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Hemmann, Tino "Und weil die Stunde kommt"

20.12.2006, 18:31

Warnung vor dem Buch!!!

Kurzbeschreibung

Paul ist ein deutscher Journalist. Häufig recherchiert er im arabischen Raum auf eigene Faust. Dort gibt man ihm den Namen Safiy al Din, "Der beste Freund des Gebetes", denn Paul beteiligt sich an den Gebeten der Moslems. Er bittet Allah darum, bis zum nächsten Gebet überleben zu dürfen.
In einem geheimen Camp im Norden Pakistans, in dem noch heute Kinder und junge Männer zu Söldnern ausgebildet werden, lernt Paul den dreizehnjährigen Jungen Haydar kennen, dessen Familie im Afghanistankrieg ausgelöscht wurde, als der kleine Löwe drei Jahre alt war. Paul beschließt, über diesen Jungen und gegen dessen Willen, ein Buch zu schreiben. Zaim, der Anführer des Camps ist einverstanden. "Ich will sehen, was Haydar sieht, ich will fühlen, was Haydar fühlt, ich will spüren, was Haydar spürt, ich werde schlafen, wenn Haydar schläft, ich werde wachen, wenn Haydar wacht. Ich werde auch kämpfen, wenn Haydar kämpft", verspricht Paul. An der Seite des Jungen gerät Paul mehr und mehr in den Kampf derer, die von der anderen Welt "Al-Qaida" genannt werden, beide werden gejagt, weil sie vom Aufenthaltsort eines Mannes wissen, auf dessen Kopf die Amerikaner 250 Millionen Euro bieten. Sie werden gejagt, weil Paul von der Kooperation eines führenden Mannes des pakistanischen Geheimdienstes mit allen beteiligten Seiten weiß. Was aber ist Pauls wirkliches Ziel? (www.amazon.de)


Meine Meinung:

Haydar ist ein 13-jähriger afghanischer Junge, der in einem Mudschahedein-Camp im Norden Pakistans zum Soldaten ausgebildet wird. Innerhalb kürzester Zeit musste er im Alter von 3 Jahren zwei schwere Schicksalsschläge hinnehmen. Bei Überfällen durch russische Truppen verlor er zuerst seine Geschwister und Freunde und nur wenig später den Rest seiner Familie auf grausamste Weise. Im Camp lernt der verschlossene Junge den deutschen Journalisten Paul kennen. Paul recherchiert häufig auf eigene Faust im arabischen Raum und hat von den Einheimischen den Namen „Safiy al Din“, Freund des Glaubens, erhalten, da er auch mit den Moslems betet. Er bittet dabei den Gott aller, bis zum nächsten Gebet überleben zu dürfen. Schon bald bezieht er Haydar in diese Gebete mit ein. Sein Interesse an dem Jungen ist geweckt, er möchte ein Buch über ihn schreiben. So fasst er den Entschluss, auch Haydars Leben zu leben. Fortan isst er, wenn Haydar isst. Er schläft, wenn Haydar schläft und er kämpft, wenn Haydar kämpft. Damit bekommt Paul natürlich auch einen tiefen Einblick in das Leben im Ausbildungslager der Al Qaida. Das ist für die beiden nicht ungefährlich.

Der Einstieg zu diesem Buch erfolgt über eine ausführliche Frage-Antwort-Passage mit etlichen Wiederholungen. Das macht das Lesen nicht ganz leicht. Im weiteren Verlauf ist das nicht mehr so hervorstechend, obwohl sich dieser Stil konsequent durch das ganze Buch zieht. Dadurch konnte der Autor Ausführungen über die Vergangenheit der beiden Protagonisten in die Story einzubauen. Sie sollten der Rahmenhandlung Sinn geben. Es hätte ein interessantes Buch werden können, denn meine Kenntnisse über die islamische Welt sind recht begrenzt. Allerdings bin ich der Meinung, dass die Einschätzungen der politischen Lage in dieser Region durch den Autor sehr subjektiv geprägt sind. Sehr schön fand ich die Stellen über Respekt und Toleranz, da steckte viel von dem drin, das ich mir für das gesamte Buches gewünscht hätte. Zum Ende erfährt das Buch noch eine thrillermäßig aufgemachte Verfolgungsjagd.

