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Moers, Walter - Der Schrecksenmeister




Moers, Walter - Der Schrecksenmeister

Beitragvon Katia » 27.12.2007, 23:27

[center]Walter Moers: Der Schrecksenmeister[/center]


Walter Moers neuester "Zamonien"roman - mehrfach wurde der Erscheinungstermin nach hinten verschoben, nach "Stadt der träumenden Bücher" sind die Erwartungen hochgeschraubt. Diesmal hat Moers ein bekanntes Märchen, nämlich "Spiegel, das Kätzchen" von Gottfried Keller nacherzählt und nach Zamonien verlegt. Aus Spiegel ist Echo geworden, aus den Hexen Schrecksen, aus dem Kätzchen ein Krätzchen, aus Gottfried Keller Gofied Letterkerl.

Gleich dagegen bleibt die Grundhandlung: Dem Hungertod nahe geht das Krätzchen Echo einen unheilvollen Kontrakt mit dem Schrecksenmeister Eißpin ein. Es wird einen Monat lang kulinarisch verwöhnt, dafür darf der Meister es anschließend töten, um ihm das Fett auszukochen. Das braucht er nämlich dringend für ein alchemistisches Experiment.
So durchstreift der Leser zusammen mit Echo das große unheimliche Schloss, das - wie könnte es in Zamonien auch anders sein - von den abenteuerlichsten und fantasievollsten Kreaturen, z.B. Ledermäusen, einer schneeweißen Witwe, gekochten Gespenstern bewohnt wird. Als sprachbegabte und intelligente Kratze gibt Echo sein Leben nicht einfach so auf, sondern schmiedet Pläne zu seiner Rettung. Ob ihm Izanuela, die letzte Schreckse von Sledwaya mit ihrer Kräuterkunst wohl helfen kann?

Bei mir machte sich nach den ersten 100 Seiten erstmal Enttäuschung breit: wenig Handlung, unzusammenhängende Episoden, das Moers'sche Zamonien in ein Schloss gesperrt. Doch im Laufe des Romans werden die Fäden wieder zusammengesponnen und spannende Unterhaltung geboten.
Der Show-Down hat es in sich und bringt einige überraschende Wendungen. Ich mag die Art, wie hier mit typische Märchenklischees gespielt wird, sie mal bedient werden und mal gebrochen. Und im Rückblick gefällt mir auch, dass anstatt den großen Reisen und vielen Personen diesmal kammerspielhaft wenige tragende Charaktere an einem Ort die Handlung vorwärts treiben.
Leider kenne ich Kellers Novelle nicht (ist aber sofort auf meinen Wunschzettel gewandert), es ist sicher interessant die beiden Varianten miteinander zu vergleichen.
Die Illustrationen sind von bekannter Qualität, diesmal leider etwas rar, es gibt teilweise fast 50 Seiten ohne eine einzige. Da hätte ich lieber nochmal drei Monate gewartet und die schneeweiße Witwe vor mir gesehen und mehr als nur ein Bild des Schrecksenmeisters. Positiv dagegen, dass das Buch wieder einen farbigen Schnitt zumindest oben hat.
Insgesamt bewährte Zamonienkost - soll heißen: gute, fantasievolle und spannende Unterhaltung.

:stern: :stern: :stern: :stern:

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Beitragvon wolves » 28.12.2007, 10:30

Die "Stadt der träumenden Bücher" hatte ich ja verschlungen und unvergessen bleibt "13 1/2 Leben des Käptn Blaubär".

Ob mir jetzt "Schrecksenmeister" gefallen würde? Wenn du schreibst, dass die ersten 100 Seiten eher zäh sind, dann bin ich mir da nicht so wirklich sicher.
Liebe Grüße
wolves


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Beitragvon Katia » 28.12.2007, 12:36

Wolves, in der Leserunde im Literaturschock hat den Anfang niemand als zäh empfunden, und mich hat auch hauptsächlich das episodenhafte gestört.

Übrigens habe ich "Spiegel, das Krätzchen" in ein pdf umgebaut, das hoffentlich ganz gut lesbar und ausdruckbar ist. Sind 32 Seiten, wenn es jemand haben will, schickt mir eine PN!

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