[center]Umberto Eco - Der Name der Rose [/center]
Ich stelle das Buch bei "Weltliteratur und Klassiker" ein, es könnte genau so gut bei "Kriminalromane" und "Historische Romane" stehen.
Für mich ist es aber Weltliteratur, und es wird sicher einmal zu den "richtigen" Klassikern gehören.
William von Baskerville, ehemaliger Inquisator, begleitet von seinem Novizen (und Erzähler der Geschichte) Adson wird in ein norditalienisches Benediktinerkloster berufen, um den mysteriösen Tod eines Mönchs, der offenbar durch ein Fenster stürzte, zu klären. Für die folgenden Tagen ist hoher Besuch angesagt, eine Delegation des Papstes sollte sich einfinden, um Grundfragen des Glaubens (z.B. "war Jesus Christus arm, dürfen Klöster reich sein?", "hat Christus gelacht - darf gelacht werden?") zu diskutieren.
Während des 7-tägigen Aufenthaltes geschehen noch weitere mysteriöse Todesfälle und William verdankt es seinem Wissen, seiner Erfahrung, seiner Menschenkenntnis und Intelligenz, dem Täter auf die Spur zu kommen.
Die Kriminalhandlung bildet eigentlich nur den Hintergrund dieses monumentalen Werkes. Auf fast 700 Seiten wird v.a. das Leben im mittelalterlichen Kloster geschildert, das Zusammenleben der Mönche, das von Neid, Eifersucht, Machtwahn aber auch tiefer Freundschaft geprägt ist.
Das Buch bietet auch eine Momentaufnahme des Zustandes des Christentums im 13. Jahrhundert. Der Machtkampf zwischen Papst- und Kaisertum um die Vorherrschaft, die Entstehung unzähliger Kleingruppen (Sekten), die jede für sich die Wahrheit beansprucht und nicht zuletzt das harte Vorgehen der Inquisition gegen (vermeintliche) Ketzer.
Auch Bücher spielen eine Schlüsselrolle in diesem Werk, spielt sich doch ein sehr großer Teil der Handlung in der klösterlichen Bibliothek ab.
Ich bin mit etwas "Bauchweh" an das Buch herangegangen, habe ich doch schon vor ca 15 Jahren einmal einen Versuch gestartet und letztendlich das Buch nach wenigen Seiten weggelegt. Mit Kirchengeschichte konnte ich damals gar nichts anfangen, die vielen lateinischen Begriffe (die im Anhang übersetzt werden), nervten mich gewaltig und die epischen Ausschweifungen des Umberto Eco konnten mich auch nicht faszinieren.
Jetzt aber war es wohl das richtige Buch zur richtigen Zeit! Ich konnte mich für die kirchengeschichtlichen Umstände (die sehr viel Platz einnehmen) genauso begeistern wie für die vielen philosophischen Gedanken. Und nicht zuletzt war auch die Krimihandlung recht spannend und die Lösung schockierend für einen Bücherfreund
Ein Buch, auf das man sich einlassen muss, das man nicht "nebenher" lesen kann. Doch wenn der Funke übergesprungen ist, dann hat man eine große Freude daran!
Den Film habe ich auch gesehen, er kommt (wie so oft) an das Buch nicht heran und ersetzt die Lektüre des Buches keinesfalls. Die Schwerpunkte des Buches stimmen mit den Schwerpunkten des Filmes keinesfalls überein, vieles wurde imFilm aufgebauscht, vieles (natürlich) weggelassen und v.a. das Ende extrem abgeändert (was mich eigentlich schon störte).
Allerdings ist auch der Film als Ergänzung absolut empfehlenswert, die Person des William von Baskerville mit Sean Connery perfekt besetzt.
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