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Roth, Joseph - Hiob




Roth, Joseph - Hiob

Beitragvon Nerolaan » 30.01.2009, 20:38

Von einem der in die Welt zog....

Inhalt (Achtung! Spoiler!)

Mendel Singer ist Lehrer und lebt mit seiner Familie in Rußland. Dort führt er mit seiner Frau und seinen vier Kindern ein bescheidenes Leben.
Doch dann droht Krieg und die beiden ältesten Söhne sollen als Soldaten eingezogen werden. Die Mutter versucht alles Mögliche, um die beiden Söhne in Sicherheit zu bringen. Und tatsächlich: einer schafft es nach Amerika überzusiedeln.
Bald folgen Mendel, seine Frau und seine Tochter nach, nachdem der älteste Sohn zu den Kurden übergelaufen ist. Den behinderten jüngsten Sohn lassen sie zurück.

In Amerika geht Mendels Leid geprüftes Leben weiter und der gläubige Lehrer droht den Glauben an Gott zu verlieren.
Dabei wartet sein Schicksal noch mit einer unglaublichen Überraschung auf....

Meine Meinung

Eigentlich kann ich nur eines sagen: Toll, Toll, Toll!

Joseph Roth erzählt auf relativ wenigen Seiten eine vom Prinzip her sehr einfache Geschichte.

Doch auf eine absolut faszinierende Art und Weise schafft der Autor es diese Geschichte in eine Geschichte zu verwandeln, die an ein Märchen oder eine Legende erinnert; man wünscht sich fast, dass diese einzigartige Geschichte der Wahrheit entspricht.
Der Autor lässt die Geschichte vorallem durch seinen Schreibstil zu dem werden was sie ist: ein absolutes Hightlight!
Der Sprachstil ist sehr bildhaft und an einigen Stellen fast romantisch. Dabei wird er aber nie kitschig.

Die Geschichte selbst ist wie gesagt an sich nichts besonderes. Sie ist relativ einfach gestrickt und dennoch schafft es Joseph Roth dabei Figuren zu schaffen, die der Leser sich bildhaft vorstellen kann: Figuren mit denen man mitfiebern kann und mit denen man leidet.

Das Jahr 2009 ist noch jung und dennoch kann ich jetzt schon mit Fug und Recht behaupten, dass mich dieses Buch unglaublich beeindruckt hat und es definitiv ein Highlight für mich ist!
Äußerst empfehlenswert!

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

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Beitragvon wolves » 31.01.2009, 07:55

Roth steht auf meiner persönlichen Leseliste ganz oben! Ich werde immer neugieriger auf diesen Autor! :D
Liebe Grüße
wolves


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Beitragvon Pippilotta » 31.01.2009, 08:42

Meine Lektüre dieses Buches liegt nun schon einige Jahre zurück, aber das Buch ist mir noch in sehr guter Erinnerung! Es ging mir damals richtig unter die Haut. Der Umgang mit dem behinderten Sohn, die Entscheidungen, die Mendel Singer treffen musste mit dem Wissen, dass sie niemals richtig sein kann, dass es immer auf Kosten von jemand anderen geht, .... dieses Buch sollte wirklich jeder gelesen haben! Eines meiner persönlichen Top-5-ever!
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Karthause » 16.02.2009, 17:32

Nach „Radetzkymarsch“ und „Kapuzinergruft“ war „Hiob“ der dritte Roman, den ich von Joseph Roth las. Wie bereits die anderen beiden, zog er mich sofort in seinen Bann. Joseph Roths Art und Weise zu erzählen, einfach, sachlich und schnörkellos, dabei kompetent und einfühlsam, ist es, die mich jedes Buch von ihm, schon wegen der Sprachmelodie, genießen lässt. Nichts finde ich übertrieben oder gar schwülstig, er findet für alles das richtig Maß. Seine Figuren sind lebensecht und im Gegensatz zu den von mir bereits gelesen Büchern gibt es in „Hiob“ auch fantastisch beschriebene Frauen; Deborah, die Mutter, die lange Zeit die war, die die Familie lenkt und Mirjam, in ihrer Auflehnung gegen das Althergebrachte, sind mir schnell ans Herz gewachsen. Aber am meisten liebe ich diesen Autor für seine Kunst, große Gefühle in passende klare Worte zu fassen. Bevor ich zu diesem Buch griff, zögerte ich eine Weile. Ich wusste nicht, sollte ich vielleicht doch erst (mal wieder) zur Bibel greifen und mich mit der Thematik vertraut machen? Ich entschied mich dagegen und ich habe es nicht bereut. Roth verstand es ganz ausgezeichnet, dieses schwierige Thema umzusetzen und dem Leser nahe zu bringen.

Mein Fazit: „Hiob“ ist ein Meisterwerk. Es hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und tief berührt. Es wird garantiert einen Re-read geben und ich bin mir heute schon sicher, viele neue Facetten dieses Roman entdecken zu können.

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:
Viele Grüße
Karthause

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