Broschiert: 589 Seiten
Verlag: Droemer/Knaur (März 2006)
ISBN-10: 3426631709
8,85 EUR
Kurzbeschreibung www.amazon.de
Marie lebt zufrieden mit ihrem Ehemann Michel Adler, den sie innig liebt. Ihr Glück scheint vollkommen, als sie ein Kind erwartet. Doch dann muss Michel in den Kampf gegen die aufständischen Hussiten ziehen. Er beweist so viel Mut, dass er zum Ritter geschlagen wird - und verschwindet nach einem grausamen Gemetzel spurlos. Nachdem er für tot erklärt wird, ist Marie ganz auf sich allein gestellt und sieht sich täglich neuen Demütigungen ausgesetzt. Schließlich bleibt ihr nur ein Ausweg: Sie muss von ihrer Burg fliehen. Marie hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Michel noch leben könnte, und schließt sich als Marketenderin einem neuen Heerzug an. Es beginnt das Abenteuer ihres Lebens. Wird sie den geliebten Mann jemals wieder finden?
Meine Meinung
„Die Kastellanin“ setzt die Geschichte von Marie aus „Die Wanderhure“ fort. 10 Jahre waren vergangen und Marie lebte mit ihrem Mann, dem Burgvogt Michel Adler, ein recht sorgenfreies Leben. Das Glück wäre vollkommen gewesen, wenn der Kinderwunsch der beiden in Erfüllung gegangen wäre. Doch auf Befehl des Pfalzgrafen musste Michel dessen Heer anführen und in den Krieg ziehen, um Kaiser Sigismund im Kampf gegen die Hussiten zur Seite zu stehen. Unter den alteingesessenen Rittern hatte Michel nicht nur Freunde. Viele sahen in dem Sohn eines Wirtes einen Emporkömmling, den es zu bekämpfen galt.
Obwohl Maries sehnlichster Wunsch nach einem Kind dann 9 Monate nach Michels Fortgehen doch in Erfüllung ging, hielt das Schicksal viele Schwierigkeiten für das Paar bereit. Aber Marie gab nicht klein bei, sie packte ihre Sachen und zog mit ihrer Tochter Trudi und Hiltrud ältestem Sohn Michi als Maketenderin dem Heer hinterher in Richtung Böhmen.
Gleich vorweg, mir hat „Die Kastellanin“ sehr gut gefallen, noch besser als „Die Wanderhure“. Ich begann dieses Buch und schon nach ganz kurzer Zeit war ich mitten im Geschehen und in meiner Phantasie setzte das Kopfkino ein. Das ist sicher auch ein Resultat der guten bildhaften Beschreibungen, die dieses Buch mit Leben erfüllten. Die Handlung war spannend, das Buch war flüssig zu lesen. Auch für die geschilderten Schlachten wurde m.E. ein gutes Maß gefunden. Es wurde gezeigt, dass erbitterte und verlustreiche Kämpfe geführt wurden. Iny Lorentz verzichtete jedoch darauf, das Blutvergießen bis ins letzte Detail auszumalen. Das empfand ich als sehr angenehm.
Ich möchte noch positiv erwähnen, dass der Leser mit den historischen Gegebenheiten nicht allein gelassen wurde. Die notwendigen Erklärungen und Beschreibungen waren immer gut in die Handlung eingebaut. Ich hatte immer wieder einen Aha-Effekt und fühlte mich an keiner Stelle belehrt.
Maries Gedanken und Handlungen konnte ich nicht in allen Situationen nachvollziehen. Das lag aber vielleicht daran, dass ich meine in der Gegenwart gemachten Erfahrungen nicht vollständig von der im Mittelalter angesiedelten Handlung trennen konnte.
Alles in allem hat mir „Die Kastellanin“ sehr schöne, unterhaltsame Lesestunden bereitet. Die Begegnung mit dem Mittelalter kam mir fast wie eine Zeitreise vor, so bildhaft und lebensnah waren die Beschreibungen, denen akribische Recherchen zugrunde lagen. Dieses Buch ist die gelungene Fortsetzung von „Die Wanderhure“. Meine Gedanken gehen nun aber schon weiter, „Das Vermächtnis der Wanderhure“ liegt schon bereit.
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