Einige Punkte dieses Buches waren für mich nicht nachvollziehbar, so z. B. die Zeitschiene der Handlung. Die vollzieht sich hauptsächlich im Jahr 2006. 1993 wurde Haydar demzufolge geboren. Die letzten russischen Truppen verließen im Februar 1989 Afghanistan. Seine Eltern wurden jedoch 1996 von russischen Besatzern ermordet.

Haydars Schicksal ist sehr erschüttend, aber während des gesamten Buches konnte ich meine Distanz zu diesem Jungen nicht überwinden. Er ist mir einfach nicht an Herz gewachsen. Das mag auch an der meiner Meinung nach fehlenden Tiefe des Buches liegen. Die Charaktere sind zwar nicht geradlinig gezeichnet, sie haben schon ihre Ecken und Kanten, blieben mir aber doch zu farblos und konstruiert. Auch konnten bis zum Schluss etliche Fragen für mich nicht geklärt werden.

Mein Fazit: „Und weil die Stunde kommt“ ist ein unausgegorenes Buch, für mich blieb nach der Lektüre eine Leere zurück, die ich eigentlich mit Gefühlen zu den Protagonisten und im besten Fall mit einem Mehr an Wissen ausgefüllt wissen will. Geblieben sind für mich die gelungenen Ausführungen zu Respekt und Toleranz. Dazu wären aber 5 Seiten ausreichend gewesen.

Falls ihr Sterne sucht, diese werdet ihr nicht finden.

Bild

20.12.2006, 18:31

20.12.2006, 18:42

Hi, ja das ist ja mal eine Rezi, gefällt mir :lol: Soll ich die im Blog aufnehmen?
Übrigens, warum hast du sie nicht im BT reingesetzt, würde ich machen :thumright:

20.12.2006, 19:02

Hinter den Kulissen hatte ich mich ja schon fast duelliert. Deshalb hatte ich mich bei der Leserunde auch nicht mehr zu Wort gemeldet und mir jeden weiteren Kommentar verkniffen. Wenn du die Rezi übernimmst, sollte wohl noch eine Bemerkung dazu. Ich habe dieses Buch schließlich vor dem abschließenden Lektorat gelesen und weiß nicht, welche Veränderungen danach noch vorgenommen wurden.

20.12.2006, 19:33

Ich habe das Buch auch erst mit Verpätung lesen können.
Nachdem ich aber absolut keinen Zugang weder zu den Personen noch zu der Geschichte finden konnte, habe ich das Buch zu Ende gelesen und dann ganz schnell zur Seite gelegt.
Ich habe auf eine Kritik innerhalb der Leserunde verzichtet, weil ich, eigentlich völlig unbegründet, Hemmungen hatte, ein in meinen Augen schlechtes Urteil über das Buch abzugeben.
Wäre vielleicht aber doch sinnvoll gewesen, da es anderen ähnlich erging wie mir.

Gruß
Richard

22.12.2006, 23:31

Mich hat das Buch auch nicht überzeugen können. Weder die Geschichte noch die Charaktere der Hauptdarsteller. Und nach der Lektüre von "Mutanta - Die Menschenfabrik" komme ich immer mehr zu der Überzeugung, dass Tino Hemmann zwar ein netter Mensch zu sein scheint, aber kein besonders talentierter Schriftsteller. Das würde ich im BT natürlich nicht schreiben, weil er es dann mit ziemlicher Sicherheit liest, aber dennoch finde ich, dass es so ist; auch wenn ihm mit "Der unwerte Schatz" ein ziemliches "Schmankerl" gelungen ist.

Wobei ich schon mit euch übereinstimme, und er mir bei der Stelle über Toleranz sehr aus der Seele schreibt.

