Autorin: Sophia Paraschou
Seitenzahl: 128
Verlag: ANT Musik und Verlag
Erschienen: Auflage 1: November 2006
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3981098315
ISBN-13: 978-3981098310
Über das Buch
Der Böse Wolf lädt alle „Bösewichte“ der Märchen und deren Verfasser zu einem Kongress ein. Das Thema ist „Rassismus und Klischees in den Kindermärchen”. Endlich sollen mal die „Bösen“ zu Wort kommen. Hier müssen Missverständnisse, die sich über die Jahrzehnte und Jahrhunderte aufgebaut haben, beseitigt werden!
Um dieses Buch zu lesen, muss man folgende Voraussetzungen erfüllen:
1. Man muss (früher oder auch erst kürzlich) die Märchen „Rotkäppchen“, „Schneewittchen“, „Die Schöne und das Biest“, „Die drei Schweinchen“ oder/und „Der böse Wolf und die sieben Geisslein“ gelesen haben.
2. Der Arzt darf einem weder das Lachen noch das Denken verboten haben...
3. Man muss Fantasie wie ein Flugzeug, Humor wie ein Schiff und ein Gehirn wie ein Fallschirm (allerdings offen) haben.
Es handelt sich um einen Bericht über einen Kongress der ganz besonderen Art. Er wird vom Bösen Wolf veranstaltet und hat das Thema "Rassismus und Klischees in den Märchen". Der Böse Wolf will versuchen, die “Bösen” der Märchen wieder ins rechte Licht zu rücken und Missverständnisse auszuräumen. Geladen sind von den Gebrüder Grimm bis zum griechischen Kinderbuchautor Trivizas, und von Rotkäppchen bis zu Aschenputtel, alle. Natürlich fehlen Schneewittchen, die drei Schweinchen, Hexen und Feen, Elfen und Prinzen, schöne und
hässliche, nicht. Alle sollen auf diesem Kongress ihre Sicht der Dinge vortragen.
Mit den Zutaten guter alter Märchen baut Sophia Paraschou eine aktuelle Satire nach ihrem eigenen humoristischen Rezept auf.
Ein Märchen, nicht nur für den kleinen Leser, auch die Grossen werden ihre
Freude daran haben!
Über die Autorin
Sophia Paraschou wurde auf der Insel Karpathos geboren und lebt heute mit Ihrer Familie in Athen. Sie studierte in Athen Archäologie und arbeitete als literarischer Beirat der Stadt Piräus. Durch ein Stipendium studierte Sie anschliessend Literatur, Sprache, Theater und Bildung und machte ihr Diplom. Sie lehrt Kinderliteratur und neugriechische Literatur an der Universität Athen. Sie war fünf Jahre lang Mitglied der Jury für die Vergabe staatlicher Kinderliteraturpreise. Ausserdem beschäftigt sie sich mit dem Schreiben von Kinderbüchern. "Auch die Bösen haben eine Seele" ist Ihr achtzehntes Buch. Es wurde für den griechischen Jugendliteraturpreis 2006 nominiert.
Meine Meinung
Das Buch gehört für mich in die Kategorie satirisches oder ironisches Märchen. Eine augenzwinkernde andere Sicht der Dinge.
Aschenputtel, die Schöne (von das Biest), Schneewittchen, sie sind den meisten bekannt. Von den Bösen gibt es keine Namen, nur dass es die bösen Schwestern, die böse Stiefmutter etc. sind. Was mit ihnen nach dem Ende der jeweiligen Erzählung geschah, wurde nicht überliefert. In diesem Buch erfährt man mehr darüber.
Die Organisation des Kongresses fordert den Wolf ziemlich. Die Zusammenstellung der Gäste ist nicht ohne, zugesagt haben die Meisten. Jede und jeder hat den Auftrag, einen Vortrag zu halten.
Eingeladen wurden auch die Gebrüder Grimm, die gleich auch noch die nicht geladenen Herren Perrault und Andersen zum Kongress mitschleppen, und man begegnet Oscar Wilde und Eugene Trivizas.
Zur grossen Freude des Wolfes kommen tatsächlich unzählige Interessierte. Nebst einer Schulklasse mit Lehrer wollen unter anderem Schneewittchen, Aschenputtel, Rotkäppchen, die sieben Zwerge etc. hören, was die Bösen so zu berichten haben.
Herrlich, als die Diskussionen teils aus dem Ruder zu laufen drohen, ein runder Tisch einberufen wird und sich die Bösen einig sind, dass die Bücher umgeschrieben werden müssen. Sie können nicht ganz verstehen, dass die Schulkinder plötzlich zu weinen anfangen. Die Kinder wollen nicht, dass man ihnen den bösen Wolf, Rumpelstilzchen und Co. wegnehmen möchte.
Dennoch verbrüdern sich die Bösen mit den Guten noch im Kongresssaal, denken darüber nach, einen neuen Geschäftszweig zu eröffnen. Die Feen und Hexen zum Beispiel schliessen sich zusammen und bieten Kartenlesen, Tarot, Erfüllung von Wünschen und so weiter an, Die Stiefschwestern von Aschenputtel sollen mit zwei Prinzen verkuppelt werden, die auf Frauen mit grossen Füssen stehen, Schneewittchens Stiefmutter wird die schönste Grossmutter auf der ganzen Welt (Hauptsache, ein Schönheitstitel) ...
Der Wolf selber - dem nach wie vor, wenn er Rotkäppchen sieht, das Wasser im Mund zusammenläuft - ist konsterniert, als er feststellt, dass man ihn und Rotkäppchen als Partner ansehen könnte.
Er sehnt sich zurück nach der alten Ordnung...
Es ist ein unterhaltsam zu lesendes Buch, das für mich einen gewissen Unterhaltungswert hat und die altbekannten Märchen quasi mit einer Geschichte hinter der Geschichte ausstattet. Das "Was wäre, wenn..." regte mich aber nicht dazu an, die Märchen nun mit anderen Augen anzuschauen. Die Märchen sind eines, dieses Buch etwas anderes. Witzig finde ich die Idee, Schriftsteller/Märchenerzähler als Kongressteilnehmer kurz zu Wort kommen zu lassen und zu erzählen, wieso ihre Geschichten und Sammlungen so und nicht anders sind.
