Die Bretagne im Sommer 2002: Sechs Touristen, 2 Pärchen und 2 Singles, lernen zufällig einander kennen und verbringen ein paar unbeschwerte Urlaubstage. Nach diesem Urlaub trennen sich die Wege, es bleiben ein paar Urlaubsfotos sowie Tagebuchaufzeichnungen.
Sechs Jahre später werden nach und nach fünf der Beteiligten ermordet, jeweils unter brieflicher Ankündigung der Tat direkt an Inspektor Barbarotti. Der Fall erregt große Aufmerksamkeit im schwedischen Kymlinge, ist die Polizei trotz der Ankündigungen machtlos und kann die Taten nicht verhindern. Die Ermittler tappen lange im Dunkeln, während der Leser – durch die eingeschobenen Tagebuchaufzeichnungen, die von den Eskapaden der Urlaubstage genauso berichten wie von einem – nein, eigentlich zwei – tödlichen Zwischenfällen , immer einen Sprung voraus ist; ein Stilmittel, das einen ungeheuren Spannungsbogen erzeugt, der den Leser mit Leichtigkeit über die knapp 600 Seiten trägt. Dass es sich aber – wie der Titel schon anmutet – um eine „ganz andere Geschichte“ handelt, wird erst in den überraschenden letzten Kapiteln bewusst. Dass einige Fragen offen bleiben, scheint eine Eigenart Nessers zu sein, stört aber nicht weiters.
Inspektor Barbarotti hebt sich sehr angenehm von den „üblichen“ Kommissaren ab. Er ist nicht hauptsächlich mit der Lösung des Falles beauftragt, sondern ist einer der Ermittler, arbeitet im Hintergrund. Nebenbei hat er beide Hände voll zu tun, sein Privatleben auf die Reihe zu kriegen. Er ist geschieden, hat 3 Kinder. Seine jüngste Tochter ist eben flügge geworden und nach London gezogen, wo sie nicht unbedingt das Leben führt, dass sich der Vater vorstellt. Er selber hat sich mit Marianne angefreundet und beabsichtigt, sie zu heiraten, ein Umzug wird ins Auge gefasst. Der Leser nimmt Teil am Leben des sympathischen Barbarotti, schmunzelt über seine Gespräche mit Gott, mit dem er noch eine Rechnung offen hat, und folgt begeistert seinen philosophischen Gedanken.
Nach „Mensch ohne Hund“ ist „Eine ganz andere Geschichte“ der zweite Fall des Inspektor Barbarotti, im August 2009 erschien mit „Das zweite Leben des Herrn Rossi“ bereits sein dritter Fall.