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Fischer, Claus Cornelius - Und vergib uns unsere Schuld




Fischer, Claus Cornelius - Und vergib uns unsere Schuld

Beitragvon dubh » 11.02.2008, 21:19

Claus Cornelius Fischer, Und vergib uns unsere Schuld
Commissaris Van Leuweens erster Fall
(Ehrenwirth, März 2007)
ISBN 978-3-431-03702-9
Seiten; € 19.95 (geb.)



Zum Autor (Klappentext):

Claus Cornelius Fischer schrieb schon für 'Die Welt' und 'Die Zeit' und ist seit 1976 freier Schriftsteller, Übersetzer und Drehbuchautor. 1989 war er unter anderem mit Günter Grass, Norbert Blüm und Heiner Geißler Herausgeber der Satanischen Verse von Salman Rushdie in Deutschland. Seit 1989 hat er zahlreiche Romane und Drehbücher für Film (z.B. Blueprint) und TV (Tatort) geschrieben.Sein Roman "Goyas Hand" wurde für den aspekte-Literaturpreis nominiert. "Und vergib uns unsere Schuld" ist sein erster Kriminalroman.

Zum Buch:

"Einen Mord kann jeder begehen, aber das hier ist kein Mord. Es ist eine Erfindung!"

Am Abend des in ganz Holland wie ein Volksfest gefeierten Königinnentages wird in Amsterdam ein vierzehnjähriger Junge ermordet – unter Umständen, die sogar der Polizei das Blut in den Adern gefrieren lassen. Commissaris Bruno van Leuween, ohnehin belastet durch den Verfall seiner schwer kranken Frau Simone, nimmt in der sommerlichen Hitze beherrschten Grachtenstadt die Ermittlungen auf. Er ahnt nicht, dass der Schlüssel zur Lösung des Falls ausgerechnet in Simones Krankeit zu finden ist...

Meine Meinung:

Meine Erwartung war dank des lobenden und preisenden Klappentextes nicht gerade gering und dann das...
Selten habe ich einen so schlechten, ja so widerlichen Krimi gelesen! Angefangen hat alles mit dem so zackig aus dem Handgelenk geschüttelten Atmosphären-Primborium: da - jetzt vermute ich mal - Krimis in besonderen Regionen (Sizilien, Venedig, good old England ...) so gut funktionieren, dachte Herr Fischer wohl, man könne sich ja mal was ganz anderes einfallen lassen. Und da bietet sich Amsterdam mit seinen romantischen Gassen und dem vielen Wasser ja geradezu an, oder? Siehe da, man verlege eine schnöde Krimihandlung ins beschauliche Holland und würze das Ganze mit einer Prise Niederländisch (zumindest was die Anreden angeht) und augenblicklich hat man einen Bestseller.
Weit gefehlt - bei diesem Buch. Und für mich glücklicherweise der Beweis, dass sich noch nicht alles zwischen ein bißchen Hartpappe pressen lässt ohne erkannt zu werden...
Das Einzige was mir an diesem Buch wirklich einigermaßen gut gefallen hat war die Nebenhandlung: Van Leuweens Frau leidet nämlich an Alzheimer. Dies wurde gegonnt beschrieben, ebenso wie der Zwiespalt, der sich beim Kommissar immer weiter ausbildet - was tut man in solch einem Fall? "Muss" man sein Arbeitsleben komplett über den Haufen werfen? Wie kann es weitergehen?
Die Krimihandlung ist jedoch sowas von hanebüchen, dass ich mehrfach sehr kurz davor war, das Buch in die Ecke zu pfeffern. Reichlich Exotik :roll: durch Besuche bei Menschen(gehirn)fresser in Papua-Neuguinea (im übrigen der Stamm von Erfahrungsberichtlerin Sabine Kuegler) und ein völlig durchgeknallter und zu guter Letzt auch noch pädophiler Anthropologe sind da eher weniger das Salz in der Suppe denn eher die Tropfen, die das Fass zum Überlaufen bringen.

Fazit: No way! Nie wieder auch nur ein Krimi von Claus Cornelius Fischer.

Deutlich weniger als :stern:

Bild

Liebe Grüße
dubh
dubh
 

von Anzeige » 11.02.2008, 21:19

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Beitragvon Karthause » 11.02.2008, 21:30

Weniger als :stern: ist ja gar nichts. :shock: Danke für die Warnung, ich lasse die Finger davon.
Viele Grüße
Karthause

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Beitragvon dubh » 12.02.2008, 07:48

karthause hat geschrieben:Weniger als :stern: ist ja gar nichts. :shock: Danke für die Warnung, ich lasse die Finger davon.


