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Vallgren, Carl - Geschichte einer ungeheuerlichen Liebe




Vallgren, Carl - Geschichte einer ungeheuerlichen Liebe

Beitragvon marilu » 20.06.2009, 16:01

Königsberg im frühen 19. Jahrhundert:
An dem Tag, als die kleine Henriette Vogel geboren wird, erblickt auch ein Junge das Licht der Welt. Beide sind Kinder von Freudenmädchen, doch während Henriettes Geburt normal verläuft, befürchtet der Arzt das Schlimmste für das groteske Menschenwesen, das er aus dem Körper seiner Mutter herausschneidet. Das Leben der jungen Frau kann er nicht retten, aber der "das kleine Ungeheuer" kämpft entgegegn allen Erwartungen um eine Chance zu leben. Hercule Barfuss ist kleinwüchsig, missgebildet, ohne äußere Ohren und Arme und zudem taubstumm - seine Defizite werden jedoch von einer ungalublichen Gabe aufgegwogen: er kann Gedanken lesen und sich in das Bewusstsein anderer einschalten, um so mit ihnen zu sprechen. Auf dieser Grundlage verständigen sich Henriette und Hercule während ihrer gemeinsamen Kindheit und eine zarte enge Verbindung entspringt zwischen den beiden.
... doch kleine Mädchen wachsen heran und stellen in dieser Welt einen Schatz dar, dessen Unschuld es zu versteigern gilt. Hercules Welt zerbricht an dem Tag, als Henriette an einen Sadisten verkauft wird. Zwar kann er seine geliebte "Schwester" vor dem Monster retten, doch diese Tat ist das Ende des Etablissements und ihre Wege trennen sich.

In den nächsten Jahre ist er auf der Suche nach seiner großen Liebe und durchwandert dabei die ganze Welt. Nach einem Aufenthalt im Irrenhaus, sieht er sich einem Mob in einem Kloster gegenüber, der überzeugt ist, dass er Wundertaten vollbringen kann. Nach dem Einbruch der Dorfbewohner in das Kloster reisen er und sein Beschützer Julian Schuster nach Rom, wo einerseits Inquisition und Tod auf sie warten, aber auch eine neue Chance in Form des Zirkusdirektors Barnaby Wilson, mit dem Hercule die Gabe des Gedankenlesens teilt. Nach einigen Verzögerungen schließt sich Hercule dem Zirkus an und nutzt dessen Fahrten für die verzweifelte Suche nach Henriette. Doch nirgends findet er eine Spur von ihr. Er selbst hinterlässt jedoch eine Spur, der die Inquisitoren folgen - überzeugt davon, diesen Dämonen von der Welt vertreiben zu müssen. Bei einem Attentat sterben seine Freunde im Zirkus, doch Hercule überlebt. Weil er nichts besseres weiß, reist er allein mit schwindenden Hoffnungen weiter bis er in Berlin in herunter gekommenem Zustand von einer Frau gefunden und errettet wird. Diese Frau ist Henriette, die ihn in ihr Heim aufnimmt und mit der Liebe überhäuft, die er sich ersehnt hat. Die beiden schwelgen im siebten Himmel, ungestört von Henriettes Ehemann. Doch das Unglück bleibt Bestandteil seines Lebens und ein tragischer Todesfall nimmt ihm sein Glück. In der Folge wird Hercule nur noch von seinem Hass und Rachsucht getrieben. Er verfolgt das Ziel, seine Feinde mit Hilfe seiner Gabe in den Tod zu treiben.

Ein unvergleichliches Erlebnis auf dem Höhepunkt seiner Macht lässt ihn umdenken und den Rest seines Lebens in ruhigere Bahnen gelangen.


Lange Zeit stand "Geschichte einer ungeheuerlichen Liebe" auf meinem Wunschzettel und als ich den Roman als Mängelexemplar sah, habe ich zugegriffen. Ich muss sagen, dass ich alles in allem doch enttäuscht wurde. Der Roman beginnt recht stark und die ersten 150 Seiten haben mich in die Handlung einsteigen lassen. Doch irgendwie war die zweite Hälfte nicht mehr so stark. Ich habe den Roman zwar ausgelesen, aber immer gehofft, dass er mich wieder mehr gefangen nimmt. Hat leider nicht sein sollen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Vallgren Details über den Zeitgeist aneinander gereiht hat, um zu zeigen, wie gut er recherchiert hat. Das ist mir bei einigen Romanen von Wolfram Fleischhauer auch aufgestoßen, doch hat er es meist geschafft, mich wieder in die Geschichte versinken zu lassen. Viele der Vorurteile, denen Hercule begegnet, hat man schon so oder ähnlich gelesen und so vermisste ich insgesamt einen Überraschungsmoment oder Aha!-Effekt.
Bemerkung zum Ende hat geschrieben:Der Wandel am Schluss und das versöhnliche Ende kamen mir zudem zu rasant und wirkten dadurch etwas unglaubwürdig. Einst ausgestoßen von der Gesellschaft ist Hercule nun Mittelpunkt einer Friede-Freude-Eierkuchen-Welt. Das ist mir leider zu undifferenziert und einfach.


Schade um die interessante Grundidee und den eigentlich spannenden Rahmen, aber es erschien mir alles etwas zu konstruiert, um "rund" zu sein.

Ich schwanke zwischen :stern: :stern: und :stern: :stern: :stern: tendiere aber zu der höheren Bewertung, weil der Anfang vielversprechend war.

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