Lg
Susannah

24.12.2006, 07:44

Ein schreckliches Buch! Selten schlechteres gelesen...
Ihr seid fies, ich war scheinbar die einzige, die zu ihrer Meinung stand und diese auch im Lesrundenthread im BT kundgetan hat...
Bei sowas mach ich keine Kompromisse. Wer schreibt, muss auch mit Kritik leben können. Auch wenn Hemmi ein netter Typ ist, dieses Buch ist einfach scheußlich. :?
Ein total billiger Agenten-Thriller, ein Möchtegern-James Bond mit pseudo-arabisch-moslemischen Philosophieansätzen, farblosen Akteuren und noch blasserer Handlung. Seine einzig gute Abhandlung über Toleranz wird doch durch dieses allgemein grottenschlechte Schreibwerk ad absurdum geführt.
Mich gruselt bei dem Gedanken an die anderen Bücher.... :lol:

24.12.2006, 08:36

Naja, man kann ja nicht gerade behaupten, dass wir ihn im Zuge der Leserunde in den Himmel gelobt hätten. Aber ihn so hart zu kritisieren, würde ich doch nicht übers Herz bringen.

Inzwischen habe ich "Mutanta - Die Menschenfabrik" gelesen und was ich davon hielt, kann man ja im BT nachlesen. Über "Vogelgrippe" traue ich mich jetzt erst mal nicht drüber... :wink:

Aber: Heute ist Weihnachten! Und bestimmt liegen viele, viele tolle Bücher unterm :tannenbaum: . Da wollen wir von Positiverem sprechen!! :mrgreen:

Liebe Grüße und euch allen einen wunderschönen Tag!
Susannah

29.12.2008, 08:41

Danke für die aufschlussreichen Mitteilungen durch die Hintertür. Nichr so erfreulich, aber helfend.

Hemmi

29.12.2008, 13:15

Oh hier fühlt sich jemand auf den Schlips getreten, ich war es diesmal nicht :oops:

29.12.2008, 13:17

Ich diesmal auch nicht! :oops:

... aber ich kann den Herrn verstehen!!!

29.12.2008, 14:23

@Coco

Du kennst sein Buch nicht. 8)

29.12.2008, 17:26

Ja, stimmt!!

Aber was ihn wohl mehr geärgert hat war, dass es wohl eine LR mit Autor gab und einige dort ihre Meinung (die wohl alles andere als gut war :wink: ) NICHT geäußert haben, sondern eben hier.

Würde ich als Autor nun 2 Jahre später durch Zufall diese Meinungen finden, wäre ich auch verärgert. Nicht, weil man mein Buch schlecht fand, sondern weil man mir PERSÖNLICH diese Meinung verweigerte und sie anderweitig kund tat!

Ich mische mich hier jetzt vermutlich in eine Sache ein bei der ich überhaupt nicht mitreden kann, aber mein erster Gedanke war dann schon: warum mache ich eine LR mit Autor mit, wenn ich aber nichts Schlechtes über das Buch sagen möchte?

Sorry! :wink:

29.12.2008, 17:40

Ich habe damals schon Kritik angebracht, aber die wollte man weder vom Autor hören, noch vom BT zulassen. Es gab schon einen regen PN-Wechsel deswegen. Deshalb habe ich mich daraufhin auch aus der LR ausgeklinkt und habe seit diesem Zeitpunkt keine LR mit Auor mitgemacht. Auch andere, z.B. Susannah, haben das versucht. Aber das lief gegen die Wand.

29.12.2008, 20:09

ui, das ist ja hart!
Wenn ein Autor nicht kritikfähig ist, ist das ja eine Sache - aber von Seiten des BT, das hätte ich jetzt nicht gedacht!

29.12.2008, 20:16

Coco hat geschrieben:ui, das ist ja hart!
Wenn ein Autor nicht kritikfähig ist, ist das ja eine Sache - aber von Seiten des BT, das hätte ich jetzt nicht gedacht!


Ich bin gespannt auf die LR im Januar im BT, da mache ich nämlich mit :lol:
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