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Fforde, Jasper - Shades of Grey (Bd. 1)




Fforde, Jasper - Shades of Grey (Bd. 1)

Beitragvon marilu » 30.01.2010, 10:58

UNTERTITEL: The Road to High Saffron

(Bisher keine deutsche Uebersetzung)

Grossbritannien irgendwann in der Zukunft (evtl. 2600 ?). Homo sapiens hat sich selbst ueberlebt und das Land ist nun von Homo coloribus und Homo feralinensis (auch bekannt als RiffRaff) bevoelkert.

Die Homo coloribus leben in Gemeinden, die streng dem Wort ihres Heilands Munsell folgen und hierarchisch organisiert sind. Status und Ansehen wird durch die Faehigkeit gemessen, Farben zu sehen – an der Spitze der Gesellschaft stehen die “Purples” (also Menschen, die violett wahrnehmen koennen), gefolgt von “Yellows”, “Blues”, “Greens”, “Oranges” und “Reds”. Der Bodensatz der Gesellschaft sind die “Greys”, deren Welt aus Grautoenen gestaltet ist.

Unfreiwilliger Held dieser Erzaehlung ist der 20-jaehrige Edward Russett (ein Red), der seinem Vater ins Grenzland folgt und dort seiner grossen Liebe Jane begegnet. Sie, eine Grey, opponiert gegen die geordnete Welt der Chromokratie und hat wenig Liebe fuer Angehoerige der hoeheren Klassen uebrig. Dennoch verbandeln sich die Schicksale der beiden und beleben beider Leben durch Schlagabtaeusche, Mordversuche und erste zarte Annaehrungsversuche.

Bis Edward Jane kennenlernt, ist er ein zufriedener Buerger, mit einem Gewissen, einer gefaehrlichen Veranlagung zu Neugier und Impertinenz. Jane foerdert diese Anlagen in ihm und dies bringt ihn mehr als einmal in eine knifflige Situation. Doch was sie ihm ueber seine Gesellschaft enthuellt, schockt ihn nicht nur, sondern laesst ihn sein gesamtes Weltbild ueberdenken. Die Konsequenzen dieses Prozesses werden aber leider erst in den Fortsetzungen zu erleben sein.


Jasper Fforde hat sich in neues Terrain gewagt und diesmal nicht die Vergangenheit umgestaltet, sondern eine Zukunft und Welt erschaffen, deren Verbindungen zu unserer Gegenwart nur noch erahnbar sind, aber dennoch Teil der Lebenswelt sind. Wie in seinen Thursday Next Romanen und der Nursery Crime Serie ist die Geschichte von Kulturreferenzen durchdrungen, boesem Humor und Slapstick gezeichnet.

Der Einstieg fiel mir doch etwas schwer, aber nach einem herzlichen Lachen ueber das Kapitel “unLibrary” platzte der Knoten und ich sah wieder das Potential von Ffordes abgedrehter Fantasie. Wahrscheinlich gefiel es mir so gut, weil es die Bibliothekarin in mir ansprach.
Bei einem der regelmaessig stattfindenen Zensurzyklen wurden Buecher verboten. Durch einen Fehler im Protokoll blieben Bibliotheken von der Zerstoerung verschont und Bibliothekarsjobs sind sicher. Als Edward in die Bibliothek East Carmines geht, trifft er so auf ein Team von 7 Bibliothekaren, die sich ueberschlagen, um ihm zu helfen – auch wenn es statt eines Buchbestands nur noch Barcodes in den Regalen gibt, um zu veranschaulichen, was einst dort gestanden hat. Aus Mangel an Beschaeftigungen hat die Bibliotheksleiterin Mrs Lapis-Lazuli jeden einzelnen Barcode auswendig gelernt. Grundlage fuer eine der bizarrsten Bibliotheksfuehrungen, die ich je gelesen habe.
Es sind die kleinen Details, die ich an Ffordes Romanen liebe und in diesem Kapitel gibt es einige, die mich angesprochen haben… z. B. Mrs. Lapis-Lazulis Gesichtsbemalung (Linien von Ohr zu Auge und ueber die Nasenbruecke + Kreise um die Augen…).

Die Charakterentwicklung und der Plot sind nicht ganz ausgereift, aber der Enthusiasmus, der in der Weltbeschreibung durchscheint, macht das wieder wett. Ich bin mir sicher, dass einige der oberflaechlichen Figuren in den Fortsetzungen mehr Tiefe bekommen und auch Edwards Entwicklung vertieft wird.

Als Fazit deshalb :stern: :stern: :stern: :stern: , weil da mehr drin gewesen waere und die Hoffnung auf eine geniale Fortsetzung besteht. Leider wird das bestimmt JAHRE dauern. Schniff :cry: ... allerdings wird als naechstes der 6. Thursday Next Roman erscheinen (One of our Thursdays is missing), worauf ich ebenfalls seit Jahren warte...

Bild

Und wie immer der Hinweis auf Jasper Ffordes Website, auf der es viel zum Roman entdecken gibt: http://www.jasperfforde.com/grey/grey1.html. Ausserdem der Hinweis, dass es sich lohnt, Namen und Begriffe zu googlen. So ist viel an Referenzen zu entdecken. Wem das noch nicht genug ist, kann bis zum 1. Maerz an einem Quiz teilnehmen und muss 10 Fragen beantworten, die es in sich haben... (siehe "Sleuthing" auf der website).
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