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Sinoué, Gilbert - Die Straße nach Isfahan




Sinoué, Gilbert - Die Straße nach Isfahan

Beitragvon Karthause » 22.03.2009, 11:23

In „Die Straße nach Isfahan“ erzählt Gilbert Sinoué vom wechselvollen Leben des Abu Ali ibn Sina, auch bekannt als Avicenna. Dieser war bereits in jungen Jahren der bekannteste Mediziner seiner Zeit. Aber er war nicht nur auf dem Gebiet der Medizin sachkundig, sondern auch auf dem des Rechts und der Astronomie. Von seiner Kindheit an ordnete er dem Erwerb von Wissen alles andere unter. Er erlebte die Ehren des schnellen Aufstiegs und die Schmach des tiefen Falls. Mehr als einmal musste er flüchten, weil sein Leben bedroht war.

Nachdem ich mich an den Stil Sinoués und das Namengewirr gewöhnt hatte, fand ich einen gut zu lesenden und hoch interessanten historischen Roman vor. Ich bekam Einblicke in die Medizintechnik des Mittelalters und war zugleich erstaunt, über welche Kenntnisse man zu damaliger Zeit bereits verfügte. Da aber der Protagonist nicht nur Mediziner war, erfährt der Leser viele interessante Details aus den anderen Wissensgebieten. Besonders gut haben mir die Ausführungen zum Zusammenleben der verschiedenen Religionen gefallen. Zeigen diese Abschnitte doch Probleme auf, die sich auch in unserer Zeit wiederfinden lassen. Sinoué lässt einen Erzähler sprechen, Al-Djudzani, Freund und Vertrauter des Abu Ali ibn Sina, und beschränkt sich bis auf wenige Ausnahmen auf die historischen Fakten. Nur an einigen Stellen fügt er die Meinung und Interpretation des Erzählers ein. So wirkt das gesamte Buch sehr authentisch und ich erhielt gute Einsichten in die Lebensumstände des 11. Jahrhunderts. Ein paar Längen gab es bei der Schilderung der Schlachten, in die der Protagonist involviert war. Aber mein Gesamteindruck von diesem Buch ist ein sehr guter. Informativ, unterhaltsam und historisch korrekt, so muss ein solcher Roman geschrieben sein. All das trifft auf diesen zu.

Mein Fazit: „Die Straße nach Isfahan“ kommt meinen Erwartungen an einen historischen Roman sehr nahe. Wer leichte, lockere Unterhaltung erwartet, wird vielleicht eine Enttäuschung erleben. Allen anderen Lesern dieses Genres kann ich dieses Buch empfehlen.

Der Autor (Quelle: Verlag Droemer Knaur)

Gilbert Sinoué, 1947 in Ägypten geboren, gilt als Meister des historischen Romans. Die Straßen nach Isfahan machte ihn berühmt. Der blaue Stein bescherte ihm 1996 den Prix des libraires. In Frankreich zählt Sinoué zu den erfolgreichsten Autoren des Landes.

Gebundene Ausgabe: 544 Seiten * Verlag: Bechtermünz * ISBN-10: 3860475142

:stern: :stern: :stern: :stern:

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von Anzeige » 22.03.2009, 11:23

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Beitragvon Krümel » 22.03.2009, 11:30

Karthause, habe ich das nocht recht in Erinnerung, dass dieser Sina als erstes den grauen Star operierte und den Blinddarm entdeckte bei Schweinen?

Würdest du mir zu einem Re-read raten? Meine Lektüre ist so um die 20 Jahre her.
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Beitragvon Susannah » 22.03.2009, 11:37

Es ist Jahre her, dass ich "Die Straße nach Isfahan" gelesen habe, aber der Eindruck, der nach dieser langen Zeit davon geblieben ist, ist ein durchwegs positiver. Zu der Zeit habe ich mehrere Mittelalterromane gelesen, weiß aber noch, dass dieser jedenfalls zu meinen Favoriten gehört hat.

Ich fand es sehr faszinierend, so detailliert über diese Zeit und die damaligen Methoden zu erfahren.

War schön, mal wieder an das Buch erinnert zu werden... :wink:
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Beitragvon Karthause » 22.03.2009, 11:45

Ja, Krümel, das hast du richtig in Erinnerung.

Einen Re-Read wird es zumindest bei mir nicht geben. Für mich ist dieser ein guter historischer Roman, aber kein sehr guter. Ich hatte mir erhofft, noch mehr zur Medizingeschichte zu erfahren, das kam ein bisschen kurz. Allerdings fand die Themen über das Zusammenleben von Angehörigen verschiedener Religionen sehr gut. Ich habe das Bch aber trotz mancher Längen gern gelesen.
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