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Schädelin, Klaus - Mein Name ist Eugen




Schädelin, Klaus - Mein Name ist Eugen

Beitragvon oczitania » 04.04.2008, 22:04

Titel: Mein Name ist Eugen
Autor: Klaus Schädelin
Seitenzahl: 200
Verlag: Tvz Theologischer Verlag; Auflage: 26., Aufl. (2002)
Erschienen: 1955 (29. Auflage 2005)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3290114708
ISBN-13: 978-3290114701

Inhalt:
Aus der Sicht des 12-jährigen Eugen berichtet das Buch von allerlei Bubenstreichen und Abenteuern.
"Mein Name ist Eugen. Das sagt genug, denn eine solche Jugend ist schwer. Im nächsten Juli bin ich dreizehn Jahre alt, und der Eduard behauptet, das sei ein Geburtsfehler, der sich leider nur langsam korrigiere. Am nächsten Neujahr in acht Tagen wird er vierzehn, und das sei doch ein ganz anderes Gefühl.

Die Idee mit diesem Vorwort ist nicht von mir, sondern vom Wrigley. Der liegt mir schon lange in den Ohren, ein Buch zu schreiben. Denn wer das tue, der gehe in die Geschichte ein und wenn man es dann noch auf einen zweiten und dritten Band bringe, bekomme man am Ende ein Staatsbegräbnis, und man führe den Leichnam auf einer Kanone in den sogenannten Invalidendom, und sie, meine Freunde, werden meine Bahre tragen, und der Bundespräsident werde ihnen bis tief in die Augen blicken und ihnen die Hand drücken. Ohne einen passenden Schriftsteller wäre zum Beispiel der Robinson Crusoe völlig lackiert gewesen, und man hätte ihn auf seiner Insel vergessen. Darum solle ich mich beeilen. Ich brauche ja nur sämtliche Schicksalsschläge von uns braven Buben zu notieren, so sei der Weg zum Ruhm offen."

So beginnt Klaus Schädelins Kinderbuchklassiker aus dem Jahr 1955.

Innerhalb eines Jahrzehnts verkaufte sich das Buch 54.000 Mal und wurde zum Kultbuch der Deutschschweizer Nachkriegsgeneration. Damit ist es das populärste Schweizer Kinderbuch nach Johanna Spyris Heidi. Die Sprache – analog etwa zu Salingers The Catcher in the Rye – imitiert bewusst den Schulaufsatz-Stil eines Zwölfjährigen und ist gespickt mit Helvetismen. Ein Glossar ist hinten im Buch aufgeführt.

Autor:
Klaus Schädelin (* 17. September 1918 in Bern; † 13. Dezember 1987 ebenda) war ein Schweizer Pfarrer, Politiker und Schriftsteller.
Nach einem Studium der Theologie an der Universität Bern und der Universität Basel war er 1945 bis 1947 Vikar in Attiswil, 1947 bis 1949 Pfarrer in Hünibach am Thunersee und danach während neun Jahren an der Petruskirche in Bern.
1958 wurde er in den Berner Gemeinderat (Exekutive) gewählt und blieb darin, bis er 1973 nach einem Herzinfarkt vorzeitig pensioniert wurde.
Während seiner 16-jährigen Amtszeit amtierte er als Fürsorge- und Gesundheitsdirektor der Stadt Bern. Mit dem Afrikakenner René Gardi machte er 1960 eine Reise nach Syrien. 1973 war er Gründungsmitglied der Stiftung Terra Vecchia und ihr erster Präsident.
Schädelin liegt auf dem Berner Bremgartenfriedhof begraben.

Illustriert wurde das Buch von dem Kunsthistoriker Rudolf Schnyder (geb. 1931, bis 1996 Leiter der Abteilung Keramik am Schweizerischen Landesmuseum in Zürich, Extraordinarius an der Universität Zürich).

Meine Meinung
Für mich ist dieses Buch längst ein Klassiker, den ich immer wieder gerne lese.
Eugen, Eduard, Wrigley und Bäschteli sind vier Freunde, die miteinander durch dick und dünn gehen und sehr viele Abenteuer erleben. Dazu gehört das Ritterhelm anprobieren im Historischen Museum - und die anschliessende Überlegung, wie die Ritter das Ding wieder losgeworden sind, die Fahrt durch den Gotthardtunnel, wo sie einen Wanderschuh im Wagen befestigen um zu schauen, wie das mit dem Kehrtunnel funktioniert. Dass dabei die Sirupflasche im Weg war, und was danach passiert, wird herrlich beschrieben. Und dass die Familie Rieder, die sie unangemeldet besuchen, nichts mit "Readers Digest" zu tun hat, gehört zur abenteuerlichen Radtour durch die Schweiz. Ihre Erlebnisse in Zürich sind herrlich beschrieben, und immer wieder plagt sie auch ein wenig das schlechte Gewissen, welches sie aber mit dem nächsten Streich oder einer weiteren Ausrede schnell überdecken.
Wieso reden, denken und handeln Erwachsenen aber auch immer so missverständlich... :wink:
Es sind echte Lausbubengeschichten aus dem alten Bern.

Sprache und Stil entsprechen dem Aufsatz eines Jugendlichen. Es ist aber keinesfalls ermüdend zu lesen oder gar langweilig. Die vier Freunde zeigen ihre Sicht der Dinge und halten den Erwachsenen oft genug einen Spiegel vor. Die Reaktionen sind meist entsprechend und oft heisst es dann, sie seien noch Kinder und hätten keine Ahnung und sowieso zu schweigen. Argumentationsnotstand eben. Klaus Schädelin hat sich sehr gut in die Gedankenwelt 13- und 14-jähriger Jungs versetzt.

Gerüchte besagen, dass er dabei stellenweise seine eigene Biografie eingebracht hätte und dass einer der vier Freunde Richard von Weizsäcker sei. Gesichert ist, dass beide zusammen zur Schule gingen.

Der Film
2005, 50 Jahre nach seiner Publikation, wurde das Buch verfilmt. Ein Jubiläumsgeschenk, sozusagen.
Der Film ist nett, aber kein Muss, er hält sich über Strecken nicht (ganz) ans Buch, das hätte wahrscheinlich zu wenig "Action" gehabt. Deshalb hat es einige unlogische Szenen, die Filmfehler sind ein anderes Thema.
Klar ist, die vier Hauptdarsteller stehen den vier Protagonisten aus dem Buch in nichts nach - und damit meine ich nicht auf der Leinwand :wink:

Bild
oczitania
 

von Anzeige » 04.04.2008, 22:04

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