Der inzwischen erwachsene Ich-Erzähler erinnert sich an die drei magischen Jahre, die er als Kind nach dem Tode seiner Eltern bei seinem Großvater lebte, der in einem kleinen Städtchen ein typisches „Café“ oder eher: eine typisch französische Bar hatte. Nach dieser Periode wird der Junge von der unbarmherzigen Obhut des Staates dem eventuell ja schadenden Umfeld einer Bar entzogen. Seinen geliebten Großvater sollte er nicht mehr wieder sehen, ja selbst dessen Briefe wurden ab einem bestimmten Zeitpunkt aus „Zensurgründen“ nicht mehr weitergeleitet.
Auch in dieser kurzen Erzählung lässt Claudel eine Welt erstehen, in der Dramatisches und eine gewisse Geborgenheit, Wärme zusammenkommen. Wenn man nicht aufpasst, kann man zwar nicht überlesen, dass der erwachsene Erzähler früh seine Eltern verlor, aber doch das „Wie“ noch dramatischerer Art. Auch der frühe Tod der Großmutter im Kindbett wird von ihrem Mann in melancholischer Art erinnert. Trauer und doch auch Lebensfreude sind nah beieinander. In wenigen Abschnitten zeichnet Claudel das Leben in einer Kleinstadt Frankreichs der 60iger Jahre, zwischen dem üblichen Alkoholgenuss einer gewissen Klientel in einer Bar, dem Konflikt zwischen Gläubigen und den „mécréants“, die sich, statt in der Kirche, so in der Bar zum „Gottesdienst“ treffen, den Hinterzimmern eben jener Bar, in der man die Beute des Wilderns inspiziert etc... Man mag sich fragen, ob diese Epoche nun so heute im Begriff ist zu verschwinden?! Dem zwischen leiser Trauer und Nachdenklichkeit einerseits, und gewisser Schroffheit und Brummeligkeit andererseits lebenden Opa widmet der Ich-Erzähler seine Zeilen.
Wunderbar!
Es ist zu hoffen, dass ein beherzter Verlag auch diesen Text bald auf Deutsch zugänglich machen wird, denn dass Claudel zu den ganz großen französischen Gegenwartsautoren gehört, steht für viele inzwischen fest.
Broschiert: 86 Seiten
Sprache: Französisch
Verlag: La Dragonne (Januar 2007)
ISBN-10: 2253120812
ISBN-13: 978-2253120810