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Procházková, Iva - Wir treffen uns, wenn alle weg sind




Procházková, Iva - Wir treffen uns, wenn alle weg sind

Beitragvon Dr.Who » 01.02.2009, 19:01

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Für den gerade erst 18 Jahre alten Mojmir wird es der Sommer seines Lebens.
Seine Lehrabschlussprüfung als Koch hat er mit Erfolg bestanden, eine fixe Anstellung ist ihm auch schon so gut wie sicher und eine Einladung von seiner “Omi” liegt auch schon auf dem Tisch der Leitung des Heimes in dem er, ohne Eltern, seine Kindheit und Jugend verbracht hat.
Mojmir ist ein bisschen anders als andere Jungen in seinem Alter. Im Gegensatz zu seinen Altersgenossen ist er gerne draußen an der frischen Luft, ist kreativ oder kocht einfach gerne. Fernsehen oder Internet sind ihm bei weitem nicht so wichtig und wohl auch deswegen hat er von EBS auch nur im Ohrenwinkel gehört.
EBS ist ein hoch ansteckender Virus der Menschen einfach “verdampfen” lässt. Nichts, außer die Kleider und Schmuck die der Betroffene getragen hat, bleiben vom Infizierten übrig.
Ohne sich groß Gedanken über diesen Virus zu machen fährt er zu seiner Oma in die Berge und muss feststellen das sie leider schwer erkrankt ist. Kehlkopfkrebs fesselt sie ans Bett und der hiesige Arzt gibt ihr nur noch mehr 2 Monate zu leben.
Aus der angepeilten Woche Urlaub werden so nun mehrere Wochen in denen Mojmir Omi bis zu ihrem Tode pflegt.
Während dieser Zeit in den Bergen verändert sich jedoch das Antlitz der ganzen Erde. Millionen und aber Millionen von Menschen infizieren sich in rasender Geschwindigkeit mit EBS und fallen dem Virus zum Opfer.
Lange Zeit von all dem unberührt, bekommt Mojmir eines Tages einen Anruf einer Freundin die im mitteilt das auch sein Bester Freund in ein Auffanglager für Infizierte gebracht wurde und auch sie selber gleich abgeholt werden soll.
Ab da realisiert Mojmir den Ernst der Lage und fast den Entschluss sein sicheres Nest zu verlassen und nach Prag zurückzukehren um nach seinen Freund zu suchen.


Iva Procházkovás Buch Wir treffen uns, wenn alle weg sind ist jetzt, angenehmer Weise, keine Messiasparabel in der ein junger Mann die Welt retten muss oder gar dem Geheimnis des Virus und seinen verheerenden Folgen auf die Schliche kommt. Viel mehr ist es ein Buch in dem auf simple aber sehr eindringliche Weise gezeigt wird wie die Regeln der Welt in nur wenigen Tagen außer Kraft gesetzt werden können. Rasch aus einer Demokratie ein Polizeistaat werden könnte in dem das Kriegsrecht, meist aber die Anarchie regiert.
Entsprechend düstere Bilder wirft Procházková auch auf die innere Leinwand des Lesers. Beklemmend gestalten sich die Botschaften von Außen die Mojmir über Funk und Fernsehen erreichen und noch mehr drückt es auf das Gemüt des Lesers wenn er versuchen will in das entvölkerte Prag zurück zu kehren.
Aber nicht alles ist trist und grau in diesem Buch. Mojmir findet auf seiner Reise auch neue Freunde und Begleiter. Leute die ihm selbstlos helfen ohne eine Gegenleistung einzufordern.
Der Schreibstil ist einfach und leicht zu lesen aber nicht ganz anspruchslos. Immer wieder liegen auf dem Weg, den wir mit unseren Helden gehen, kleine Weisheiten die sich uns nicht aufdrängen aber dennoch im Gedanken hängen bleiben.

Für Jugendliche (ab 16) und jung gebliebene, ist dies nicht nur ein nettes Buch für zwischendurch. Denn dafür erwartet den interessierten Leser eine zu gut durchdachte und spannend geschriebene Zukunftsvision.
Dr.Who
 

von Anzeige » 01.02.2009, 19:01

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