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Schacht, Andrea - Göttertrank




Schacht, Andrea - Göttertrank

Beitragvon Karthause » 21.03.2008, 12:43

Gebundene Ausgabe: 635 Seiten
Verlag: Blanvalet
ISBN-13: 978-3764502737


Der Roman ist zeitlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert angesiedelt. Als Handlungsorte spielen Gut Evashof in Mecklenburg, Berlin, Köln, Bonn, London, Trinidad und Venezuela eine Rolle. Andrea Schacht erzählt in ihrem Buch die Geschichte von Amara, der unehelichen Tochter der Zuckerbäckerin Birte. Schon als sie noch ein kleines Mädchen war, schaute sie ihrer Mutter bei der Herstellung von diversem Naschwerk zu. Am meisten begeisterte sie schon immer der Duft – nicht der Geschmack - von Kakao. Diese Passion sollte ihr wechselhaftes Leben prägen. Sie half ihr aus mancher Lebenskrise hinaus. Die Autorin hat mit Amara das Bekanntwerden von Kakao – dem Trank der Götter - in deutschen Landen verwoben und dabei auf eine sehr schöne Art und Weise sehr viele interessante Informationen rund um die Kakaobohne integriert. Parallel zur Lebensgeschichte von Amara wird die des Ingenieurs Alexander Masters erzählt. Er steht für die Industrialisierung, die Einführung von Dampfmaschinen und anderen neuen Techniken. Die Widerstände mit denen er zu kämpfen hat und auch die aufkeimende Arbeiterbewegung runden das Buch thematisch ab. Andrea Schachts Roman bewegt sich durch alle Gesellschaftsschichten hindurch, dadurch gelingt es ihr sehr gut, ein ansprechendes und nachvollziehbares Zeitbild zu schaffen. Der Spannungsbogen des Romans wird gehalten durch Intrigen, Ränkespiele, Verwicklungen und Schicksalsschläge. Aber auch Morde, oder waren es doch nur Unfälle, sind ein nicht unwichtiger Part in diesem Buch.

„Göttertrank“ steht für mich für 635 Seiten gute Unterhaltung. Dazu kommen die äußerst interessanten Informationen über die Kulturgeschichte des Kakaos und Modernisierung der althergebrachten Technik und Technologien, bei denen die Autorin auch vor Details nicht zurückschreckt. Das zeugt für mich für eine akribische Recherche. Die Sprache empfand ich als gut in die Handlungszeit passend. Besonders aber hat es mich gefreut, dass ich Antonia und Cornelius Waldegg aus ihrem Vorgängerroman „Die Kreuzblume“, der mir so gut gefallen hat, wieder getroffen habe. Hervorheben möchte ich das Vorhandensein eines Personenverzeichnisses. Es erleichtert es dem Leser zumindest zu Beginn des Buches einen Überblick über die Vielzahl der Personen zu behalten. Im weiteren Verlauf des Romans stellt dies kein Problem mehr dar. Denn die Charaktere waren sehr gut beschrieben und hatten alle ihre mehr oder weniger liebenswerten Eigenarten.

Allein die Zusammenführung der einzelnen Handlungsstränge am Ende des Buches hat mir nicht ganz so zugesagt. Es ging mir alles etwas zu glatt und problemlos. Aber das ist sicher reine Geschmackssache.

Andrea Schacht steht für mich als Garant für gut recherchierte Unterhaltung. Auch dieser Roman hat mich überzeugt. Ich freue mich, dass ich noch einige ungelesene Romane von ihr vor mir habe, sie werden mir die Zeit bis zu ihrem nächsten Buch verkürzen.

Über den Autor

Andrea Schacht war lange Zeit als Wirtschaftsingenieurin in der Industrie und als Unternehmensberaterin tätig, hat dann aber dem seit ihrer Jugend gehegten Wunsch nachgegeben, Schriftstellerin zu werden. Andrea Schacht schreibt mit dem Atem der leidenschaftlichen Erzählerin. Ihre historischen Bestseller begeistern durch Detailtreue, atmosphärische Dichte und die starken, klugen und mitreißenden Frauenfiguren. Zuletzt ist im Blanvalet Verlag ihr Roman “Kreuzblume” erschienen. Sie lebt heute als freie Autorin mit ihrem Mann und ihren zwei Katzen in Bad Godesberg.

