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Walz, Eric - Die Glasmalerin




Walz, Eric - Die Glasmalerin

Beitragvon Nerolaan » 16.11.2007, 22:18

Ich werde Krümels Angebot eine Ein-Mann-Leserunde zu initiieren mal einfach in die Tat umsetzen und schauen ob es etwas für mich ist oder nicht :-)
Aber ich warne auch vor: da es sich ja dann um eine Art Lesetagebuch handelt, wird es auch ein paar Spoiler geben, aber ich werde versuchen, diese zu gering wie möglich zu halten :!:

Eric Walz - Die Glasmalerin


Bild

Am 15.11.07 startete in einem anderen Forum die Leserunde zu diesem historischen Roman, die vom Autor persönlich begleitet wird.
Eric Walz veröffentlichte 2005 mit Die Herrin der Päpste seinen ersten Roman.

Der Roman umfasst insgesamt 429 Seiten.
Ich habe es erst auf Seite 57 geschafft, aber ich bin bis jetzt wirklich begeistert! :dafür:
Es freut mich, denn historische Romane haben es in der Regel schon recht schwer mich in ihren Bann zu ziehen, aber dieser hat bis jetzt ein paar attraktive Argumente 8)

Die Geschichte steigt ein mit einem kleinen Prolog in dem wir die Kunkubine Carlotta kennen lernen. Die verschönt grade dem Bischof Bertani den Abend. Ihr Ziel ist es an ein Schriftstück zu kommen. Dieses erlaubt ihr in den inneren Ring zu gelangen der um den trienter Dom während des Kirchenkonzils betreten zu dürfen, denn sie hat nur ein Ziel: Erzbischof Innocento zu töten.
Wieso, weshalb, warum erfährt man hier noch nicht, aber Eric Walz schafft es bereits hier eine Stimmung zu krieren, die den Leser in seinen Bann zieht. Es ist eher ruhig und dennoch passiert sehr viel ohne das man das Gefühl hat von Ereignissen überhäuft zu werden, denn: nachdem der Bischof seinen Spaß hatte, wird er erschlagen, doch ob es Carlotta war wird hier ebenfalls offen gelassen.
Die 3 Folgekapitel nutzt der Autor dazu, uns seine wohl offensichtlichen Protagonisten vorzustellen: Antonia, die Glasmalerin. Sie gestaltete die Domfenster extra für das trienter Konzils neu und Sandro Carissimi. Von Ordenswegen in Trient ist er eigentlich Jesuit, wird aber schnell vom Fürstbischof abbestellt und soll den Mord an Bertani aufklären....

Was mich besonders hier reizt, ist es, dass der Autor seine Charaktere einführt, aber nur kleine Happen über sie und ihre Vergangenheit preisgibt und so den Leser an sein Buch bindet, denn er macht es so geschickt, dass man vor dem Buch sitzt und denkt: "Ja und? Was bedeutet das jetzt? Erzähl schon!"
Mit jedem Detail, dass man mehr über die Charaktere erfährt, merkt man immer deutlicher, dass Eric Walz sich viel Zeit mit seinen Charakteren genommen hat, denn sie haben klare Konturen und bleiben keine Schatten ihrer selbst.

Ich bin gespannt und werde gebannt weiter lesen und berichten! :lesen3:
Zuletzt geändert von Nerolaan am 23.12.2007, 14:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Nerolaan » 18.11.2007, 21:33

Gestern in der Lesenacht habe ich Teil 1 des Buches beendet und zum Schluss diesen Teils gab es noch ein paar Überraschungen :shock:
Da kamen plötzlich Verwandschaftsgrade zu Tage an die ich nie, nie niemals nicht gedacht hätte. Zumal zu Anfang des Buches deutlich wurde, dass diese beiden nicht wirklich gut aufeinander zu sprechen sind. Doch bis jetzt hält der Autor sich zu den genauen Gründen sehr, sehr bedeckt und verriet nur, dass es wohl etwas mit der Mutter zu tun hat.... :grübel2:

