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Kammerer, Iris - Varus




Kammerer, Iris - Varus

Beitragvon Karthause » 29.08.2009, 09:29

9 n. Chr. - Germanien ist unbefriedet und von den Römern unterworfen worden. Der Statthalter Publius Quinctilius Varus soll Teile des römischen Heeres vom Sommerlager zurück in das Winterquartier in der Nähe des heutigen Xanten führen. Im Vorfeld erhält er mehrere konkrete Hinweise, dass sein Vertrauter Arminius, aus einem germanischen Fürstengeschlecht stammend und unter Römern aufgewachsen, einen Verrat plant. Er hat zu seinem Schützling blindes Vertrauen und schlägt überheblich alle Warnungen in den Wind.
Als dann die ersten Angriffe auf die von ihm angeführten drei Legionen und deren Trosse erfolgen, ist Varus noch immer nicht gewarnt. Das Wetter ist schlecht, das Gelände ist unwegsam und für die Römer nicht geeignet in Stellung zu gehen. Aber in nicht nachvollziehbarer Selbstüberschätzung sieht Varus den Gegner sowohl kampfkraft- als auch zahlenmäßig als unterlegen an. Das entpuppt sich als eine fatale Fehleinschätzung der Situation, die den fast vollständigen Verlust der drei Legionen samt Nachhut zur Folge hat.

Zum 2.000. Mal jährt sich in diesem Jahr die Varusschlacht, die das politische Gesicht Mitteleuropas dauerhaft veränderte. Grund genug zu diesem historischen Roman von Iris Kammerer zu greifen. Sie schildert das historische Geschehen aus der Sicht der Römer. Sie nutzt gekonnt verschiedene Handlungsstränge und Perspektiven, um sich diesem Thema zu nähern. Da gibt es zum einen Caldus, der den Statthalter vor dem Verrat warnt und dafür rangniedrigere Dienste ausführen muss. Dann wird die Geschichte des Titus Annius erzählt, der die Sklavin Thiudgif aus einer Laune heraus durch ein Würfelspiel gewinnt, um die Iris Kammerer ebenfalls eine Handlung aufgebaut hat. Und es gibt den Erzählstrang um die Figur des Varus, in dem deutlich wird, wieso es zu dieser verheerenden Niederlage kommen konnte.
In ihrem Roman lässt Iris Kammerer sowohl historisch verbürgte Figuren als auch fiktive in die Handlung eingreifen, die, grob gesehen, die Handlungsstränge des Romans ausmachen. Sie schildert das Geschehen im Teutoburger Wald vor 2.000 Jahren äußerst glaubwürdig und realistisch. Dabei ist nicht sicher zu belegen, ob es sich in Wirklichkeit so und nicht anders zugetragen hat. Aber es wäre genau so, wie die Autorin es beschrieb, sehr gut vorstellbar.
Besonders hervorheben möchte ich, dass es Iris Kammerer, trotz der allgemein bekannten Geschichte der Schlacht, gelang, einen spannenden und fesselnden Roman zu schreiben. Dies ist aber auch darauf zurückzuführen, dass ihr Augenmerk nicht auf Varus und Arminius, sondern eher auf den historischen Helden der 2. Reihe lag. Die Sprache ist bestechend, klar und der Zeit gemäß. Ein dem Roman beigefügtes Glossar hilft dem Leser über die eine oder andere Klippe hinweg. Das Buch enthält ein ebenfalls sehr nützliches Namensverzeichnis, in dem die historischen Personen gekennzeichnet sind. Das half mir die anfängliche Verwirrung bei den sich ähnelnden römischen Namen zu überwinden.
Mein Fazit: „Varus“ ist einer der besten historischen Romane, die ich in der letzten Zeit las. Das bekannte Thema wurde hervorragend in einen spannenden Roman verpackt. Ich bin beeindruckt von der Detailtreue der Autorin und werde in absehbarer Zeit ihre Cinna-Trilogie lesen.

Über den Autor (Quelle: Amazon.de)
Iris Kammerer, 1963 in Krefeld geboren, arbeitete nach dem Studium der Klassischen Philologie und Philosophie als Texterin, Redakteurin und Beraterin. Seit 2004 ist sie freie Autorin. Bisher erschien die erfolgreiche Trilogie um den römischen Offizier Cinna ("Der Tribun", "Die Schwerter des Tiberius" und "Wolf und Adler") sowie der im Mittelalter angesiedelte Roman "Der Pfaffenkönig". Iris Kammerer lebt zusammen mit ihrem als Sachbuchautor tätigen Mann Helmut Kammerer in Marburg.

Taschenbuch: 464 Seiten * Verlag: Heyne Verlag * ISBN-13: 978-3453470897

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Beitragvon Nerolaan » 04.09.2009, 14:51

Klappentext

Zwei Männer - Ein Verrat.
Publius Quinctilius Varus ist ein Mann von Charakter, Stärke und zu viel Vertrauen in die Seinen. Denn sonst hätte der römische Statthalter die Zeichen gedeutet, die er übersehen will: Hinweise darauf, dass Arminius, der Cherusker, einen Aufstand gegen die römischen Besatzer plant. Varus kann der bitteren Wahrheit nicht ins Auge sehen, dass ausgerechnet sein engster Vertrauter ihn zu vernichten sucht. Können die germanische Sklavin Thiudgif und der römische Schreiber Annius den Tod zahlloser Menschen verhindern?

Meine Meinung

Da die Varusschlacht sich im Herbst diesen Jahres zum 2000. Mal jährt, und ich keine Ahnung vom Thema hatte und ich mir durch den Roman Varus von Iris Kammerer einen interessanten Einstieg in das Thema versprochen habe, griff ich zu dem Buch.

Und den habe ich auch bekommen:
man merkt dem Roman mit jeder Seite die man liest an, dass sich die Autorin sehr mit dieser Epoche der Geschichte auseinandergesetzt hat und so kann man sich fallen lassen in eine Geschichte, die von Verrat und Intrigen erzählt.

Da das Buch eine Schlacht behandelt, ist ein Großteil der Geschichte der Beschreibung dieser vorbehalten. Dies könnte schnell langweilig werden, wenn es Iris Kammerer nicht verstehen würde, diese Beschreibungen so mit Leben zu füllen, dass man immer mitfiebert und bangt.

Neben den kriegerischen Auseinandersetzungen kommt das menschliche Miteinander nicht zu kurz: mit dem Soldaten Annius, dem Offizier Caldus und der Sklavin Thuidgif schafft die Autorin Charaktere die dem Leser ans Herz wachsen und die man gerne auf ihrem Weg begleitet.
Schade lediglich: Varus, der auch Namensgeber für den Roman ist, scheint lediglich nur Nebenfigur zu sein und bleibt bis zum Schluss eher blass.
Genauso schade fast ist der Schluss: zwar gibt es ein Happy-End, dass man sich auch wünscht, aber es kommt dann doch im Vergleich zum restlichen Roman sehr schnell und ist auch eher kurz.

Unterm Strich ist Varus ein toller historischer Roman, der eine ausgewogene Mischung aus historischen Fakten und Fiktion darstellt. Durch ihre Detailtreue und ihre Lebendigkeit macht Iris Kammerer dieses Roman – trotz der bekannten Geschichte – zu einem fesselnden und spannenden Leseerlebnis.
Absolut empfehlenswert!

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