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Montero, Rosa - Die Ritterin des Königs




Montero, Rosa - Die Ritterin des Königs

Beitragvon nanu?! » 24.05.2008, 15:13

Die Ritterin des Königs - Rosa Montero


"Auf dem steinigen Acker, den ich noch vor wenigen Stunden mit meinem Bruder gepflügt habe, halte ich inne und kleide mich an.
Die Kettenstrümpfe, die Stiefel, die mir ein quälendes Gefängnis für meine Füße sind, den Gambeson, den ich über mein Hemd ziehe, das schwere Kettenhemd, das mir bis zu den Knien reicht, und den schmutzigen Wappenrock mit den aufgestickten Kleeblättern. Ich lege den Gürtel an und stecke das Schwert in die fein ziselierte Scheide.
Ich ziehe den Dolch aus dem Gürtel und schneide mir die Haare auf Nackenhöhe ab. Mit leichtem Ekel stülpe ich die Stoffhaube über, die ich dem Bärtigen abgenommen habe, und stecke dann meinen Kopf durch die kalte, lange Röhre der Halsberge. Dann setze ich den Helm auf, der mir zu weit ist, und schlüpfe in die Handschuhe. Fertig. Jetzt sehe ich aus wie ein Ritter. Hinter meiner neuen Verkleidung fühle ich mich sicherer, geschützt, denn es ist ein Unglück, eine Frau und in Zeiten der Gewalt allein zu sein: Aber jetzt bin ich keine Frau mehr, jetzt bin ich ein Krieger."



Es ist zwar eine Geschichte die im 12ten Jahrhundert spielt, trotzdem ist es aber kein historischer Roman. Selbst die Autorin schreibt in ihrem Nachwort das es ein abenteuerlicher, fantastischer Roman sei. Es gibt zwar historische, wahre Begebenheiten, die aber nicht immer mit der Zeit übereinstimmen.

Leola, die Protagonistin, die die Geschichte in der Ichform erzählt befindet sich gleich zu Anfang in Bedrängnis. Sie weiß das sie die Nacht nicht überleben wird und nutzt somit die Nacht, ihre letzte verbleibende Zeit, um ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben.
Leola ist ein einfaches Bauernmädchen, eine Leibeigene. Sie lebt mit ihrem Vater und ihrem Bruder zusammen und wird bald ihren Jacques heiraten mit dem sie schon lange verlobt ist. Aber es herrscht Krieg und ihr Lehnsherr, der Herr von Abuny, ist im begriff den Krieg zu verlieren. Alle Männer aus seinem Lehen werden verschleppt und werden gezwungen für ihren Herrn zu kämpfen. Leola die nun ohne Heim und Schutz ist muß fliehen.
Auf einem verlassenen Schlachtfeld, auf dem nur noch tote Ritter rumliegen, klaut sie einem der Leichen die Rüstung und schlägt sich fortan als Ritter durch.
Bald lernt sie Nyneve kennen, die von sich selber behauptet eine Hexe zu sein. Und nun werden sie zu zweit ihr Leben verteidigen.
Irgendwann lernt Leola natürlich noch das kämpfen.

Das Buch ist in einem Plauderton geschrieben das jede Stimmung perfekt einfängt. Leola und Nyneve sind einem sofort symphatisch und man fiebert direkt mit ihnen mit. Die Geschichte ist sehr abwechslungsreich und wird dadurch nie langweilig. Leola lernt ständig neue Menschen kennen wodurch sie öfter mal in Gefahr gerät. Auch von Avalon und Merlin ist manchmal die rede, aber bis zum Ende weiß man irgendwie nie ob es damit Ernst gemeint ist.
Rosa Montero hat meiner Meinung nach eins der schönsten "Ende" geschrieben die ich je gelesen habe. Es ist weder ein gutes noch ein schlechtes Ende, aber trotzdem hinterläßt es hinterher ein gutes Gefühl.

Leider ist "Die Ritterin des Königs" bisher nur bei Bertelsman erschienen.



"Ich bin eine Frau und schreibe. Ich bin niederer Herkunft und kann lesen. Ich wurde leibeigen geboren und bin frei. Ich habe in meinem Leben wunderbare Dinge gesehen. Ich habe in meinem Leben wunderbare Dinge getan. Eine Zeit lang war die Welt ein Wunder. Dann kehrte die Dunkelheit zurück. Die Feder zittert zwischen meinen Fingern, wenn der Rammbock gegen das Tor kracht. Ein solides Tor aus Eisen und Holz, das nicht mehr lange standhalten wird.Schwere, verschwitzte Eisenmänner drängen sich am Eingang. Sie haben es auf uns abgesehen. Die Guten Frauen beten. Ich schreibe...."
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von Anzeige » 24.05.2008, 15:13

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Beitragvon Cassa Dar » 02.06.2008, 15:49

Das Buch muß auf meiner Wellenlänge liegen. :wink:
Ich habe gerade bei Amazon nachgesehen. Als HC kostet das Buch €19,95 - erscheint im November diesen Jahres. Rechtzeitig für den Weihnachtswunschzettel.
Wer den Tag mit einem Lächeln beginnt, der hat ihn bereits gewonnen.

:studie: Die Rebellin - Trudi Canavan
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Beitragvon nanu?! » 07.06.2008, 16:52

Ja, dann mußt du ja nur noch dem Christkindchen Bescheid sagen. :wink:
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