienischen Schuhe

Beitragvon wolves » 09.09.2008, 06:50

alixe hat geschrieben:Die Faszination, die dieser Schriftsteller vor nur einigen Jahren noch auf mich ausübte schwindet zu meinem eigenen Bedauern mit jeder Neuerscheinung.

Du bestätigst da meinen Eindruck. Ich war anfänglich sehr begeistert von ihm, aber von Buch zu Buch wurde das immer weniger. Mittlerweile habe ich gar keine Lust mehr etwas von ihm zu lesen und nach deiner Rezi zu urteilen ist das eine gute Entscheidung.
Liebe Grüße
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Re: Mankell, Henning - Die italienischen Schuhe

Beitragvon Siebenstein » 09.09.2008, 09:32

alixe hat geschrieben:und nach deiner Rezi zu urteilen ist das eine gute Entscheidung.


Vielleicht wirfst du ja bei Gelegenheit doch einen klitzekleinen Blick in das Buch, liebe wolves, denn ich könnte mir vorstellen, dass es dir gefällt. :wink:

Ich habe das Buch Anfang des Jahres gelesen und es ist definitiv eines meiner diesjährigen Highlights. :thumleft:

Liebe Grüße
Siebenstein :wink:
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Re: Mankell, Henning - Die italienischen Schuhe

Beitragvon wolves » 09.09.2008, 11:15

Siebenstein hat geschrieben:Vielleicht wirfst du ja bei Gelegenheit doch einen klitzekleinen Blick in das Buch, liebe wolves, denn ich könnte mir vorstellen, dass es dir gefällt. :wink:

O.k. ich beobachte das Buch und wenn der Preis stimmt, dann gibt es den versprochenen Blick hinein :wink: :D
Liebe Grüße
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Beitragvon Wirbelwind » 09.09.2008, 21:28

Also ich konnte bisher mit Mankell nichts anfangen.
Zu "Die italienischen Schuhe" wurde ich systematisch überredet (habe es dann in der Bücherei ausgeliehen) und zum ersten Mal war ich begeistert, was ich vorher nie für möglich gehalten hätte. Die Ameisen im Zimmer fand ich jedoch sehr ecklig. :lol:

Liebe Grüsse
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Ein Buch ist ein Sprengsatz, um die Phantasie freizusetzen. (Alan Bennett in "Die souveräne Leserin")
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Beitragvon Sybille » 12.09.2008, 12:13

Für mich war "Die italienischen Schuhe" eines der besten Bücher die ich letztes Jahr gelesen habe.
Die doch sehr unterschiedlichen Ansichten zeigen aber mal wieder wie unterschiedlich Bücher auf Menschen wirken...
Liebe Grüße, Sybille
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Beitragvon alixe » 12.09.2008, 12:59

@Kvinna: den Chinesen habe ich sehr gemocht, hier kurz meine Meinung.

Oho, ich scheine ja hier die einzige zu sein, die den italienischen Schuhen nichts abgewinnen konnte...mich würde schon interessieren, was euch an dem Roman gefiel. :-)

herzlichst: Alixe
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Beitragvon Sybille » 12.09.2008, 19:35

@ Alixe: Meine Lektüre liegt über ein Jahr zurück, so dass ich jetzt nicht mit konkreten Einzelheiten kommen kann. Aber ich erinnere mich sehr wohl daran, dass mich das Buch sehr berührt und auch noch eine Weile danach beschäftigt hat. Als ich Ende des Jahres darüber nachgedacht habe, welche der Bücher mir in 2007 am besten gefallen haben, gehörte dies eindeutig für mich dazu. Sicher ist der Plot nicht durchgängig plausibel, etwas das Dir möglicherweise nicht gefallen hat. Aber mir hat beispielsweise gefallen wie offen Mankell manche Probleme angesprochen hat.
Die Rezension die ich damals geschrieben habe findest Du bei Interesse dort: http://www.buch-rezensionen.com/2007/08/.
Liebe Grüße, Sybille
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Beitragvon wolves » 13.09.2008, 07:15

@Siebenstein, ich habe mir deinen Tipp zu Herzen genommen und werde einen Blick ins Buch werfen, besser gesagt ganz viele Blicke :wink: Bei Amazon war ein recht günstiges Angebot dabei, dass ich direkt in Anspruch genommen habe.

Ich muss ja schreiben, dass mich gerade die unterschiedlichen Meinungen dazu bewogen haben, mir mal selbst einen Eindruck über dieses Buch zu verschaffen. (Ähnlich wie beim Gatsby 8) ).
Liebe Grüße
wolves


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Beitragvon Siebenstein » 13.09.2008, 09:48

Freut mich, @wolves. Ich konnte deine Absage an dieses Buch aufgrund lediglich einer negativen Meinung einfach nicht unkommentiert stehen lassen. Jetzt hoffe ich nur, dass es dir auch gefällt (bin mir da aber fast sicher) :wink:

Liebe Grüße
Siebenstein
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