Larsson, Stieg - Verblendung

Auch ich habe den ersten Teil mit Begeisterung gelesen. Die ersten 200 Seiten lesen sich wegen der vielen Beschreibungen und Rückerzählungen etwas mühsam für einen Krimi. Rückblickend aber zeichnet gerade das den Roman aus, weil die Figuren nicht, wie sonst bei Krimis bzw. Thriller üblich, nur austauschbare Superhelden ohne Charakter sind, sondern Menschen mit Vergangenheit und Tiefe. Gut, mit Momenten übertreibt Larsson, wenn er seiner Heldin ein fotografisches Gedächtnis verpasst oder deren bewegte Lebensläufe mit katastrophalen Schicksalsbegegnungen schmückt, doch so erhalten wir einige der kaputten Typen, wie sie in Skandinavien üblich sind... zumindest jene, die dort auf literarischer Verbrecherjagd gehen.
Die Spannung ist mit Momenten unerträglich und man möchte geneigt sein, über die wenigen Zufälle hinwegzusehen, die zur Auflösung des Falles beitragen. Insgesamt ein fesselndes Buch, das mich neugierig auf die Fortsetzungsbände macht.