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Hennig, Bettina - Luise. Königin aus Liebe




Hennig, Bettina - Luise. Königin aus Liebe

Beitragvon Karthause » 10.11.2010, 19:09

Luise, Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, wächst gemeinsam mit ihrer Schwester Friederike nach dem Tod von Mutter und Stiefmutter bei der Großmutter in Darmstadt auf. Diese setzt alles daran, ihre beiden Enkeltöchter standesgemäß zu verheiraten. Ihre Bemühungen wurden mit einer Doppelhochzeit belohnt. Weihnachten 1793 heiratet Luise den Preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm und Friederike ehelicht dessen Bruder Friedrich Ludwig (genannt Louis). Während man Luises Heirat noch eine Liebesheirat nennen kann, heiraten Friederike und Louis aus Gründen der Staatsräson.
Bettina Hennig widmet sich in ihrem ersten Roman einer der wohl schillerndsten weiblichen Persönlichkeiten am Preußischen Hof. Sie beschreibt Luise als anmutig schöne junge Frau, die durch ihre Unbekümmertheit und ihr unaristokratisches Auftreten bei Hofe zunächst einige schmerzliche Erfahrungen machen musste. Ihr Leben in einer Zeit mit großen politischen Umwälzungen blieb von den historischen Ereignissen nicht unbeeinflusst. Wobei die Flucht vor Napoleons Truppen sicher eines der einschneidendsten Erlebnisse ihres kurzen Lebens waren. Mit großer, der Zeit entsprechenden Wortgewandtheit bringt die Autorin dem Leser das nicht immer einfache Leben der im Volke so beliebten Preußenkönigin nahe. Dabei legt sie aber eindeutig den Schwerpunkt auf die Liebe von Luise, die Liebe zum König, zu den Kindern, die immer wieder aufkommende Verliebtheit in andere Männer und die Liebe zum Volk. Natürlich schreibt Bettina Hennig auch über die politischen Ereignisse und über den Krieg. Aber als das Bestimmende in Luises Leben wird, wie der Titel schon sagt, die Liebe gesehen. Ich fand das etwas bedauerlich und hätte Luise gern im Spiegel ihrer Zeit gesehen. Ansonsten weiß die Autorin ihre Leser mit ausführlichen Geschichten und detailreich ausgeschmückten Histörchen vom Leben am Hof zur Zeit Friedrich Wilhelm III. zu unterhalten. Sehr gut hat mir die Darstellung der historischen Personen gefallen. Sie erschienen nie stereotyp, sondern facettenreich und lebensnah. Und so ist auch Luise nicht nur die lebenslustige, manchmal etwas oberflächliche junge Frau, der Leser erlebt sie auch zweifelnd und besorgt. Sehr gut wurde das Wachsen der Beziehung zwischen Luise und Friedrich Wilhelm geschildert. Denn von einer Liebesheirat der beiden zu sprechen, macht nur Sinn, wenn man als das Gegenstück die verordnete Ehe von Friederike und Louis sieht, bei der von keiner Seite Gefühle oder auch nur Sympathie eine Rolle spielten.
Bis auf meinen genannten Kritikpunkt, der aber nicht so schwerwiegend ist, schließlich weist der Buchtitel auf die Gewichtung der Fakten hin, empfand ich dieses Buch als einen sehr gelungenen Erstlingsroman, der dem Leser eine illustre historische Persönlichkeit wirklich nahe bringt und Lust auf weitere Lektüre in dieser Zeit macht. Über weitere Romane der Autorin würde ich mich freuen.

Über den Autor
Bettina Hennig, geboren 1963 in Hamburg, studierte nach ihrer Ausbildung zur Cutterin in Hamburg Film- und Sprachwissenschaften sowie Informatik. Seit 1992 ist sie als Redakteurin bei verschiedenen Boulevardzeitungen und Illustrierten tätig. Bekannt sind ihre Interviews mit internationalen Stars wie z. B. Madonna. Derzeit promoviert sie zum Thema »Klatschjournalismus«. Sie lebt mit dem Künstler Karmers in Hamburg. »Luise. Königin aus Liebe« ist ihr erster Roman.

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