Im 2.Teil soll unser guter Bischof Bertani beerdigt werden und auch Carlottas Objekt der Begierde taucht endlich in Trient auf und das auch noch ohne Gefolgsleute: Innocento. Carlotta kommt ihm auch gefährlich nahe, wird aber angerempelt und verliert ihren Dolch und der Mordversuch scheitert.....
Carissimi scheint eine erste heiße Spur zu haben und erfährt auch, dass ein Anschlag auf Innocento geplant ist und sucht ihn auf und kann im letzten Moment diesen verhindern....und hier findet auch der "erste" Kontakt des seit 120 Seiten myteriösen Innocento und irgendwie, mhm, finde ich ist er ziemlich naiv, man merkt tatsächlich, dass er eher aus ärmlichen Verhältnissen stammt. Bis jetzt macht er auf mich einen sehr kindlichen Eindruck auf mich, aber das kann auch bis jetzt nur mein erster Eindruck.
Antonia und Matthias -einst dicke Freunde in ihrer Kindheit - sitzen nun nach 12 Jahren zum 1.Mal wieder gemeinsam an einem Tisch und es scheint so, dass Matthias ernstlich eine Beziehung zu Antonia aufbauen will und nie aufgehört hat sie zu lieben, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Ganz nicht gut gehen wird. Ich hoffe, dass sich mein Gefühl nicht bestätigt.

Gestern hatte ich ja noch richtig Schwierigkeiten das Großformatige TB in den Händen zu halten und ich war richtig frustriert :roll: Aber mittlerweile geht es, wobei ich füchrte, dass es eher daran liegt, dass ich dem Buch unbeabsichtigt wohl doch leicht den Rücken gebrochen zu haben scheine :shock:

Übrigens plauderte Eric Walz in der Leserunde aus, dass Autoren ein Mitspracherecht haben, was Cover, Klappentext und sogar das Format angeht! Ich dachte bislang, dass es allein Sache des Verlags sei.
Desweiteren verriet er, dass die Großformatigen TB bei Blanvalet quasi die HC seien, dafür sind sie eben größer, stabiler und eben auch teurer.
1-2 Jahre später käme dann ein TB in "normaler" Größe heraus. Dies sei u.a. bereits bei seinem Debut Die Herrin der Päpste der Fall gewesen.[/i]
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Beitragvon Nerolaan » 24.11.2007, 17:04

Trient im Oktober 1551: in der italienischen Stadt treffen sich in diesem Monat wichtige Kardinäle und Prälaten, um über eine Kirchenreform – die u.a. die katholische und lutheranische Kirche wiedervereinigen soll – zu beraten.
In all diesem Trubel werden gleich 3 wichtige Kirchenträger ermordet. Die überlebenden Kardinälen werden unruhig und so beruft der Papst den Jesuiten Sandro Carissimi zum Visitiator und erteilt ihm die Aufgabe, den Mörder zu finden.
Doch schnell stellt sich ihm die Liebe in den Weg, als er der Glasmalerin Antonia Bender begegnet, die mit ihrem Vater die Fenster des Trienter Doms neu gestaltete....

Eric Walz beweist mit diesem Buch, dass er ein Autor ist, der süchtig macht!
Ein betörender Schreibstil und eine betörende Story ziehen den Leser in seinen Bann und sorgen so für schlaflose Nächte.
Eric Walz hat mit Die Glasmalerin einen Roman geschrieben, der auf Grund seines Titels erstmal einen Roman vermuten lässt, der dem all bekannten „-in“-Schmema enspricht, wie es unter den Autoren historischer Roma weitverbreitet ist: eine Frau in Männerhosen, in einem frauenfeindlichen Mittelalter. Aber genau hier erliegt der Leser einem Irrtum: Die Glasmalerin ist Antonia Bender, doch diese spielt bei weitem nicht die erste Geige in diesem Roman, aber um sie herum tummeln sich alle Charaktere.
Und so kann ein Leser mit einer Abneigung gegen diese „-in“ - Roman – wie ich einer bin – diesen Roman genießen und erlebt eine Talfahrt der Gefühle:
Mit Spannung verfolgt man die Ermittlungen Sandros der fieberhaft den Mörder sucht und immer wieder falschen Fährten erliegt. Eric Walz legt immer wieder Fährten, die sich nicht als wahr erweisen und der Leser steht selber vor einer Wand, denn er erlag ebenso wie Sandro dem Trugschluss den Täter ebenfalls zu kennen...

Eric Walz lässt in seinem Roman viele verschiedene Figuren auftreten, deren Rolle nicht von vorneherein klar ist. Es sind Charaktere, die der Autor mit viel Liebe gezeichnet hat und die einem lebendig vor dem Auge tanzen.
Mit Die Glasmalerin hat Eric Walz einen historischen Krimi geschaffen, der nur so vor Leben sprüht und als eine Art Einstiegsdroge gelten kann: denn danach muss man ganz dringend noch mehr von Eric Walz lesen oder man wartet gespannt – wenn man schon seine anderen Romane kennt – das endlich ein neuer Roman des Autors erscheint.

Eine absolute Leseempfehlung!

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:
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