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Austen, Jane - Emma




Austen, Jane - Emma

Beitragvon Coco » 30.08.2007, 15:23

Jane Austen

Jane Austen, Tochter eines Geistlichen, wurde 1775 in einem kleinen Ort in Hampshire, England, geboren. Sie wuchs mit sechs Brüdern und einer Schwester auf.
Da sie selbst zeitlends ehelos blieb, lebte sie bis zu ihrem Lebensende bei ihrer, mittlerweile verwitweten, Mutter in Southampton. Später bewohnten die beiden Damen ein kleines Landhaus in Chawton, das ihnen ein naher Verwandter zur Verfügung stellte.
Vier ihrer acht Romane und Fragmente konnte sie bereits zu Lebzeiten veröffentlichen, dies allerdings nur anonym. Als Verfasserangabe trugen die Bücher stets „by a lady“, dennoch wurde im Laufe der Zeit immer mehr bekannt, wer sich hinter diesem Pseudonym verbarg.

Bis heute gilt Jane Austen als eine der größten britischen Romanautorinnen.


Emma

Emma Woodhouse, 21 Jahre alt, eigenwillig und selbstsicher in allen Bereichen, weiß, daß sie nie im Leben heiraten wird.
Nachdem zunächst die Schwester und später auch die ehemalige Gouvernante und beste Freundin durch eine – natürlich standesgemäße- Ehe das Haus verlassen hat, lebt sie nunmehr mit ihrem hypochondrischen aber sehr liebevollen Vater alleine auf Hartfield, einem Gut, inmitten eines kleinen Dorfes, nahe London.
Dies erscheint zunächst recht eintönig, aber Emma schafft es doch, einige Wirrungen in den kleinen Ort zu bringen. Selbstbewußt weiß sie, was für jeden Bewohner das Beste ist und versucht, Ehen zu stiften; dabei ist natürlich vor allem ausschlaggebend, daß innerhalb des gesellschaftlichen Standes geheiratet wird.
In der Annahme, für alle nur das Beste zu wollen, verursacht sie doch einige nicht vorhersehbare Verwicklungen und bringt so manches fast geborchenes Herz zustande.
Erst als sie selbst erkennt, daß ihr Wille oft nicht dem anderer entspricht und sie selbst letztendlich einmal in ihr eigenes Herz schaut, wendet sich alles zum Guten.


Meine Eindrücke


Anfangs hätte ich es nicht geglaubt, aber ich habe diesen Roman mit sehr viel Genuß gelesen. Innerhalb kürzester Zeit sind alle Bewohner des Ortes vertraute Personen, an deren Leben man gerne teilnimmt, am Ende fällt der Abschied sogar etwas schwer. Diese Rundum-Sorglosigkeit, - lediglich von Problemen durchzogen, wie z.B. wird die Zugluft eines geöffneten Fensters eine Erkältung verursachen, ist ein spontaner Besuch länger als 15 Minuten noch schicklich, wer gehört zu welchem Stand und wie hat er sich demzufolge zu verhalten – wird tatsächlich auf über 500 Seiten nicht langweilig.
Neben der Tatsache, daß mich dieser Roman über Stunden in eine komplett andere Welt führte, gefiel mir vor allem die überaus lebendige Sprache und die herrlichen Dialoge.
Es wird bestimmt nicht mein letzter Roman von Jane Austen sein, gerade in Zeiten, in denen ich lediglich amüsant unterhalten werde möchte, werde ich bestimmt wieder zu einem Buch von ihr greifen.


:stern: :stern: :stern: :stern:


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Liebe Grüsse
Coco

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Beitragvon wolves » 31.08.2007, 10:04

Ich habe mich ja schon als Austen-Fan bekannt. Ich habe einfach gerne ihre Bücher gelesen (allerdings nur die vollendeten, nicht die unvollendeten). Ich hatte mich beim lesen nie gelangweilt und habe mich wunderbar in eine mir fremde Welt entführen lassen, ohne das es Kitsch war. Ich würde Austen als Light-Klassiker bezeichnen, ohne abwertend dabei sein zu wollen. Einfach weil mir ihre Bücher richtig gut gefallen haben.
Liebe Grüße
wolves


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Beitragvon Krümel » 30.12.2008, 12:37

Das Buch ist der reinste Heiratsmarkt!

„Emma“, die Protagonistin, ist wohl geboren, von hohem Rang also, und hat in ihrer jüngsten Vergangenheit ihre Gouvernante an den rechten Mann gebracht. So denkt sie es sich, und diese hervorragenden Kupplereigenschaften möchte sie gerne fortführen. Zu ihrem nächsten Opfer wird Harriet auserkoren. Sie wird nicht müde, dieses bescheidene Mädchen an einen wahren Gentleman zu reichen. Die Zuneigung derer und ihren Stand wird dabei äußerst löblich übersehen, denn Emma hat ein Bild im Kopf, welches sie wahrhaben möchte.
Diese Bilder von Emma setzen sich in dieser Beziehung das ein oder andere Mal über alle Konventionen hinweg, obwohl sie selber zwanghaft ihrem Standesdünkel unterworfen ist, so dass ihre Bemühungen ziemlich paradox wirken.
Durch ihre unbändige Phantasie bringt sie die ganze Gesellschaft durcheinander. Nur der werte Knightley und der Leser durchschauen ihr Werken und Tun.
Zum Schluss des Romans, nach Emmas gescheiterten Versuchen, bricht dann, man möchte fast sagen endlich!, die Liebe über die Protagonistin ein, und ihr Spiel nimmt ein Ende!

Der Roman beschreibt zum größten Teil den Standesdünkel im 19. Jahrhundert, und dies mit so einer Hingabe, dass er oft an seine Grenzen stößt.
Über zahlreiche Seiten wird da beispielsweise vom Verschenken von Äpfel erzählt, obwohl es die letzten Äpfel des Schenkers sind. Das darüber entstehende peinliche Annehmen, die Demut, und die Reinheit des Herzens wird ganz ausführlich beschrieben.

Die Gesellschaft tuschelt fortwährend wer zu wem passt; sie zu ihm oder die zu dem. Ob die Verbindung vom Rang her zueinander passt, ob es eine glorreiche Tat sein könnte, edle Seelen zu befreien, alles wird abgewägt und lange diskutiert. Und die Gerüchteküche ist ständig geöffnet!

All dies führt dazu, dass der Roman über weite Strecken ziemlich langatmig und eintönig ist.

Da das Werk weitestgehend im Dialogform geschrieben ist, nimmt man die Figuren nur oberflächlich wahr. Dadurch gelingt es zwar der Autorin ein authentisches Zeitbild zu liefern, aber die Akteure werden nicht wirklich lebendig. Denn was jemand denkt und fühlt, darüber wird sowieso nicht gesprochen, denn nur die gesellschaftlichen Konventionen zählen.

Dies ist nun mein zweiter Austen Roman und ich denke, dass es dabei bleiben wird! Mir ist bewusst, dass man in dieser Zeit so dachte und wirkte, aber diese Ausführlichkeit bezüglich der Thematik: Standesdünkel und gesellschaftlichen Konventionen ist mir bei aller Liebe zu dieser Epoche einfach zu viel, um nicht zu sagen fast unerträglich. Zum Glück versöhnt dann das Ende ein wenig.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: / :stern:
Schwierigkeitsgrad: leicht
BildLiebe Grüße,
Krümel



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