Keyserling versteht es auf wenigen Seiten ein getreues psychologisches Profil zu schaffen!In einer kleinen Gemeinde, irgendwo in den Bergen, in der Winterzeit … Der Pastor spornt wie rasend seinen Zweisitzer über die gefährliche, da morsch und baufällig, Brücke, die zwei Bergkämme miteinander verbindet. Er kommt soeben von der Gräfin von Dumala. Viele Abendstunden verbringt er auf dem Schloss, betrachtet wie gebannt das Antlitz der Gräfin, die ihrem kranken Gatten das Bein streichelt. Doch heute Abend war auch Graf Rast zu Besuch, und in wilder Eifersucht ergreift er sie Flucht. Doch nicht nach Hause, wo seine junge und gefällige Ehefrau auf ihn wartet …
>>Seltsam - da glaubt man, man sei mit einem anderen schmerzhaft fest verbunden, sei ihm ganz nah und dann geht ein jeder seinen Weg und weiß nicht, was in dem anderen vorgegangen ist. Höchstens grüßt einer dem anderen aus seiner Einsamkeit heraus.<<Auch diese kurze Erzählung hat mich sehr beeindruckt. Stimmig und genau vermag es Keyserling Gefühle und Atmosphäre einzufangen. Psychologisch tief blickt er in die Abgründe der Menschen, und vermag das Hervorgeholte präzise in Worte zu fassen. Es werden sicherlich noch weitere Werke vom Autor hier erscheinen.
Bewertung: