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Kammerer, Iris - Der Pfaffenkönig




Kammerer, Iris - Der Pfaffenkönig

Beitragvon Karthause » 27.10.2007, 19:32

Broschiert: 420 Seiten
Verlag: Aufbau Tb
ISBN-10: 3746622956
ISBN-13: 978-3746622958
9,95 EUR

Kurzbeschreibung
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Als Nachgeborener hat Heinrich Raspe, Sohn des mächtigen Landgrafen von Thüringen, eigentlich keine Aussicht auf eine einflussreiche Stellung. Doch als sein älterer Bruder Ludwig auf einem Kreuzzug stirbt, wird er Landgraf und soll das Erbe der Familie führen, bis der kleine Hermann, Stammhalter Ludwigs und dessen Frau Elisabeth, herangewachsen ist. Von Kindesbeinen an hegt Heinrich tiefe Gefühle für seine verwitwete Schwägerin, die aber erfüllt ein Gelübde und weiht ihr Leben der Kirche. Erbittert und machtlos muss er zusehen, wie sie die Burg verlässt, um unter der Aufsicht des ihm verhassten Inquisitors Konrad von Marburg ein Leben in Armut zu führen. Und dennoch bestimmt die später als Heilige Elisabeth Verehrte weit über ihren Tod hinaus sein Schicksal ...


Über den Autor www.amazon.de
Iris Kammerer, geb. 1963 in Krefeld, studierte Klassische Philologie, Philosophie und Literaturwissenschaften in München und Marburg. Sie arbeitet als Texterin, Redakteurin und Beraterin, ist Mitglied der 42er Autoren e. V. sowie des Arbeitskreises Quo Vadis und lebt mit ihrer Familie in Marburg. Ebenfalls von ihr erhältlich ist die Roman-Trilogie "Der Tribun", "Die Schwerter des Tiberius" (beide 2004) und "Wolf und Adler" (2007).

Meine Meinung
Iris Kammer führt den Leser ins mittelalterliche Thüringen. Heinrich Raspe von Thüringen kam schwer verletzt von seinem letzten Feldzug zurück auf die Wartburg. Im Sterben liegend erinnert er sich an die Stationen seines Lebens, die die Autorin mittels eingefügter Rückblenden in dem Roman verarbeitet. Er erzählt seiner Frau Beatrix davon und lässt mit seinem Getreuen Wigo die Vergangenheit Revue passieren.

Er berichtet vom Leben seiner Schwägerin, der Frau seines älteren, aber bereits verstorbenen Bruder Ludwig, die als die Heilige Elisabeth in die Geschichte einging. Heinrich hat sie sehr geliebt. Diese Liebe wurde von ihr aber nicht erwidert. Elisabeth widmete ihr Leben nach dem Tod Ludwigs nur noch Gott und den Armen.

Heinrich erinnert sich an Fehden und Intrigen zwischen Herrschern und der Kirche. Dieser Zwist mündet letztlich darin, dass Heinrich sich zwischen Kaiser und Papst entscheiden muss.

Iris Kammerer hat einen Roman geschrieben, der sich nicht einfach nebenbei lesen lässt. Ich musste mich auf dieses Buch konzentrieren und mich durch manches Kapitel quälen. Erschwerend kam für mich hinzu, dass einige historisch bedingte Namensgleichheiten auftraten. So gab es die eine Elisabeth in Gestalt der Elisabeth von Thüringen und die andere als Gemahlin von Heinrich. Ein Personenverzeichnis wäre hilfreich gewesen.

Der sprachliche Stil Iris Kammerers ist bestechend klar und der Zeit angepasst. Bei manchen Redewendungen und längst in Vergessenheit geratenen Begriffen war ich dankbar, dass „Der Pfaffenkönig“ ein Glossar enthielt.

In diesem Roman finden eine Unmenge historischer Fakten ihren Niederschlag. Für den Hobby-Historiker mag dies ein Leckerbissen sein. Für den interessierten Leser ist es stellenweise ein wenig zu viel des Guten. Auf jeden Fall aber ist das Beweis für eine äußerst sorgfältige Recherchearbeit und die Liebe fürs Detail von Iris Kammerer.

Was ich wirklich kritisch anmerken möchte – dafür kann allerdings die Autorin nichts – ist die schlechte Papierqualität. Dieses raue, dicke Papier mag für eine Fibel im 1. Grundschuljahr geeignet sein, jedoch nicht für einen Roman, der auch an seine Leserschaft bestimmte Ansprüche stellt. Da wurde vom Aufbau Verlag an der falschen Stelle gespart.

Mein Fazit: „Der Pfaffenkönig" ist ein anspruchsvoller, sprachlich sehr gelungener historischer Roman, der seinem Leser einiges an Geduld und Konzentration abverlangt. Es war ein Leseerlebnis, trotz einiger Schwierigkeiten.

:stern: :stern: :stern: :stern:

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Beitragvon Karthause » 27.10.2007, 22:12

Nachtrag:

Mit diesem Buch verband mich eine Art Hassliebe. Wenn es mir zu schulbuchmäßig wurde oder die Businen wieder einmal tröteten, war ich schon genervt. Zwischendurch las ich noch ein anderes Buch. Aber am Ende überwog das Positive.

Über Heinrich Raspe hatte ich bisher nur in meiner Studentenzeit in Jena gehört. Seine Person nun in einem Roman wiederzufinden hat mich doch gefreut. In diesem Jahr wird ja der 800. Geburtstag der Heiligen Elisabeth begangen. Zu ihr und ihrer Zeit gab es in unserer Bibliothek eine Veranstaltung. Da habe ich gemerkt, dass doch eine ganze Menge von diesem Buch hängengeblieben ist. Ich fand mich ganz gut zurecht.

Als Leseerlebnis bezeichne ich es, weil ich nach den ersten 100 Seiten noch dachte, bei dem siehst du nie das Ende. Zuviele Elisabeths und Konrads zu oft Businen und in den Leserhythmus musste ich auch erst mal finden. Aber nach der Unterbrechung habe ich es doch recht gern gelesen.

Tiberius und Co. werde ich wohl eher nicht lesen, die alten Römer, in der Zeit handeln sie wohl, bereiten mir selten Freude.
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