:stern: :stern: :stern: :stern: / :stern:

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von Anzeige » 21.03.2008, 12:43

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Beitragvon Nikito33 » 03.04.2008, 10:26

Ist auch dank Deiner tollen Rezi auf meinem Sub gelandet. Bin sicher es subt dort nicht lange, denn ich freue mich extrem darauf es zu lesen.

Gruss Nikito33
Nikito33
 

Beitragvon Karthause » 03.04.2008, 11:28

Ein Vorrat an Kakao wäre auch gut und wenn du magst auch Schokolade. :wink:
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Beitragvon Kristina » 22.06.2008, 14:24

Andrea Schacht hat mich direkt in ihren Bann gezogen!

Eine ungeheuer vielschichtige, dramatische, unterhaltsame, interessante und packende Handlung, die einem von der ersten Seite an fesselt.

Der weiche, gewandte und ausdrucksstarke Schreibstil macht 'Göttertrank' zu einem Erlebnis für die Sinne.

Es ist unübersehbar, dass in diesem Werk eine Menge Recherchearbeit steckt. Die liebevoll ausgewählten Zitate und Verse schaffen eine wunderbare Verbindung zu den einzelnen Kapiteln. Besonders verzaubert hat mich ein Gedicht von Christian Friedrich Hebbel:

Ich sah des Sommers letzte Rose steh'n

sie war, als ob sie bluten könnte rot;

da sprach ich schauend im Vorübergehen:

so weit im Leben ist zu nah am Tod!

Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,

nur leise strich ein weißer Schmetterling,

doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag bewegte,

sie empfand es und verging.

Der Autorin gelingt es mühelos, den Charakteren Leben einzuhauchen. Dabei liefert sie erstaunliche Informationen und Hintergründe, die ein authentisches Bild nachzeichnen. Der Leser gewinnt schonungslose, erschreckende und faszinierende Einblicke in die Vergangenheit.

Unterschiedlich könnten die Voraussetzungen nicht sein, unter denen die Hauptfiguren in diese Welt geschickt worden sind ...

Amara, Dorothea, Alexander und Jan: Sie repräsentieren grundlegend verschiedene Gesellschaftsschichten. Vor allen Dingen wird schnell deutlich, dass Zuneigung und individuelle Förderung unbezahlbar sind. Keine noch so privilegierte Herkunft kann fehlende Herzenswärme ersetzen. Ein Defizit an Liebe und Aufmerksamkeit ist auch eine Form von Armut.

Die Schicksale der jungen Protagonisten sind erbarmungslos, und an so mancher Stelle stockte mir der Atem. Aber Zeit für Sentimalitäten gibt es nicht. Das Leben ist hart, und nur echte Kämpfernaturen haben eine Chance.

Doch gerade unter widrigen Umständen zeigt sich oft ein unbändiger Überlebenswille. Im Umkehrschluss führt der 'schöne Schein' der besseren Gesellschaft noch längst nicht zu strahlenderen Persönlichkeiten.

Ich finde es klasse, dass im Anhang ein Namensregister zur Verfügung steht. Die Handlung ist so umfangreich, da sichere ich mich ab und zu gerne ab.

Ein bittersüßer Lesegenuss!

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:
Kristina
 

Beitragvon Karthause » 22.06.2008, 14:56

@Kristina

Wie freue ich mich, dass dir dieses Buch auch so gut gefallen hat. Dies war mein zweites Buch, das ich von Andrea Schacht gelesen habe. Aber es war nicht das Letzte. "Die Unbeugsame" - ihr neuestes - liegt schon auf dem SUB.
Viele Grüße
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Beitragvon Kristina » 26.06.2008, 02:05

Ja, liebe Karthause, ich war in der Tat begeistert! :-)

Mir hat Andrea Schachts Erzählweise einfach von Beginn an gefallen.

Ich bin sehr gespannt, wie Du ihr neues Werk finden wirst.
Kristina
 



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