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Harris, Joanne - Samt und Bittermandel




Harris, Joanne - Samt und Bittermandel

Beitragvon nanu?! » 12.07.2008, 15:08

DAS BUCH

Zwei alte Damen wagen den Ausbruch aus dem Altersheim, Aschenputtels Schwestern räumen endlich mit Vorurteilen auf, in einer Küche toben dämonische Kräfte, die Figuren eines unvollendeten Romans zwingen ihren Autor mit Gewalt zum Schreiben...
Joanne Harris illustriert mit bemerkenswertem Ideenreichtum, dass in den Merkwürdigkeiten des Alltags etwas Magisches steckt, das sich nur durch Phantasie und Eigensinn befreien lässt. Die vielseitigen Erzählungen im vorliegenden Band zeigen die Abgründe hinter den Fassaden unseres täglichen Lebens auf und öffnen den Blick für das, was wirklich wichtig ist.


Im Vorwort gesteht Joanne Harris das sie sehr ungeübt ist im schreiben von Kurzgeschichten. Es sei das erste mal das sie veröffentlicht werden und sie seien eher von experimenteller Natur.
Für mich hört sich das ein wenig nach einer Entschuldigung an, sollten einem die Geschichten tatsächlich nicht gefallen. Diese Sorge ist meiner Meinung nach völlig unbegründet, denn ich finde das Buch einfach genial.
Samt und Bittermandel, das sind 22 abwechslungsreiche Kurzgeschichten. Manche handeln von Magie, andere sind Science Fiction oder Fantasy. Manche spielen in der Gegenwart und sollen wachrütteln und zum nachdenken anregen. Sie sind meistens in der Ich-form geschrieben und bespickt mit rabenschwarzem Galgenhumor und bitterer Ehrlichkeit.
Am besten gefiel mir die Geschichte von Faith und Hope. Zwei alte Frauen die aus dem Altersheim flüchten um in London "verbotene" Sachen einzukaufen. Die eine wünscht sich Nabokov´s "Lolita", die andere möchte sich ein Paar sündige, rote Schuhe kaufen. Was Ihnen wunderbares passiert am Ende ihrer Spritztour ließ mir fast die Tränen in die Augen treiben.
Dann gibt es noch die Geschichte "Die hässliche Schwester". Da erzählt eine der Stiefschwester von Aschenputtel wie es wirklich war mit der "armen" Cinderella.
In "Die kleine Meerjungfrau" erzählt ein Rollstuhlfahrer die schreckliche Geschichte von "Flipper". Einem Mädchen ohne Arme und Beine, die im Wasser schnell wie ein Fisch schwimmen konnte und sich in den falschen Mann verliebte.
"Hallo, Goodbye" handelt von einer ziemlich modernen aber geschmacklosen Prominenten Beerdigung. Irgendwie witzig, was da alles so passiert, aber das Ende ist sehr schockierend.
Ich habe all die, manchmal verrückten, Geschichten genossen und hoffe das Joanne Harris bald wieder solch ein "Experiment" startet.
Ich finde sie kann über ALLES schreiben.

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von Anzeige » 12.07.2008, 15:08

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