Krümels-Bücherwelt ...

... ein Literaturforum der anderen Art

Prange, Peter - Die Gottessucherin




Prange, Peter - Die Gottessucherin

Beitragvon nanu?! » 05.05.2011, 21:44

Kurzbeschreibung von Amazon:
Mehr Leben passt in kein Buch Darf man für die Liebe zu Gott die Liebe zu den Menschen opfern? Peter Prange erzählt die schicksalhafte Lebensreise der Gracia Mendes, einer der außergewöhnlichsten Frauen der europäischen Renaissance. Obwohl eine gläubige Jüdin muss sie aus Angst vor der Inquisition wie eine Christin leben. Damit nicht genug, wird sie mit einem Mann verheiratet, der skrupellos Profit aus der Not seiner jüdischen Glaubensbrüder schlägt. Doch schon in der Hochzeitsnacht wird der vermeintliche Verräter zur großen Liebe ihres Lebens. Unter der grausamen Gewaltherrschaft der Inquisition aber wird Gracia gezwungen, quer durch den brodelnden Kontinent zu fliehen. Die Reise der Gottessucherin beginnt, die Reise einer Kämpferin, die Königen und Päpsten die Stirn bieten wird ...


- Im Jahre 1496 beabsichtigt der König von Portugal, Dom Manuel, die spanische Infantin Isabella zu ehelichen. Er möchte so die 3 Königreiche der Iberischen Halbinsel vereinen. Unter seiner Herrschaft, versteht sich. Doch die fromme Isabella will nur der Hochzeit zustimmen, wenn Dom Manuel es ihrem Vater gleichtut und alle Juden aus seinem Land verjagt. Dom Manuel aber schätzt die Juden sehr, denn es sind fleißige und geschickte Kaufleute und Handwerker. Also kommt ihm die schlaue Idee, alle Juden zwangstaufen zu lassen um so Isabellas Bedingung erfüllen zu können.
- Auf der "Praça do Rossio" in Lissabon geschieht dann später furchtbares. Eine größere Gruppe Juden wird seit Tagen unter sengender Hitze, ohne Wasser und Brot festgehalten. Sie bekommen erst zu trinken wenn sie sich von den Dominikaner taufen lassen. Alle, die sich weigern, werden wegen Ketzerei getötet.

Ich kenne fast alle Romane von Peter Prange und mag diesen Autoren wegen seinen lebendigen Beschreibungen und weil ich immer das Gefühl habe, er recherchiert aufs genaueste und nimmt seine Figuren und Geschichten ernst. Aber diesmal hat er sich mit seinem Roman um die historische Person Gracia Mendes wirklich selbst übertroffen.

1510 wird Gracia Nasi geboren und unter dem christlichen Namen Beatrice de Luna getauft. Sie wächst im Schoße ihrer strenggläubigen Familie in Lissabon auf. Vor den Augen der Dominikaner führen sie ein christliches Leben, aber insgeheim sind sie wie viele Andere in Lissabon Juden und führen ihre Religion und jüdische Riten im geheimen aus.
1528 heiratet Gracia Nasi den reichen und einflussreichen Kaufmann Francisco Mendes. Aber sie weigert sich ihn zu lieben denn sie glaubt er sei ein Christ und verdient mit dem Leid der Juden auch noch Geld.

Ab hier müsst ihr aber selber lesen, aber ich kann euch versprechen das Gracias Leben ab hier von ständigen Hochs und Tiefs, von Liebe und Flucht, von Verrat und Vertrauen begleitet wird. Also, das Buch ist keine einzige Sekunde langweilig gewesen.
Peter Prange hat es sich nicht einfach mit Gracia gemacht. Aber er hat es fertig gebracht, sie wie einen Menschen mit all seinen Fehlern erscheinen zu lassen. Sie ist am Anfang noch sehr naiv, sie muss plötzlich erwachsen werden. Sie ist zwar die Heldin der Geschichte, aber auch ihr Charakter droht überheblich und hart zu werden. Sie ist mutig, manchmal unberechenbar, für ihren Glauben übertritt sie schon mal die ein oder andere Grenze. Ihre Figur wird im Laufe des Romans immer vielschichtiger und auch die anderen Charaktere sind nicht nur in Gut oder Böse zu unterteilen. Jeder glaubt für das richtige zu kämpfen, ob es jetzt Christen, Juden oder Muslime sind. Auch fand ich den Inquisitor Cornelius Scheppering wahnsinnig glaubhaft und gelungen.
Es geht quer durch Europa und Prange beschreibt das Leben in den vielen verschiedenen Städten, in denen Gracia gelebt hat, wunderbar lebendig, laut und bunt. Es ist fast so, als wäre man selber da. Die Riten und Gebräuche der Juden werden sehr schön beschrieben und gelernt habe ich auch noch ein wenig dabei. Ständig habe ich mit Gracia gebangt, aber gemocht habe ich sie nicht immer.
Hier wird zwar das Leben einer wirklichen Person beschrieben, aber ein Roman bleibt es trotzdem immer noch. Am Ende kann man Gracias Leben in Jahreszahlen genau verfolgen.

Die Gottessucherin ist was der Klappentext verspricht:" Mehr Leben passt in kein Buch"

Bild
Benutzeravatar
nanu?!
Krümel
Krümel
 
Beiträge: 209
Registriert: 25.02.2008, 14:53
Wohnort: Ostbelgien

von Anzeige » 05.05.2011, 21:44

Anzeige
 


Ähnliche Beiträge

Prange, Peter - Miss Emily Paxton
Forum: Historische Romane
Autor: nanu?!
Antworten: 2
Prange, Peter - Der letzte Harem
Forum: Historische Romane
Autor: nanu?!
Antworten: 2

TAGS

Zurück zu Historische Romane

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron