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Highsmith, Patricia - Der Schrei der Eule




Highsmith, Patricia - Der Schrei der Eule

Beitragvon marilu » 19.06.2008, 04:30

Originaltitel: The Cry of the Owl (1962)

Robert Forester hat New York verlassen, um Abstand zu seiner Ex-Frau Nickie zu erlangen. Sein Leben ist ruhig und beschaulich bis er seinen Impulsen folgt und ein junges Mädchen, Jenny Thierolf, in ihrem Haus heimlich beobachtet. Jennys Alltag und Beziehung zu dem jungen Greg geben seinem Leben etwas Struktur und Wärme.

Eines Tages lernen sie sich kennen und Jenny reagiert auf seine Beobachtungen überraschend positiv. Statt ihn als Bedrohung zu empfinden, lädt sie ihn zu sich ins Haus ein. Beide werden Freunde, wobei Jenny bald mehr für Robert empfindet. Sie verlässt ihren Verlobten Greg, weil sie erkennt, dass in ihrer Beziehung etwas fehlt. Sie weiß jedoch, dass Robert ihr gegenüber keine Liebe empfindet. Dennoch fühlen sie sich beieinander wohl und verbringen viel Zeit zusammen und mitunter übernachtet Jenny bei Robert. Die Gerüchteküche im Ort beginnt zu brodeln und bald verselbständigen sich die Dinge und die Geschichte steuert unaufhaltsam auf eine Katastrophe zu.

Meine Meinung:

Wo Highsmith draufsteht, ist auch Highsmith drin. Ein psychologischer Krimi erwartet die Leser und lässt ihn alles um sich herum vergessen. Aus kleinen Begebenheiten entwickelt sich unter bestimmten Umständen ein unheimlicher Sog. Intrigen, Selbstsucht, verletzter Stolz und schiere Boshaftigkeit fördern ein ungesundes Klima und zerstören das Leben vieler Menschen.

Mehr will ich nicht verraten, aber für mich ist "Der Schrei der Eule" nach einigen Anlaufschwierigkeiten einer der besseren Romane von ihr!

:stern: :stern: :stern: :stern:

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Beitragvon Cassa Dar » 19.06.2008, 08:03

Patricia Highsmith - eine Ewigkeit her, dass ich ein Buch von ihr gelesen habe. Aber ich erinnere mich noch, dass es spannend war. Es waren kleine Geschichten "Der Schneckenforscher".
Die Inhaltsangabe von dir läßt wirklich "Verwicklungen" ahnen, und vielleicht ist der Tipp von dir ein Hinweis für mich, mal wieder einen spannenden Krimi zu lesen.
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Beitragvon marilu » 19.06.2008, 15:34

@Cassa:
Ja, Verwicklungen über Verwicklungen. Und nur ein Wort zuviel könnte schon manchen Leser ärgern. Ich hatte die Wahl zwischen ausführlicher Inhaltsangabe und der Gefahr zu viel zu verraten oder nur wenigen Angaben und Zurückhaltung in der Bewertung. Deshalb die kurze Rezension.

Wie das bei Highsmith häufig so ist, liegt die Erklärung bald auf der Hand und die Faszination in der Beschreibung einer unheilvollen psychologischen Entwicklung - was mich häufig sehr fasziniert. Wer mein Leseschema kennt, weiss, dass mich diese Art Krimi mehr begeistert als die nach dem Schema "Wer war der Mörder, bzw. Verbrecher?".

Wer ausgeklügelte Ermittlungsarbeit erwartet, wird sicher enttäuscht. Wer jedoch Einblick in die Psyche von Opfern und Tätern möchte sowie die Beschreibung eines Sogs der Gewalt, der kommt hier auf seine Kosten.
An einigen Stellen hätten die Beschreibungen für meinen Geschmack noch tiefer gehen können (deshalb nur 4 Sterne), aber das ist eine KANN- und keine MUSS-Forderung meinerseits. :wink:

Ich kann Patricia Highsmith nur immer wieder empfehlen!
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Beitragvon Cassa Dar » 19.06.2008, 19:03

Ich habe gerade im Tauschticket nachgesehen. Den Krimi gibt s für ein Ticket als HC. Da werde ich gleich meiner Schwester eine Mail schicken, damit sie mir das Buch ordert. Bin schon gespannt, marilu, wie er mir gefällt. Aber ein paar Tage wird es schon noch dauern.
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Beitragvon marilu » 20.06.2008, 16:05

Cassa Dar hat geschrieben:Ich habe gerade im Tauschticket nachgesehen. Den Krimi gibt s für ein Ticket als HC. Da werde ich gleich meiner Schwester eine Mail schicken, damit sie mir das Buch ordert. Bin schon gespannt, marilu, wie er mir gefällt. Aber ein paar Tage wird es schon noch dauern.

Na, dann wünsche ich dir gute Unterhaltung und würde mich über deine Meinung hier freuen! Hoffentlich gefällt es dir... :D
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Beitragvon Cassa Dar » 20.06.2008, 20:28

Das Buch ist beim Tauschticket angefordert. Ich werde es als nächtes lesen.
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Beitragvon Coco » 20.06.2008, 21:09

Ich oute mich auch mal als großen "Patricia-Highsmith-Fan" :D

Ich habe alle ihre Bücher, außer den Kurzgeschichten, nacheinander vor ca. 15 Jahren gelesen.
An dieses kann ich mich leider nur noch vage erinnern.

Als sehr gut sind mir im Gedächtnis:

"Ediths Tagebuch"

"Leute die an die Tür klopfen"
Liebe Grüsse
Coco

-----------

:studie:

Charlotte Bronte - Villette
Gerhard Henschel - Abenteuerroman
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Beitragvon Susannah » 20.06.2008, 22:19

Ich mag Patricia Highsmith auch sehr. Vor allem (vielleicht weil es mein erstes Buch von ihr war) "Der süße Wahn". Das hab ich schon zweimal gelesen.

"Der Schrei der Eule" hat mir auch sehr gut gefallen. An Highsmith gefällt mir, dass sie eigentlich total unspektakulär schreibt und natürlich der für sie typische Tiefgang in die Seelen ihrer Chraktere - in erster Linie in die der Täter.
Nichts ist schöner und nichts erfordert mehr Charakter als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!
(Kurt Tucholsky)
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Beitragvon marilu » 21.06.2008, 08:59

"Ediths Tagebuch" mochte ich auch sehr gerne! Danke für die anderen Tipps, @Coco und @Susannah! Ich habe eine Liste mit Romanen und Kurzgeschichten von der Highsmith in meinem Wunschbuch. Nach und nach werde ich das hoffentlich alles ablesen! Da ist bestimmt noch eine Menge zu entdecken!
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Beitragvon Cassa Dar » 22.07.2008, 18:26

Der Schrei der Eule - ich bin jetzt auf Seite 182. Und es ist nur spannend. Leider muß ich jetzt außer Haus und das Buch aus der Hand legen.
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Beitragvon Cassa Dar » 23.07.2008, 08:14

So, ich habe das Buch gestern Nacht noch ausgelesen. Wahnsinn.

Ein kleiner Stein kommt ins Rollen und verselbständigt sich bis daraus eine Lawine wird, die nicht mehr aufzuhalten ist. Dieses Bild hat mich das Buch über nicht losgelassen. Unaufhaltsam strebte jede Handlung dem Ende zu und genau so zügig lies sich die Geschichte lesen.
Das Ende war grandios, obwohl ich eigentlich gern einen "Abschluß" gehabt hätte. Es fehlte mir so ein bißchen die Rehabilitation von Robert. Ist das Ende nicht typisch für Paticia Highsmith - ich erinnere mich nicht mehr so genau an frühere Bücher. Auf jeden Fall ein toller Krimi und ich bin froh, dass ich das Buch gelesen habe. Ich werde den Schrei der Eule gleich meiner Schwester ans Herz legen.

Danke marilu, ohne deinen Tip hätte ich keinen Krimi gelesen.
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Beitragvon marilu » 24.07.2008, 06:53

Mir fällt ein Stein der Erleichterung vomn Herzen, dass es dir gefallen hat! Freut mich, wenn du eine Autorin neu für dich entdeckt hast!

Was das Ende angeht:
ich fand es gut in seiner Art, weil sich jeder Leser selbst die Zukunft von Robert ausmalen kann. Mir persönlich gefällt es, wenn Spielraum für eigene Gedanken ist.
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