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Hillenbrand, Tom - Teufelsfrucht




Hillenbrand, Tom - Teufelsfrucht

Beitragvon nanu?! » 08.04.2011, 22:26

In seinem eigenem Restaurant "Deux Églises" führt der ehemalige Sternekoch Xavier Kieffer ein geordnetes Leben. Er hat der großen Sterneküche den Rücken zugewandt und kocht nun lieber in aller Ruhe luxembourgische, rustikale Speisen. Sein Restaurant ist mit seinen wenigen Tischen ein echter Insidertipp, umso erstaunter ist Xavier, als ein Restaurantkritiker sich ausgerechnet in seinem Lokal verläuft. Als der Tester dann nach Xaviers Vorspeise tot zusammenbricht ist es natürlich mit der Ruhe aus und vorbei. Als die Police judiciaire dann auch noch eine Visitenkarte des "Deux Églises" im Wagen des Kritikers findet, ist die Verwirrung komplett.
Kieffer ist nun Verdächtiger, stellt dann aber seine eigenen Recherchen an. Er scheint auf der richtigen Spur zu sein und deckt ungeheuerliche, kulinarische Machenschaften auf, und auf einmal steht Xaviers Leben auf dem Spiel.

Es ist zwar der erste Roman von Tom Hillenbrand, aber ich war richtig begeistert von dem Buch. Zum einen weil ich es besonders fand das die Geschichte in meiner Nähe passiert. Der Autor führt den Leser nicht nur nach Luxembourg, sondern auch an mehrere kleinere Orte an der Deutsch, Französischen und Luxembourgischen Grenze. Ich jedenfalls kenne noch keinen Roman der in Luxembourg spielt, das war für mich mal richtig originell.
Zum anderen wegen den vielen Luxembourgischen Ausdrücken, besonders wenn Xavier fluchen musste tat er es immer in diesem Dialekt den ich als Belgierin echt zum schiessen finde. Es kommen auch sehr viele Französischsprachige Ausdrücke vor, und ich kann mir vorstellen das ein Deutscher seine Probleme beim Verständnis haben könnte. Das Französische "Küchenlatein" zumindest wurde hinten übersetzt.
Der Roman ist in der Ichform gehalten. So weiß der Leser meistens nur soviel, wie Xavier gerade herausgefunden hat. Das steigert meiner Meinung nach die Spannung. Xaviers Charakter ist auch sehr detailliert beschrieben und passt auch sehr gut zu einem Koch. Er hätte einer von meinen früheren Kollegen sein können, mit seinem Hang für Ducals und gutem Wein.
Sehr gut beschrieben ist Xaviers Arbeit in seiner Küche. Der Autor muss sich schon sehr genau mit der "mise en place" in einer Großküche beschäftigt haben. Es hätte fast ein Auszug aus meinen Lehrbüchern sein können. Da es ja auch um die Sterneküche geht, beschreibt er auch unter welchem enormen Druck Sterneköche stehen und wie sie teilweise versuchen damit umzugehen. Meiner Meinung nach hat der Autor das sehr gut hingekriegt. Auch die Fernsehköche und deren Staralluren werden ein wenig aufs Korn genommen. Herrlich.
Ein toller Erstlingsroman von Tom Hillenbrand der sich mit einem tollen Ort und einem tollen Beruf auseinander setzt. Ich würde sogar weitere Geschichten von Xavier Kieffer und seinem "Deux Églises" gerne lesen.

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