Hallo Karthause,

naja, theoretisch hätte ich für die wirklich gelungene Alzheimer-Nebengeschichte noch anderthalb Sterne dazugeben können. Aber dazu soll das Buch zu sehr Krimi sein und die Nebenhandlung ist eben doch nur am Rande.
Würde Fischer einen Roman darüber schreiben, würde ich ihn vermutlich auch lesen...

Liebe Grüße
dubh
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Beitragvon alwin03 » 12.02.2008, 12:17

Wenigstens mal ein Autor den ich von der Liste streichen kann :mrgreen:

@dubh, schade um die vertane Zeit :cry:
Ich lese zur Zeit:

--------------------------------------- ???


wENN nUr meinE sCHleChte recht(s)SchreIbunG nICHT wÄr :cry:
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Beitragvon GinFizz » 24.02.2008, 16:29

Meine Empfindung war genau gegenteilig:

Commisaris van Leeuwen ist 54 Jahre alt und mit Leib und Seele Polizist. 18 Morde hat er Laufe seiner Dienstzeit aufgeklärt und nun hat er es mit einem Verbrechen zu tun, das viele Fragen aufwirft. Die Spuren deuten darauf hin, dass der Täter nicht aus unserer Zivilisation kommt.

Neben diesem schwierigen Mordfall hat er mit privaten Problemen zu kämpfen, ist doch seine Frau an Alzheimer erkrankt und bereits in einem Stadium, das eine Pflege zuhause kaum noch möglich macht.
Wir erleben hier einen Protagonisten, der sich im permanenten Konflikt zwischen Beruf und Privatleben befindet. Claus Cornelius Fischer schildert diesen Konflikt so intensiv, dass man sich dem nicht entziehen kann. Der Leser steht nie als unbeteiligter Dritter daneben sondern erlebt Wut, Verzweiflung Hilflosigkeit und Trauer sowohl aus Sicht von Comissaris van Leeuwen als auch seiner Frau Simone hautnah mit.

Das darüber der eigentliche Kriminalfall manchmal zu kurz kommt, habe ich dem Autor nicht übel genommen. Zu sehr sind mir der Commissaris und seine Frau ans Herz gewachsen.

Die geschilderten Morde, die dazu führenden Motive und Hintergründe fand ich "gelungen", wenn man das so überhaupt bezeichnen kann, weil es sich vom üblichen Krimi-Einheitsbrei deutlich abhebt und so völlig anders ist, als das was man in letzter Zeit so auf dem Krimi-Buchmarkt findet.
GinFizz
 

Beitragvon dubh » 02.03.2008, 09:05

GinFizz hat geschrieben:Die geschilderten Morde, die dazu führenden Motive und Hintergründe fand ich "gelungen", wenn man das so überhaupt bezeichnen kann, weil es sich vom üblichen Krimi-Einheitsbrei deutlich abhebt und so völlig anders ist, als das was man in letzter Zeit so auf dem Krimi-Buchmarkt findet.


Nur finde ich, dass man dabei bei der Wahrheit bleiben sollte und nicht irgendwelche Stämme in Papua-Neuguinea Dinge unterschieben soll, die so überhaupt nicht stattfanden. Das ist für mich Effekthascherei, die nur darauf abzielt unserere westeuropäischen Gemüter zu schockieren (unterlegt mit den passenden Geräuschen, die Gehirn essen eben so macht *kratz kratz*... :shock: ). Der Stamm vom dem berichtet wird, bewahrt seine Toten in seiner Mitte auf: er setzt sie zum Essen dazu und bettet sie abends zum Schlafen. Das mag auch schon sehr 'verwunderlich' sein, ist aber dennoch etwas anderes wie menschliches Gehirn zum Abendbrot zu sich zu nehmen.

Und auch die Pädophilen-Nummer ist nicht wirklich was neues in meinen Augen.

Aber was ich eben auch gelungen fand war die eingebaute Story mit der an Alzheimer erkrankten Frau - die man gerne noch viel mehr hätte ausbauen können und dafür den "Thriller"-Stempel streichen...

Just my 2 cents,
dubh
dubh
 



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